Mein Düsseldorf Das Auto als Gesprächs-Hotspot

Düsseldorf · Viele Eltern fahren ihre Kinder aus einem besonderen Grund gern selbst zur Schule: Unterwegs haben sie Zeit und gute Bedingungen, sich mit ihnen zu unterhalten. Unsere Autorin Julia Brabeck schildert das Phänomen aus Mutter-Sicht.

Es sorgt immer wieder für Konflikte, das Zweite-Reihe-Parken vor Schulen. Wenn Eltern ihre Kinder dort abliefern, hat die Fahrt meist auch eine weitere Funktion erfüllt. Im Artikel unserer Redaktion zu diesem Thema hat eine Mutter als einen Grund für das Chauffieren ihrer 13-jährigen Tochter angeführt, dass das für sie beide "quality time" sei, in der sie ohne Ablenkung 20 Minuten miteinander reden könnten. Erstens ist zu hoffen, dass sie dennoch auf den Verkehr achtet, und zweitens, dass diese kurze Zeit nicht die einzige Gelegenheit für Mutter und Tochter ist, um ins Gespräch zu kommen.

Als Mutter dreier mehr oder weniger erwachsener Söhne möchte ich hier zugeben, dass eine Autofahrt manchmal einen nicht zu unterschätzenden Stellenwert bei der Kommunikation mit dem Nachwuchs hat - besonders in der Pubertät. Festgeschnallt im Auto ist ohne weiteres kein Ausweichen möglich, keine Flucht auch vor unangenehmen Themen. Und richtig sauer sein können die Kinder dann auch nicht, schließlich opfere ich meine freie Zeit, um ihnen mit dem Fahrdienst das Leben zu erleichtern. Man sitzt auf kleinem Raum intim beieinander, aber der Abstand wird dennoch durch die Mittelkonsole gewahrt. Und bei peinlichen Themen kann ich so tun, als müsste ich mich sehr auf den Verkehr konzentrieren, erspare dem Kind den "tiefen Blick in die Augen".

Wenn ich meine Jungs abhole, erfahre ich zudem unmittelbar, ob etwa das Tanztraining gut war, ob die Party Spaß gemacht hat, denn dann sind sie noch voll der Eindrücke und Erlebnisse. Dann wollen sie sich gerne mitteilen, ihren Spaß teilen oder die Sorgen loswerden. Später würde ich erfahrungsgemäß nur noch ein knappes "war gut" oder "läuft" als Information erhalten. Die gemeinsamen Fahrten haben also ihren Wert - allerdings nur, wenn sie sparsam eingesetzt werden. Und sie sollten nicht bewirken, dass das Kind unselbstständig wird und sie sollten schon gar nicht bis direkt vor das Schultor führen. Bei mir sind sie leider ein Auslaufmodell, die Jungs sitzen nach und nach selber hinter dem Steuer. Fahren wir gemeinsam, denke ich manches Mal an eine Stau-App, die helfen könnte, die Gesprächszeit zu verlängern.

(RP)
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