Düsseldorf-Süd Darya will am liebsten alle Kämpfe gewinnen

Düsseldorf-Süd · Mit 15 begann Darya Kasianova mit dem Boxen und gilt damit als Spät-Einsteigerin. Einer ihrer Trainer ist ihr Vater Alex, selbst Boxer, der sie zu Kämpfen mitgenommen hat. Heute ist sie erfolgreich.

 Viermal die Woche trainiert Darya Kasianova im Boxring. Außerdem geht sie regelmäßig ins Fitnessstudio und joggt.

Viermal die Woche trainiert Darya Kasianova im Boxring. Außerdem geht sie regelmäßig ins Fitnessstudio und joggt.

Foto: Olaf Staschik

Frauen und Sport, das ist heute normal - nicht nur Volleyball, Basketball, Tennis, Tischtennis, Handball. Auch die Männerdomäne Fußball haben die Frauen im Sturm erobert. Eine, die zu den Trendsettern gehört und ihrem Geschlecht hilft, eine Männersportart für die Damenwelt zu erobern, ist Darya Kasianova. Als Boxerin. Und Rechtsauslegerin.

Die im März 1993 in der Ukraine geborne Tochter von Boxer Alexander Kasyanov kam im Alter von sechs Jahren nach Deutschland. Und sprach kein Wort Deutsch. Aber sie war ehrgeizig und gelehrig. Heute spricht die in Hilden wohnende und für den Sportring Garath aktive Athletin deutsch akzentfrei. Lediglich das rollende "R" hat sie nicht ablegen können. Was manchmal zu der Frage führt, ob sie in Bayern aufgewachsen sei.

Momentan absolviert die 24-Jährige eine Ausbildung zur Elektronikerin. Sorge um eine Arbeitsstelle nach Abschluss ihrer Lehrzeit hat die 1,65 Meter große Frau nicht. "Ich bin froh und dankbar, dass ich von meinem Ausbildungsbetrieb Komatsu übernommen werde", " erklärt sie. Nicht ausschließen will sie allerdings, dass sie sich noch weiterbilden will.

Nach der zehnten Klasse verließ sie die Theodor-Litt-Realschule, baute das Fachabitur und begann ein Maschinenbaustudium. Das sagte ihr aber seinerzeit nicht wirklich zu. Weil sie etwas "praxisorientiert" tun wollte. Heute kann sie sich vorstellen, das Studium fortzuführen.

Im Boxen gilt sie als Spät-Einsteigerin: Mit 15 Jahren begann die Tochter von "Alex", zu trainieren. Natürlich, weil der Vater, der heute noch einer ihrer Trainer ist, sie stets mitgenommen hat - wenn sie wollte. Und sie wollte oft. Sie erinnert sich: "Ich war immer sportlich. Zu Beginn war das Boxtraining für mich eine tolle Art, etwas vielfältiges für meine Fitness zu tun. Boxen fordert Disziplin, Ausdauer, Schnelligkeit, Beweglichkeit, ein gutes Koordinationsvermögen. Überhaupt ist es eine komplexe Sportart, die den ganzen Körper, aber auch den Intellekt fordert." Und der Vater ergänzt: "Taktisches Denken, Willenskraft, Zeit- und Rhythmusgefühl sind enorm wichtig." Er muss es wissen, denn der 49-Jährige ist ab und an selbst noch aktiv.

Ehe Darya erstmals in den Ring kletterte, vergingen einige Jahre. Im Vorjahr bei ihrer Premiere verlor sie einen Kampf vor eigenem Publikum in Garath, bei dem sie eigentlich deutlich besser und genauer getroffen hatte als ihre Gegnerin. Doch der Vater meinte nur: "Das ist Lehrgeld. Darüber beschweren wir uns nicht, wir üben nie Kritik an Punktrichtern. Wir sehen, dass wir daraus unsere Lehren ziehen. Konterboxer habe es eben etwas schwerer."

So wurde weiter trainiert. Viermal in der Woche übt Darya - zweimal in Garath, zweimal in Hilden unter Uwe Ottehenning und seinem Trainerteam. Außerdem wird gejoggt, dazu geht es noch in ein Fitness-Studio. Seilchenspringen darf nicht fehlen. Und von Hilden aus fährt mit dem Fahrrad zur Arbeit. Sport ist ihr Leben. Das gibt sie zu, schränkt aber ein: "Neben dem Beruf, neben Freund Niclas und der Familie." Denn ihre Familie, und Niclas sind stets - auch lautstark - dabei, wenn Darya kämpft.

Genutzt hat der Trainingsfleiß der jungen Sportring-Dame mit dem etwas kräftigeren Händedruck: Im zweiten Kampf zeigte sie sich deutlich verbessert, den dritten gewann sie vor kurzem in Hilden vorzeitig. "Ehrgeiz treibt einen voran und Übung macht den Meister," versichert sie und macht klar, dass sie (keine besonderen) Ziele hat. Außer: "Ich will alle Kämpfe gewinnen, ich will schauen, wie weit ich noch komme, wie weit ich mich noch verbessern kann."

(RP)
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