Peter Kluth "Dann gibt's was auf die Nuss"

Düsseldorf · Der Jurist beendet sein Ehrenamt im Rathaus. Er würde mehr private Beteiligungen bei Stadttöchtern begrüßen. Der Stadtsparkasse wirft er vor, sich mit Stadt und Bürgern zu entsolidarisieren.

OB-Berater Peter Kluth beim Interview im Medienhaus der Rheinischen Post in den Schadow Arkaden

OB-Berater Peter Kluth beim Interview im Medienhaus der Rheinischen Post in den Schadow Arkaden

Foto: Andreas Bretz

Herr Kluth, bei Stadtunternehmen haben Sie teils einen schlechten Ruf. Haben Sie eine Ahnung, warum?

Kluth Mit einem schlechten Ruf muss man leben. Das gehört dazu. Wer Dinge verändern will, kann nicht von jedem geliebt werden.

Sind Sie gefrustet?

Kluth Nein. Als ich im Rathaus anfing, war ich ein Grünschnabel, was Verwaltung und Politik angeht. Wenn Sie von außen kommen, das sage ich jetzt rheinisch, gibt's immer was auf die Nuss. Man gewöhnt sich daran und lernt es zu akzeptieren.

Sie hören als Geschäftsführer der städtischen Holding genau an Ihrem 50. Geburtstag auf. Warum?

Kluth Mein Vater ist mit 55 an Krebs gestorben, da war ich 13. Das hat mich beeinflusst. Ich will mit meiner Lebenszeit bewusst umgehen. Mit Mitte 40 habe ich entschieden, nicht nur als Anwalt zu arbeiten, sondern ehrenamtlich etwas für meine Heimatstadt zu tun. Es war auf diese Zeit angelegt, jetzt kommt etwas Neues - wobei ich mich weiter für die Sportstadt und die Veranstaltungsstätten einsetzen werde.

Wie fällt Ihre Bilanz in der Verantwortung für städtische Töchter aus?

Kluth Durchaus positiv. Die Unternehmen stehen sehr gut da und werden gut gemanagt. Natürlich gibt es Herausforderungen, denn die Unternehmen wollen möglichst autonom sein, der Träger oder Eigentümer aber mitreden. Ich frage mich, ob es die Debatten bei Stadtsparkasse und Messe gegeben hätte, wenn es dort mehr oder überhaupt private Anteilseigner geben würde. Bei der Messe gab es ja mal den Vorschlag, den Minderheitsanteil der IDR zu verkaufen. Das brächte der Stadt bis zu 150 Millionen Euro, auf der anderen Seite gäbe es durch einen neuen Miteigner Impulse. Schauen Sie auf die teilprivatisierten Stadtwerke und den Flughafen. Haben Sie dort je solche Debatten öffentlich erlebt? Der Flughafen, zu 50 Prozent privatisiert, schüttet alle Gewinne aus.

Bei der Stadtsparkasse waren die Debatten heftig. Jetzt starten sie erneut.

Kluth Es wäre gut, Konflikte weniger emotional zu führen. Es geht ja stets um die Frage: Wie gut ist ein Unternehmen aufgestellt, was kann es leisten? Die Stadtsparkasse hat angesichts sehr hoher Gewinne immer so argumentiert, dass es nächstes Jahr schlechter wird. Ist es aber nicht. In vier Jahren ist das Eigenkapital trotz der Ausschüttungen um mehr als 50 Prozent gestärkt worden. Andererseits hat die Stadtsparkasse auch große Herausforderungen in ihrem Markt vor sich.

Sie kritisieren die Stadtsparkasse, weil sie ihr Sponsoring reduziert.

Kluth In meinen Augen hat sich die Stadtsparkasse mit der Stadt und ihren Bürgern ein Stück weit entsolidarisiert. Irgendwann ist die Frage, was sie von Geschäfts- oder Genossenschaftsbanken unterscheidet.

Ihr Rat an die Stadt insgesamt?

Kluth Das Wohl der Stadt tritt zu oft in den Hintergrund. Die Art und Weise der Diskussion um das Ed- Sheeran-Konzert etwa halte ich für wenig förderlich für Standortinteressen. Frank Schrader und Michael Brill, die beiden Experten der Stadt, haben hierzu eine klare Meinung.

Wer hat Sie besonders beeindruckt?

Kluth Stadtdirektor Burkhard Hintzsche und die Hoberg-Brüder, die die DEG unterstützen. Sie sind unprätentiös, zu 100 Prozent zuverlässig und zu null Prozent eigennützig. Bei ihnen habe ich was über das Gute im Menschen gelernt.

DAS INTERVIEW FÜHRTE UWE-J. RUHNAU

(RP)
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