Persönlich Daimler-Chef fährt "heim" nach Schwaben

Düsseldorf · Mercedes-Werksleiter Martin Kelterer wechselt in die Konzernzentrale nach Stuttgart.

Als er kam, musste er schmerzlich feststellen, dass Daimler zwar Düsseldorfs größter industrieller Arbeitgeber ist, dass aber davon kaum einer weiß. Als Martin Kelterer seinen Antrittsbesuch in Düsseldorf hatte, setzte er sich ins Taxi und bat, man möge ihn zu Daimler fahren. Das mag in Stuttgart funktionieren, nicht aber in Düsseldorf. Der gutgläubige Taxifahrer brachte den neuen Werksleiter jedenfalls zu einer Mercedes-Niederlassung in Düsseltal und nicht in sein Daimler-Werk. Das war vor vier Jahren.

Inzwischen ist aus dem gebürtigen Schwaben ein waschechter Düsseldorfer mit einem für einen rheinischen Wirtschaftsboss üblichen Netzwerk geworden. Kelterer mischt mit im Industriekreis, bei der IHK und im Verein Zukunft durch Industrie, er empfing vier Generationen von Prinzenpaaren, lernte viel über den Karneval und überließ den Jecken seine Sprinter für den Zoch. In seiner Amtszeit versuchte er, den Düsseldorfern klarzumachen, dass die Rheinmetropole (auch) eine Autostadt ist. Er holte die Bürger zur Langen Nacht der Industrie genauso ins Sprinterwerk wie NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin, Oberbürgermeister Thomas Geisel oder Ministerpräsidentin Hannelore Kraft.

Die schwerste Zeit, sagte er bei seinem Abschied gestern, war der Kampf mit der IG Metall um die Verlagerung der Sprinterproduktion für den US-Markt nach Amerika. 625 Stellen werden wegfallen. Wochenlang demonstrierten große Teile der 6700 Beschäftigten vor dem Werkstor.

Jetzt wechselt Kelterer nach Stuttgart in die Zentrale. Gestern verabschiedeten ihn Wirtschaftsvertreter und Kollegen - seine Sprecherin Anja Eschweiler hatte eine Präsentation mit rheinischem Grundgesetz in rheinischer Mundart vorbereitet. Die versteht Kelterer inzwischen. Seine gestern angereisten Stuttgarter Kollegen dagegen nicht.

(tb.)
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