Schiffsunglück auf dem Rhein Crew rettet Passagieren das Leben

Düsseldorf · Die Besatzung der MS Regina hat in der Nacht auf dem Rhein bei Düsseldorf eine Katastrophe verhindert. Die Crew sorgte dafür, dass alle 102 Passagiere des brennenden Fahrgastschiffs - britische Urlauber - sicher an Deck gelangten, wo sie auf ihre Rettung warteten.

Schiff gerät auf Rhein bei Düsseldorf in Brand
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Vier Personen erlitten Rauchvergiftungen. Hätte die Crew nicht so besonnen reagiert, hätte das Unglück weit schlimmer ausgehen können. "Hätten die nicht so gehandelt, dann hätte es Tote gegeben", sagt ein Feuerwehrsprecher.

Die Passagiere der MS Regina wurden am Freitagmorgen, 3.15 Uhr, unsaft aus dem Schlaf geweckt. In der Küche des Schiffs war ein Brand ausgebrochen. Nur in Bademantel und Schwimmweste mussten die Passagiere ihr Domizil in Höhe der Himmelgeister Fähre verlassen. An Bord befanden sich entgegen erster Meldungen nicht 40, sondern nur 32 Besatzungsmitglieder. 30 von ihnen blieben an Bord, um das Schiff wieder fahrttüchtig zu machen.

Glück im Unglück: Auf gleicher Höhe fuhr laut Feuerwehr ein baugleiches Hotelschiff kurz nach der Alarmierung in Höhe des Unfallortes vorbei. Über Funk wurde dieses Schiff zur Hilfe gerufen. Damit konnten die Passagiere der MS Regina in die Düsseldorfer Altstadt gebracht werden. Laut Feuerwehr sollte das Schiff zunächst in Höhe des Burgplatzes die Gäste absetzen.

Der Kapitän des zweiten Hotelschiffs entschied sich dann aber, dass die einfachste Möglichkeit sei, in Höhe der Rheinterrasse am Frankenheim-Kino (Steiger 1) zu halten. Während der 45-minütigen Fahrt untersuchten zwei Notärzte, vier Rettungswagenbesatzungen und sechs Feuerwehrmänner die Passagiere und zwei Mtiglieder des Bordpersonals.

Zehn der überwiegend älteren Fahrgäste hatten über Beeinträchtigungen durch Rauch geklagt, eine Frau habe einen Asthmaanfall bekommen. Insgesamt wurden vier Personen - drei Frauen im Alter von 58, 80 und 85 Jahren sowie ein weibliches Besatzungsmitglied im Alter von 34 Jahren - in ein Krankenhaus gebracht. Sie hatten eine Rauchvergiftung erlitten. Ansonsten habe es keine Verletzten gegeben.

Laut Feuerwehr hatten die Besatzungsmitglieder in der Nacht zu Freitag "ganze Arbeit" geleistet. "Als die Einsatzkräfte eintrafen, befanden sich Passagiere und Besatzung bereits sicher an Deck", sagte ein Sprecher der Feuerwehr. "So konnte Schlimmeres verhindert werden."

Teilweise hätten die Besatzungsmitglieder "unter Einsatz des eigenen Lebens" dabei mitgeholfen, eine Katastrophe zu verhindern. Wegen der langen Anfahrt war die Besatzung des Löschboots Düsseldorf erst 30 Minuten nach Alarmierung vor Ort.

Schwierig gestaltete sich dem Sprecher zufolge sowohl die Rettung der Personen als auch die Löschung des Brandes. Als die ersten Feuerwehrleute am Schiff eintrafen, mussten der Kapitän und seine Mannschaft sie mit Muskelkraft an Bord ziehen, weil das Rettungsboot niedriger war als Hotelschiff.

Beim Eintreffen der Retter war die Stromversorgung ausgefallen. "Das Schiff lag vollkommen im Dunkeln", beschreibt der Feuerwehrsprecher die Situation in der Nacht.

Wegen der ausgefallenen Stromversorgung konnte die Feuerwehr zunächst nicht auf die eigenen Löscheinrichtungen des Hotelschiffes zurückgreifen, was den Einsatz erleichtert hätte. Ein Elektriker des Hotelschiffes konnte die Versorgung für die Löschwassereinrichtung jedoch schnell wieder herstellen. Zwar sei laut Feuerwehr der Vorratsraum im Küchenbereich ausgebrannt, eine weitere Ausdehnung der Flammen konnte aber verhindert werden. Während der Löscharbeiten hatten die Feuerwehrleute mit extremer Hitze zu kämpfen, die mit jeder Luke, die sie im Inneren des Schiffs öffneten, größer wurde. Einige Bullaugen mussten eingeschlagen werden.

Gegen 6.30 Uhr - gut drei Stunden nach Ausbruch des Brandes - war das Feuer laut Polizei gelöscht. Die Passagiere wurden in einem Neusser Hotel untergebracht. Rund 70 Einsatzkräfte waren an den Rettungsarbeiten beteiligt, darunter auch Retter der Feuerwehr Neuss und der Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes. Zwei Mitglieder der Einsatzkräfte waren früher bei der Marine und kannten sich daher mit der Bekämpfung von Schiffsbränden besonders gut aus. Die Ursache für den Brand ist noch unklar, ebenso die Höhe des Sachschadens.

Am Freitagmorgen musste das Schiff, das in Himmelgeist festgesetzt wurde, entraucht werden. Wann es weiterfahren kann, ist bislang unklar.

Erst vergangenen Monat hatte es in Krefeld-Uerdingen einen ähnlichen Fall gegeben. Beim Anlegen am Steiger war am 17. Juni abends im Maschinenraum des Kreuzfahrtschiffes "MS Gerard Schmitter" ein Brand ausgebrochen. Alle 154 Passagiere und 34 Mitglieder der Besatzung mussten das Schiff verlassen. Eine Passagierin erlitt vor Aufregung einen Schwächeanfall und wurde im Rettungswagen behandelt. Nachdem der Brand gelöscht war, konnten die Passagiere jedoch zurückkehren.

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