Großveranstaltungen sollen abgesagt werden Düsseldorfs OB Geisel kritisiert Weisung des Landes

Düsseldorf · In Düsseldorf müssen bis Mitte April 38 Großveranstaltungen abgesagt werden. Der Oberbürgermeister hätte bei dem Erlass der Landesregierung eine andere Lösung bevorzugt.

 Düsseldorf OB Thomas Geisel während der Pressekonferenz.

Düsseldorf OB Thomas Geisel während der Pressekonferenz.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

In Düsseldorf werden auf unbestimmte Zeit Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern abgesagt oder finden nur unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Wie Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) mitteilte, wird sich die Stadt an die Weisung der Landesregierung halten, damit sich die Ausbreitung des Coronavirus verlangsamt und die Funktionsfähigkeit des Gesundheitswesens erhalten bleibt. Geisel, der sich vor dem Erlass gegen eine generelle Absage ausgesprochen hatte, sagte aber: „Es wäre im Interesse der Eindeutigkeit besser gewesen, wenn die Landesregierung von der Möglichkeit Gebrauch gemacht hätte, zu verordnen, selbst Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen zu untersagen. So bleibt die Zuständigkeit bei den örtlichen Behörden.“ Der OB hätte es bevorzugt, „wenn das Land, das die Weisung erteilt, auch gegebenenfalls das Haftungsrisiko übernimmt“.

Geisel hatte die Empfehlung von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), bei 1000 Teilnehmern eine Grenze zu ziehen, „ziemlich willkürlich“ genannt. Dass Geisel den Rat der Virologen und von Spahn anzweifelte, kritisierte Stefan Engstfeld, OB-Kandidat der Grünen: „Wir brauchen jetzt dringend einen kommunalen Aktionsplan zur Unterstützung der betroffenen lokalen Wirtschaft. Darum sollte sich das Stadtoberhaupt kümmern, anstatt Ansichten von Virus-Experten infragezustellen.“ Nach den ersten Todesfällen in NRW sei es Engstfeld lieber, pro-aktiv und präventiv zu handeln, als nur zu reagieren. „Über die 1000er-Regelung kann man diskutieren, aber irgendwo müssen wir eine Grenze ziehen.“

Die OB-Kandidatin der FDP, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, teilte ebenfalls gegen Geisel aus: „Wenn der Gesundheitsminister diese Maßnahme empfiehlt, dann hält man sich daran. Auch wenn sie vielleicht wissenschaftlich nicht begründet ist und die Debatte auch für mich doch gerade sehr überhitzt ist. Aber das ist Thomas Geisel: Er muss immer das letzte Wort haben.“ Strack-Zimmermann selbst hatte vor der Weisung aber auch noch zu der 1000er-Grenze gesagt: „Ob es jetzt 999 oder 1000 sind, spielt keine Rolle. Jeder Organisator von Veranstaltungen muss es für sich selbst wissen, ob er die Veranstaltung absagt oder stattfinden lässt.“

Für Stephan Keller, Kölner Stadtdirektor und OB-Kandidat der CDU in Düsseldorf, ist es die richtige Strategie, dem Rat der Virologen zu folgen. „Es stellt sich die Frage, auf was wir verzichten können. Den ÖPNV können wir sicherlich nicht stilllegen, auch wenn er von vielen Menschen benutzt wird. Aber auf Unterhaltungsangebote können wir für eine Zeit verzichten“, sagte Keller.

In Düsseldorf sind bis Mitte April von den Absagen 38 Veranstaltungen betroffen, für die bis zu 350.000 Menschen bereits eine Karte gekauft haben oder hätten. Die Stadttochter D.Live als Betreiber der Spielorte steht mit den Veranstaltern in Kontakt und möchte abgesagte Termine nachholen. Die Weisung des Landes werde aber sowohl das öffentliche Leben auf erhebliche Weise beeinträchtigen als auch gravierende wirtschaftliche Folgen haben, sagte Geisel.

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