Corona-Krise in der Landeshauptstadt Diese neuen Einschränkungen für Düsseldorf wurden am Sonntag beschlossen

Düsseldorf · Düsseldorf hat seine Maßnahmen gegen das Coronavirus am Sonntagabend noch mal verschärft. Nahezu alle Veranstaltungen werden verboten. Die Rheinbahn reduziert den Fahrplan. Alle neuen Regelungen im Überblick.

 Anzeigetafeln auf der Kö werben für Gesundheitsschutz.

Anzeigetafeln auf der Kö werben für Gesundheitsschutz.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Das Coronavirus versetzt Düsseldorf ab Montag endgültig in einen noch nie gekannten Ausnahmezustand. Der städtische Krisenstab hat sich am Sonntagabend auf eine Reihe von weiteren Einschränkungen für das öffentliche Leben geeinigt. Während die Sitzung in der Feuerwache an der Hüttenstraße noch lief, veröffentlichte die Landesregierung ihre Vorgaben. Teilweise überschneiden sich die Regeln. Über die genaue Ausgestaltung will die Stadt am Montag informieren. Diese Regelungen gelten ab jetzt:

Alle Veranstaltungen werden untersagt In Düsseldorf gelten zunächst bis 19. April Vorgaben, wie man sie von den sogenannten stillen Feiertagen wie Totensonntag kennt. Alle Veranstaltungen werden untersagt, wenn sie nicht dem Aufrechterhalten der „kritischen Infrastruktur“, also etwa dem Gesundheitswesen, nutzen. Zu den wenigen Ausnahmen zählen laut Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) Beerdigungen. Gastronomie wird nur noch mit bestimmten Auflagen zugelassen. Verboten ist laut Geisel Gastronomie mit „Party-Charakter“. Erlaubt sind Gaststätten mit bis zu 50 Sitzplätzen, die weit auseinander liegen. Die genauen Regelungen werden noch veröffentlicht. Geisel rief am Abend in einer Videobotschaft dazu auf, möglichst jeden sozialen Kontakt zu vermeiden, um die Zahl der Ansteckungen zu minimieren. Zugleich bräuchten insbesondere Senioren die Unterstützung der Stadtgesellschaft, etwa bei Einkäufen.

Rheinbahn stellt auf Samstagsfahrplan um Busse und Bahnen fahren am Montag noch wie gewohnt, der Verkehr wird dann aber im Laufe der Woche ausgedünnt. Oberbürgermeister Geisel fordert dazu auf, Bus und Bahn nur noch für unverzichtbare Fahrten zu nutzen. So sollen Mitarbeiter von Infrastruktur-Einrichtungen, zu denen etwa auch Polizei, Feuerwehr oder Müllabfuhr gehören, zur Arbeit kommen. Das ist die Personengruppe, die auch Anspruch auf eine Not-Betreuung in den Kitas hat.

Prioritäten bei den Tests Die Zahl der Corona-Infektionen steigt sprunghaft. Dadurch kann es zu Engpässen beim städtischen Diagnosezentrum kommen. Daher werden Tests nur noch für Mitarbeiter der kritischen Infrastruktur angesetzt. Alle anderen Verdachtsfälle sollen sich in freiwillige Quarantäne begeben – haben aber natürlich weiterhin Anspruch auf medizinische Behandlung.

Akkreditierungsstelle Die Stadt will eine zentrale Stelle einrichten, bei der sich Personen und Organisationen als bedeutend für die kritische Infrastruktur registrieren lassen können.

Reaktionen Die letzten Wochen standen in Düsseldorf bereits voll im Zeichen von Corona. Für viele Bereiche gibt es nun klare Vorschriften, die sich auch Gastronomen wünschen. 50 Düsseldorfer Restaurant-Betreiber haben sich am Sonntagnachmittag von sich aus zu einer Krisensitzung getroffen. „Wir brauchen eine klare, nicht-interpretierbare Regelung“, sagte Kerstin Rapp-Schwan, die wie viele Kollegen ihre Existenz bedroht sieht. Wie die Auflagen genau aussehen, das sei noch nicht mitgeteilt worden, kritisierte Rapp-Schwan. Spätestens seit der Ansprache der Kanzlerin zur Lage der Nation am Donnerstagabend „kommt keiner mehr“, so die Gründerin der Schwan-Restaurants, die fürchtet, dass die Regelung der Landesregierung „ein Sterben auf Raten ist“. Die Düsseldorfer Gastronomen hoffen jetzt auf einen Rettungsschirm, „sonst sind 80 Prozent der Lokale in sechs Wochen zu“.

Erleichtert reagiert derweil Katrin Schindler, Chefin des Boulevardtheaters Komödie, auf die angeordneten Theater-Schließungen. Die vergangenen zwei Wochen seien „sehr hart“ gewesen: „Wir haben kaum Karten verkaufen können, viele Düsseldorfer waren zurecht verunsichert.“ Ohne die Vorgabe des Landes beziehungsweise der Kommune habe sie zum Beispiel keine Möglichkeit gehabt, Kurzarbeit in die Wege zu leiten. Für ihr Haus seien rund 30 Mitarbeiter tätig, davon 14 Festangestellte. Sie stehe nun dennoch wie vergleichbare private Theater in der Stadt vor einer „existenziellen Katastrophe“: Am Montagmittag will sie mit Düsseldorfer Intendanten in einer Krisensitzung mit OB Geisel und Kulturdezernent Hans-Georg Lohe darüber sprechen.

Die fünf Filmkunstkinos – das Metropol, das Atelier, das Bambi, das Souterrain und das Cinema – haben ab Montag geschlossen. Nico Elze, Geschäftsführer des Metropol, hofft, dass es staatliche Unterstützung oder Förderung geben wird. Vielleicht wird der eine oder andere Vermieter auf die Betreiber zugehen. Sollte das nicht der Fall sein, „dann werden wir ohne Hilfe maximal noch sechs Monate überstehen“. Schon in den letzten Tagen hatte der Kinobetreiber einen deutlichen Rückgang der Gäste verzeichnet.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, die Rheinbahn stelle auf „Samstagsfahrplan“ um - so lautete ursprünglich die Information des Oberbürgermeisters. In Wahrheit ist es der Sonntagsfahrplan. Wir haben den Artikel entsprechend korrigiert.

Anmerkung der Redaktion, Teil 2: Tatsächlich handelt es sich um den Samstagsfahrplan - die ursprüngliche Information war korrekt, wie die Rheinbahn jetzt bekanntgab.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort