Konjunktur in Düsseldorf Wie Corona die Wirtschaft spaltet

Düsseldorf · Insgesamt bessert sich die Stimmung bei den Unternehmen. Die Konjunkturumfrage der IHK zeigt aber auch die große Kluft zwischen Gewinnern und Verlierern der Krise.

 Hauptgeschäftsführer IHK Düsseldorf: Gregor Berghausen.

Hauptgeschäftsführer IHK Düsseldorf: Gregor Berghausen.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Die Unternehmen in der Stadt blicken wieder etwas zuversichtlicher in die Zukunft, das zeigt die Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) zur Konjunkturerwartung. Die Antworten der rund 850 Betriebe aus den Bezirken Düsseldorf und Mittlerer Niederrhein mit zusammen 82.500 Beschäftigten zeigen aber über diesen Durchschnittswert hinaus, wie deutlich sich Gewinner und Verlierer der Krise herauskristallisieren. Das zeigt sich sogar innerhalb einzelner Branchen. So hellt sich die Stimmung im Einzelhandel insgesamt zwar wieder auf, aber: „Während Pandemie-Gewinner wie Baumärkte profitieren, gehören Bekleidungsgeschäfte beispielweise zu den Verlierern“, sagt Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein. Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf, nennt zudem Gastronomie, Hotellerie, Freizeit- und Tourismuswirtschaft, die als Dienstleister besonders heftig von der Krise erwischt wurden. Aber auch Spediteure und Werbeagenturen gehörten bei den Dienstleistern zu den Verlierern. Viel besser bewerten Lage und Aussichten in dieser Branche dagegen IT-Unternehmen, Immobilienwirtschaft, Versicherungen und Finanzdienstleister. Die staatlichen Hilfen nicht nach Branchen zu vergeben, hält Berghausen wegen der so unterschiedlichen Betroffenheit für richtig. „Es ist viel zielführender, sich an den Umsätzen zu orientieren.“

Sein generelles Fazit auf Grundlage der Umfrage: „Es ist nicht so schlimm gekommen wie befürchtet, aber die Erholung dauert länger als erhofft.“ Die Unternehmen gehen nunmehr davon aus, dass das Vorkrisenniveau erst Anfang 2022 erreicht werden kann. So zeigen sich insbesondere große Unternehmen zurückhaltend bei ihren Investitionsplänen und kündigen den Abbau von Arbeitsplätzen an, wenn auch etwas abgeschwächt gegenüber den  im Sommer abgefragten Erwartungen. Auch für dieses Jahr rechnen rund 60 Prozent aller Betriebe mit einem Umsatzrückgang.

Selbst in der so lange boomenden Baubranche trüben sich die Aussichten etwas ein. So unbeschadet man bislang durch die Krise gekommen ist, Auswirkungen erwartet man im nächsten Jahr aus mehreren Gründen: Die öffentliche Hand wird weniger Geld zur Verfügung haben, auch insgesamt gegen Investitionen zurück und Homeoffice wird womöglich zu weniger Bedarf an Büroraum führen.

Der Blick zurück zeigt, wie sehr die Industrie von der Pandemie und ihren Folgen getroffen wurde. Obwohl die Unternehmen ihre Lage wieder etwas besser einschätzen, stellt der ermittelte Umfrage-Wert den schlechtesten seit zehn Jahren dar. Aber es gibt Hoffnung: Die Erwartungen haben dank besserer Exportperspektiven deutlichen Aufschwung erfahren. Vor allem für das Geschäft mit Ge- und Verbrauchsgütern gilt diese Einschätzung. Denn auch die Industrie ist wie bereits in den anderen Branchen gesehen sehr unterschiedlich vom Abschwung gebeutelt. Wer beispielsweise auf die vor allem von Unternehmen nachgefragten Investitionsgüter, also Produktionsmittel, spezialisiert ist, blickt aufgrund der erwarteten Zurückhaltung bei Investitionen deutlich weniger optimistisch in die Zukunft.

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