Freizeit in Düsseldorf Sommernachtstraum unter Bäumen

Cornelia Wendel hat ihr Schattentheater von der Carl-Sonnenschein-Grundschule in den Grafenberger Wald verlegt. Dort können vor allem Kinder das Shakespeare-Stück an sechs Stationen neu erleben.

 Cornelia Wendel hat den von den Schülern der Schattentheater AG gestalteten Figuren im Wald ein neues Zuhause gegeben.

Cornelia Wendel hat den von den Schülern der Schattentheater AG gestalteten Figuren im Wald ein neues Zuhause gegeben.

Foto: Marc Ingel

Spaziergänge sind ja in diesen Zeiten wieder mächtig im Kommen. Nur Kinder finden das Wandern in der Natur meist doch eher etwas langweilig. Ein bisschen Spannung, ein Anreiz, einfach eine Beschäftigung währenddessen könnte da die Stimmung schon anheben. Die hat Cornelia Wendel mit ihren Schattenfiguren im Grafenberger Wald geschaffen. Normalerweise leitet sie in der Nachmittagsbetreuung der Carl-Sonnenschein-Grundschule die Schattentheater-AG: Zu Geschichten berühmter Schriftsteller (oder zu komplett selbst ausgedachten) werden Figuren und Kulissen gebastelt, dann kommt es auf der Schattenbühne zur Aufführung, gerne im Zusammenspiel mit dem Schul-Orchester. Nur: „In Zeiten von Corona sind Aufführungen leider vorerst nicht drin“, sagt Wendel. „Daher gehen unsere Figuren jetzt nach draußen.“

2016 haben die Schüler Shakes­peares Sommernachtstraum inszeniert. Und genau diese Figuren leben jetzt im Grafenberger Wald in den Bäumen. Stets etwas abseits des Weges erwarten Kobold Puck und Elfenkönig Oberon, Athen-Herrscher Theseus und Prinzessin Hermia die jungen oder auch älteren Entdecker. „Man kann sich an den sechs Stationen einen kleinen Text vorlesen lassen, passende Musikstücke hören oder die Figuren auch zu Hause nachbauen“, erklärt Wendel die Idee, die ihr schon seit längerem im Kopf herumspukte. „Jetzt war der ideale Zeitpunkt, das umzusetzen.“

„Rausführung statt Aufführung“ hat sie ihr Projekt getauft. Auf der Internetseite des Schattentheaters ist genau beschrieben, wo es langgeht (Start ist gegenüber des Wildparks), stehen die kindgerecht aufbereiteten Texte zum Nachlesen oder Vorlesen lassen in einer Soundcloud, Tochter Leonie hat sie eingesprochen. Lieder und Musikstücke wie der Hochzeitsmarsch können auf Youtube abgerufen werden, und auf diejenigen, denen der einstündige Rundgang (idealerweise mit einem Smartphone) so richtig Spaß gemacht hat, wartet dann auch noch ein Bastelbogen für die Schattenfiguren zum Selbermachen.

 Den neunjährigen Mädchen Martha, Janina und Romy sowie dem fünfjährigen Theo hat der Shakespeare-Rundgang viel Spaß gemacht.

Den neunjährigen Mädchen Martha, Janina und Romy sowie dem fünfjährigen Theo hat der Shakespeare-Rundgang viel Spaß gemacht.

Foto: Marc Ingel

„Der Wald ist natürlich der optimale Ort für den Sommernachtstraum“, sagt Wendel. Denn immerhin spielt die Geschichte ja zum Teil auch im Wald. Hierhin will Prinzessin Hermia mit ihrem Angebeteten Lysander fliehen, hier ist das Reich von Oberon, dem mächtigen König der Elfen, hier lebt er zusammen mit Titania, seiner funkelnd schönen Elfenkönigin und den vielen kleinen Kobolden und anderen Elfen. Dort lässt sich das fiktive Geschehen aus der Feder des berühmten englischen Dichters demnach mühevoll nachvollziehen. Und es gibt sogar ein richtiges Happy End, was bei Shakespeare ja nicht unbedingt die Regel ist.

Das Feedback der Kinder, die sich bereits auf die „Rausführung“ eingelassen haben, war jedenfalls durchweg positiv. „Wir hatten viel Spaß auf der Tour. Wir hatten eine Bluetooth Box dabei und haben über Soundcloud dann die passenden Texte gehört. Später haben wir dann auch mit Mendelssohns Hochzeitsmarsch den Grafenberger Wald beschallt – was die Mädchen lustig fanden und viele Passanten amüsiert hat“, schrieb ihr eine Mutter. Dass die Figuren auch Wochen später noch an ihrem Platz hängen, ist ebenfalls eine Selbstverständlichkeit. Daher kann sich Cornelia Wendel, von Hause aus eigentlich Juristin, durchaus vorstellen, dass sie weitere dieser Kultur-Routen inszeniert, auch wenn die Pandemie ein Ende hat und Aufführungen in der Schule wieder stattfinden dürfen.

Dass die Schattentheater AG an der Carl-Sonnenschein-Grundschule über fast schon professionelle Strukturen verfügt, beweist die Einladung der Schüler aus Düsseltal zum „Fritz“ in Bochum, dem Preis für Figurentheater und Puppenspielkunst, im vergangenen Jahr. Dort nahmen sie mit ihrem Stück „Der Zauberstoff“ teil und sammelten nachhaltige Eindrücke – auch wenn sie am Ende nicht gewannen.

Weitere Informationen unter
www.schatten-theater.de

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