Rocker in Gerresheim Clan 81: Politik setzt auf Kontrolle

Düsseldorf · Kommunalpolitiker aus Gerresheim fürchten um die Entwicklung ihres Stadtteils, wenn sich der den Hell's Angels nahe stehende Motorradclub im Bunker ansiedelt. Eine eigens einberufene Kommission der Bezirksvertretung soll nun Expertenmeinungen einholen.

 Zeigen lieber ihre Kutten als ihr Gesicht: Die Vorstandsmitglieder des Motorradclubs Clan 81 vor ihrem künftigen Vereinsheim im Gerresheimer Bunker. Im Oktober soll hier eine Biker-Party steigen.

Zeigen lieber ihre Kutten als ihr Gesicht: Die Vorstandsmitglieder des Motorradclubs Clan 81 vor ihrem künftigen Vereinsheim im Gerresheimer Bunker. Im Oktober soll hier eine Biker-Party steigen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Das "Red Pearl" im Gerresheimer Bunker soll Leben in die südliche Heyestraße bringen. In den Räumen des früheren "La Bamba" soll ab Monatsende Schlagermusik erklingen. Essen wird in der Pizzeria gegenüber bestellt — "so tragen wir zu besseren Umsätzen in den benachbarten Lokalen bei und bringen neues Leben in die Heyestraße", ist Thomas Thönes überzeugt. Dabei betont er, dass der Pearl-Wirt zwar Mitglied im Motorradclub Clan 81 ist, zu dessen Vorstand Thönes zählt. Aber der Club, der ein Stockwerk höher seinen Vereinsraum einrichtet, habe mit dem Lokal nichts zu tun. "Das wird keine Rockerkneipe." Auch wenn für Oktober eine Biker-Fete geplant ist.

Innige Kontakte

Die Adresse haben schon jetzt nicht bloß Motorradfans gespeichert. Im Landeskriminalamt, bei der Düsseldorfer Polizei und der Staatsanwaltschaft behalten die Experten für das Organisierte Verbrechen den Clan im Auge, der erst vor knapp zwei Wochen auf dem Radar der Ermittler erschienen war, und der aus seiner Nähe zu den Hell's Angels keinen Hehl macht. So lange sich die Clubmitglieder gesetzestreu verhielten, heißt es bei den Fahndern, sei gegen den Clan nichts einzuwenden. Man werde eben darauf achten.

Eigentlich hätte es nicht einmal eine Kneipe werden sollen, geschweige denn das Vereinsheim eines Motorradclubs, der nach eigenem Bekunden innige Kontakte zu den berüchtigten Hell's Angels pflegt. Als Thomas Thönes sich an den ehemaligen, langjährigen CDU-Ratsherrn Gunther Philipps wandte, soll er das in seiner Funktion als Vorstand eines Jugendhilfevereins aus Flingern getan haben. "Er fragte mich nach einem Probenraum, da habe ich ihn an die Bunkerbesitzer vermittelt", sagt Philipps jetzt. Von Thönes' Motorrad-Kontakten will er nichts gewusst haben.

"Wir bemühen uns gerade darum, das südliche Gerresheim mit der Sanierung des alten Bahnhofs und mit der Bebauung des Glashüttengeländes aufzuwerten", sagte der Vorsitzende der Bürger- und Heimatvereins, Wolfgang Ohneck. Deshalb hielten viele Gerresheimer es für problematisch, wenn sich an dieser Ecke der Motorradclub "dieser Art" festsetzt. Das könne die Bemühungen erschweren und möglicherweise Investoren für die neuen Projekte abschrecken. Es gebe zudem noch einige Probleme mit der Integration von Gruppen unterschiedlicher Nationalitäten, die noch nicht abgeschlossen sei. Zusätzliche Schwierigkeiten machten die Lage nicht leichter.

Die CDU-Bezirkspolitiker teilen nach Aussage von Rainer Klöpper, Fraktionssprecher in der zuständigen Bezirksvertretung 7, diese Einschätzung. Die Stadt müsse alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um die Anmietung zu verhindern. Klöpper befürchtet, dass an vielen Abenden viele Motorradfahrer den Bunker anfahren und der Lärm der Maschinen unerträglich werde.

Auch Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) sorgt sich um die Zukunft des südlichen Teil von Gerresheim. "Das ist alles sehr unerfreulich. Wir bemühen uns seit Jahren darum, diesen Bereich aufzuwerten und auf eine bessere Mischung der Geschäfte zu achten — und nun das. Das reißt die ganze Sache runter." Dass ein früherer CDU-Ratsherr in die "Angelegenheit verwickelt ist", empöre sie. "Das ist erklärungsbedürftig." Sie vertraut darauf, dass die Polizei "alles Notwendige tun wird."

Einschätzungen gefragt

Welche Möglichkeiten die Stadt hat, den Motorradclub und die Gruppe zu kontrollieren, will Bezirksvorsteher Heinz Bremer (CDU) klären. Er hat deshalb die Kleine Kommission der Bezirksvertretung einberufen, in der die Polizei und Stadtverwaltung ihre Einschätzung abgeben sollen. So wie er geht auch der Gerresheimer Ratsherr Stephan Friedel davon aus, "dass die Vermietung rechtlich einwandfrei ist und dagegen nichts unternommen werden kann". Friedel plädiert dafür, die Entwicklung im südlichen Gerresheim genau zu beobachten.

Das hält auch Helga Leibauer, sozialdemokratische Ratsfrau aus Gerresheim, für angebracht. Sie sieht die Entwicklung jedoch relativ gelassen. "Dieser Teil von Gerresheim war wegen unterschiedlicher Gruppen immer schon ein schwieriges Pflaster, aber durch die genaue Beobachtung seitens der Polizei und der Stadt gab es dort keine allzu großen Probleme", sagte die Politikerin.

(RP)
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