Ärger um Songs der Band im Wahlkampf CDU und SPD reagieren auf Kritik der Toten Hosen

Düsseldorf · "Tage wie diese" wird bei Wahlveranstaltungen von CDU und SPD gespielt – die Düsseldorfer Band findet das "unanständig". Beide Parteien gingen auf die Kritik der Band ein. Rechtlich ist ihr Vorgehen allerdings in Ordnung.

"Tage wie diese" wird bei Wahlveranstaltungen von CDU und SPD gespielt — die Düsseldorfer Band findet das "unanständig". Beide Parteien gingen auf die Kritik der Band ein. Rechtlich ist ihr Vorgehen allerdings in Ordnung.

Die Plattenfirma der Toten Hosen, das Düsseldorfer Label JKP, hat im Auftrag der Band die Verwendung des Songs "Tage wie diese" im Wahlkampf kritisiert. "Wir empfinden es als unanständig und unkorrekt, dass unsere Musik auf politischen Wahlkampfveranstaltungen läuft", heißt es in der Mitteilung. Der Protest richte sich gegen die Nutzung "auf verschiedenen Wahlkampfveranstaltungen, (...) vor allen Dingen bei CDU und SPD".

Dem Empfinden der Band nach werde ihre Musik in diesem Kontext "klar missbraucht und von Leuten vereinnahmt, die uns in keiner Weise nahe stehen". Es berge die Gefahr, dass Menschen auf die Idee kommen, dass es eine Verbindung zwischen der Band und den von den Parteien beworbenen Inhalten gibt. Das mache sie wütend.

Sowohl Merkel als auch Steinbrück

Unter anderem war die Hymne bei einer Wahlkampfveranstaltung Mitte August mit Kanzlerin Angela Merkel auf dem Theaterplatz in Ludwigshafen öffentlich abgespielt worden, aber auch bei dem gemeinsamen Auftritt von SPD-Altkanzler Gerhard Schröder und SPD-Kandidat Peer Steinbrück in Hannover.

Die CDU reagierte sofort auf die Erklärung der "Toten Hosen" und versprach, den Wunsch der Düsseldorfer an die Veranstalter der Parteikundgebungen weiterzugeben. "Zu jeder Veranstaltung mit der Parteivorsitzenden gehört ein buntes Rahmenprogramm", erklärte eine Sprecherin der CDU. So spielten etwa Coverbands zur Unterhaltung der Besucher vor und nach der Kundgebung. "Das Repertoire der Bands wird von ihnen eigenständig zusammengestellt, nicht von der CDU", sagt die Sprecherin. Vorgefertigte Abspiellisten aus der Parteizentrale gibt es nicht.

Nahles versucht es mit Schmeicheleien

SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles kommentierte auf der Facebook-Seite der Band: "Liebe Tote Hosen, wir haben in der Tat bei ein paar Veranstaltungen Stücke von euch gespielt. Nicht, weil wir euch instrumentalisieren wollten, sondern weil wir eure Musik toll finden. (...) Aber natürlich respektieren wir euren Wunsch und werden in Zukunft keines eurer Stücke bei öffentlichen Veranstaltungen mehr spielen. Privat höre ich aber weiter eure Musik." Die Band betonte: "Wir haben nie ein Problem damit gehabt, wenn unser Lied vom Punkschuppen bis zum Oktoberfest den unterschiedlichsten Menschen Freude bereitet."

Bei Wahlkampfveranstaltungen darf ein Lied abgespielt werden, solange dafür Gema-Gebühren abgeführt werden, sagt der Düsseldorfer Anwalt Daniel Kötz, der auf Medien- und Urheberrecht spezialisiert ist. Rechtlich sei das Vorgehen der Parteien also in Ordnung. Selbst rechts- oder linksextreme Parteien dürften unter diesen Bedingungen einen Song bei einem Event spielen. Dagegen juristisch vorzugehen, wäre aussichtslos. Das wissen auch die Toten Hosen. "Die Rechtslage ist leider so, dass wir dagegen nichts tun können", schreiben sie.

(RP)
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