Düsseldorf CDU: Überraschungssieg für Gutt

Düsseldorf · Andreas Hartnigk galt als Favorit für den Vorsitz der CDU-Fraktion, aber die Mitglieder entschieden anders. Mit 15 zu 14 Stimmen bei einer Enthaltung setzte sich Konkurrent Rüdiger Gutt überraschend durch. Er wird Nachfolger von Friedrich Conzen, der nicht mehr antrat.

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Das sind die 82 Mitglieder des neuen Stadtrats

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Foto: dpa/Bodo Schackow

Der 53-jährige Jurist Gutt ist seit 20 Jahren Mitglied im Stadtrat — und ist Spezialist für Themengebiete, die oft nicht im Mittelpunkt des Interesses stehen, aber für die Ratsarbeit enorme Bedeutung haben: Umweltschutz, Abfallwirtschaft und Stadtplanung. Er gilt als sachorientiert und diplomatisch. Gutt betonte nach der Wahl, dass er die Fraktion "im Team" führen wolle. Die CDU-Fraktion stehe nach dem Ende von Schwarz-Gelb vor einem Neuanfang, sagte Gutt. "Das war eine Zäsur." Auf den erfolgreichen Jahren der schwarz-gelben Koalition könne man aber aufbauen. "Wir müssen nicht alles anders machen." Hartnigk sprach von einem "offenen Rennen". Er sei nicht enttäuscht. Noch ist unklar, in welcher Rolle die CDU-Fraktion im Rat arbeiten wird. Für Gutt ist das Bündnis mit den Grünen lange nicht vom Tisch. "Die Gespräche mit ihnen waren gut", sagt Gutt. "Es gibt auf beiden Seiten viele, die eine Koalition für eine gute Sache halten." Er scheue aber auch den Gang in die Opposition nicht — mit dieser Aufgabe habe er von 1994 bis 1999 schon Erfahrung sammeln können.

Bei den Stellvertreter-Posten kam Hartnigk in der Position des jetzt herausgehobenen 1. Stellvertreters auf 24 Stimmen, die weiteren Vize sind Rolf Tups (20 Stimmen) und Angelika Penack-Bielor (17). Planungsexperte Alexander Fils schaffte es nicht in den Vorstand. Olaf Lehne wurde per Münzwurf zum Beisitzer, er lag bei der Abstimmung mit Andreas-Paul Stieber gleichauf. CDU-Chef Thomas Jarzombek bewertete das Ergebnis nicht inhaltlich, verkündete es aber gleich via Facebook. "Ein tolles Team, ich wünsche Euch alles, alles Gute!"

Der Rechtsanwalt Andreas Hartnigk — im Namen seiner Kanzlei taucht immer noch der Name seines Mentors Joachim Erwin auf — hatte vorige Woche auch in einem RP-Interview seinen Hut in den Ring geworfen. Dabei hatte er gesagt, er sei "eher der Chancenseher" und "Gutt eher der Bedenkenträger". Das hatten in der CDU nicht alle als passend empfunden. Ebenso stieß seine Äußerung, dass eine schwarz-grüne Ratskoalition einen OB Geisel "vor sich hertreiben" wolle, bei einigen Menschen auf Ablehnung.

Die Mitglieder der SPD-Fraktion setzten unterdessen auf Kontinuität. Markus Raub (47) wurde im Amt als Fraktionsvorsitzender bestätigt. Sein bisheriger Stellvertreter und Herausforderer Martin Volkenrath zwang ihn aber in den zweiten Wahlgang, weil Raub zunächst nur auf elf und damit auf nur eine Stimme mehr als Volkenrath kam (bei zwei Enthaltungen). Im zweiten Wahlgang erhielt Raub 14 Stimmen, Volkenrath kam auf acht (bei einer Enthaltung). Die SPD-Mitglieder entschieden auch zwischen zwei Politik-Temperamenten: Volkenrath gilt als meinungsfreudig und impulsiv, Raub wirkte als Fraktionsvorsitzender eher im Hintergrund. Er sah die Wiederwahl als Bestätigung seines Stils — und als Ansporn, für die Stabilität der SPD-Fraktion auch bei den knappen Mehrheitsverhältnissen im Stadtrat zu sorgen. "Ich bin nicht der große Vortänzer", sagte Raub. "Aber ich halte die Fraktion zusammen." Zu seinen Stellvertretern wurden Volkenrath (19 Stimmen) und Ursula Holtmann-Schnieder (18 Stimmen) gewählt.

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