Analyse CDU-Basis diskutiert - aber spät

Meinung | Düsseldorf · Parteichef Thomas Jarzombek zieht durch die Stadtbezirke und will mit Mitgliedern ins Gespräch kommen. Die Bühne gehört dabei zunächst ihm selbst.

 CDU-Chef Thomas Jarzombek sprach bei der Konferenz.

CDU-Chef Thomas Jarzombek sprach bei der Konferenz.

Foto: Bretz

Es hat gedauert, bis die Spitzen der Düsseldorfer CDU einräumten, dass die jüngsten Kommunalwahlen kein Erfolg waren. Die Christdemokraten sind zwar nach wie vor stärkste Kraft im Stadtrat, haben aber den OB-Posten und acht Ratssitze verloren, werden wohl die nächsten Jahre als Opposition verbringen. Parteichef Thomas Jarzombek, seit Januar in dieser anspruchsvollen Position, hat schließlich erkannt, dass aus diesem Tal nur eine ehrliche Selbstanalyse führen kann und die Parteibasis dabei eine tragende Rolle spielen muss.

Sein Konzept: Am Anfang stand eine Klausur der führenden Köpfe hinter verschlossenen Türen und mit Klartext von Externen. Danach eine Tour durch die zehn CDU-Stadtbezirke, um mit der Mitgliedschaft ins Gespräch zu kommen. Am Ende soll alles in einen Parteitag münden.

Die Ziele: mehr Diskussion - innerhalb der Partei und nach außen. Neue Wählerschichten erschließen, deshalb mehr in Internet und Sozialen Netzwerken präsent sein. Und: Die Basis einbinden. Klingt gut, doch in der letzten Konsequenz verlässt Jarzombek offenbar der Mut. Das wurde am Abend der Konferenz im Stadtbezirk 1 deutlich. In den dazugehörenden Ortsverbänden gibt es einige kluge Strategen, sie saßen mit im Hinterzimmer des Brauhauses am Dreieck. Man hatte den Parteichef beim Wort genommen, war bereit zu diskutieren, schonungslos.

Dazu kam es auch - nach einer langen Stunde. Zunächst hatte Jarzombek das Wort, berichtete von der Klausur, von Analysen, Anregungen und Kritik der Externen und aus den eigenen Reihen. Danach sprach Rüdiger Gutt, Chef der Ratsfraktion. Erst irgendwann waren die Mitglieder an der Reihe. Keine Frage, Input ist nötig - warum aber als quälend langer Frontalunterricht? Lebendig wurde es dann doch noch. Denn die Männer und Frauen an den Wirtshaustischen sprachen viele Wahrheiten aus. Dass die CDU das Thema Wohnen unterschätzt und keine Antworten auf drängende Fragen der Bürger (auch der älteren) gehabt habe, dass nicht alle an der Basis engagierten Straßenwahlkampf gemacht hatten, dass die von Jarzombek versprochene Attacke auf die SPD ausgeblieben sei, dass deren OB-Kandidat Geisel besser verstanden habe, zu überzeugen.

Politik-Professor Thorsten Müller forderte von seiner Partei, eine Vision für die Stadt und die Rolle der CDU zu entwickeln, das Lebensgefühl der Bürger zu erkennen. Die Basis wirklich ernst zu nehmen und das Delegiertensystem für Parteitage abzuschaffen. CDU-Urgestein Heinz Hardt: "Wir brauchen mehr Kümmerer und Kampagnenfähigkeit." Ob die Botschaft angekommen ist? Mit Sicherheit. Ob sie parteiintern umgesetzt wird? Fraglich.

(RP)
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