Caritas Caritas verliert stationäre Pflegeplätze

Die Schwerpunkte des Verbandes sind Pflege und Wohnen. Durch Bautätigkeiten gab es finanzielle Verluste.

 Schwester Letty vom Orden „Sisters of the Destitute" kümmert sich im Caritas Altenzentrum Herz Jesu um Senioren.

Schwester Letty vom Orden „Sisters of the Destitute" kümmert sich im Caritas Altenzentrum Herz Jesu um Senioren.

Foto: Caritas Düsseldorf./Caritas Düsseldorf

Rund 100 von ursprünglich 800 stationären Pflegeplätze hat die Düsseldorfer Caritas wegen der gesetzlich vorgeschriebenen Einzelzimmer-Quote zwischenzeitlich verloren. Das sagte Vorstandschef Henric Peeters bei einem Gespräch zur Jahresbilanz 2017. Bei Neubauten schreibt der Gesetzgeber eine Quote von 100 Prozent vor, 80 Prozent sind es in Bestandsgebäuden. Um diese Vorgaben zu erfüllen, müssen Anbieter im Zweifel Doppelzimmer mit nur einer Person belegen. Während andere Träger diese Vorgaben bereits erfüllt haben, ist der katholische Wohlfahrtsverband noch nicht so weit. „Wir haben das Thema nicht schludern lassen, aber wir waren nicht schnell genug“, sagt Peeters. An der politischen Grundentscheidung hat er nach wie vor Zweifel. „Es gibt Fälle, in denen ein Doppelzimmer Sinn macht, beispielsweise bei Paaren oder bei Menschen, die sonst vereinsamen würden.“

Acht Bauprojekte sollen die Wettbewerbsfähigkeit des katholischen Verbandes sichern, darunter das St. Raphael Haus in Oberbilk, das Altenzentrum St. Hildegard in Garath und das St. Anna Stift in der Altstadt. Diese Bautätigkeiten sind auch der Grund für einen Verlust von 530.000 Euro, der für das Jahr 2017 ausgewiesen wird. Zum Vergleich: 2016 hatte es einen Bilanzgewinn von mehr als 1,1 Millionen Euro gegeben. Die Bilanzsumme lag bei knapp 91,7 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es rund 92,8 Millionen Euro.

Die Düsseldorfer Caritas ist noch internationaler geworden. Die rund 1450 Mitarbeiter stammen aus 50 Nationen, der Bogen reicht von Vietnam über Madagaskar bis nach Brasilien. Das Gros der Angestellten ist katholisch (897), aber es gibt auch 333 Protestanten und 44 Muslime. „Für Bereiche, die eng mit den Themen Verkündigung und Erziehung verbunden sind, halten wir die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche für sinnvoll, aber in der Pflege sieht das anders aus“, sagt Peeters.

Wie groß das Unternehmen Caritas ist, zeigen die Verbrauchszahlen für die Altenzentren. Dort wurden 352.121 Rollen Toilettenpapier verbraucht, ausgerollt entspricht das ungefähr der neunfachen Strecke von Düsseldorf nach Rom. Knapp 300.000 Kartoffelpuffer wurden 2017 zubereitet, 40.000 Kilogramm Fleisch verarbeitet und fast 40.000 Liter Handdesinfektionsmittel verbraucht.

Besonders in den Fokus will die Caritas auch künftig das Thema Wohnen nehmen. „Menschen, die den überwiegenden Teil ihres Einkommens fürs Wohnen ausgeben, sind akut von Armut bedroht“, sagt Peeters. Wer das ändern wolle, müsse dafür sorgen, dass es wieder mehr sozialen Wohnungsbau gibt. „Wer das wirklich will, muss Vorschriften beispielsweise bei der Wärmedämmung oder der Barrierefreiheit lockern, sonst ist das Segment zu unattraktiv“, sagt der Vorstandschef.

Für die nahe Zukunft plant die Caritas ein besonderes Umzugsmanagement. Diese Beratungsstelle soll in einem Zentrum plus eingerichtet werden. „Es geht darum, dass ältere Menschen in kleinere Wohnungen ziehen, damit jüngere Familien in die größeren Einheiten wechseln können“, sagt Peeters.

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