Insolvente Rennstrecke Capricorn kauft Nürburgring für 77 Millionen Euro

Düsseldorf · Der insolvente Nürburgring hat einen privaten Käufer gefunden. Den Zuschlag bekam der Düsseldorfer Automobilzulieferer Capricorn. 100 Millionen Euro will das Unternehmen investieren, davon sollen bis zu 25 Millionen Euro in die weitere Entwicklung des Rings gesteckt werden.

Adrenalin zum Umblättern - Der Nürburgring in Bildern
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Das Transaktionsvolumen des Verkaufs liegt nach Angaben von Ring-Sachwalter Jens Lieser bei mehr als 100 Millionen Euro. Es fließe ein Kaufpreis von 77 Millionen Euro, bis zu 25 Millionen sollen am und um den Ring investiert werden.

Capricorn Geschäftsführer Robertino Wild (51) kündigte an, den Ring zu einem Zentrum für Automobil-Sport und -Entwicklung machen. "Wir wollen den Rennbetrieb fortführen und sogar ausbauen — eventuell mit neuen Rennserien", sagte der Unternehmer in einem Interview mit unserer Redaktion Ende des letzten Jahres. In diesem Jahr sollen die Rennen wie geplant stattfinden. Ab dem 1. Januar 2015 wird der Düsseldorfer Geschäftsmann den Betrieb übernehmen.

 Bei der Pressekonferenz zum Verkauf des Nürburgrings erklärte Capricorn Geschäftsführer Robertino Wild (Mitte) seine Pläne.

Bei der Pressekonferenz zum Verkauf des Nürburgrings erklärte Capricorn Geschäftsführer Robertino Wild (Mitte) seine Pläne.

Foto: dpa, lof

Capricorn mit Hauptsitz in Düsseldorf und 350 Mitarbeitern betreibt bereits einen eigenen Außenstandort am Nürburgring. 100 Arbeitsplätze hatte Capricorn dort geschaffen. Capricorn hat auch in Frankreich, Großbritannien, Italien und den USA Werke. Das Unternehmen beliefert Hersteller von Luxuswagen sowie Prototypen, aber auch die Formel-1-Rennställe mit superleichten Bauteilen aus Faserkunststoff. Außerdem werden Kurbel- und Nockenwellen, Zylinderlaufbuchsen, Kolben und Pleuel produziert. Neben dem bisherigen Geschäft am Ring will das Unternehmen dort ein sogenanntes Technologiecluster entwickeln. Mit diesem Konzept habe sich Capricorn knapp gegen den internationalen Finanzinvestor H.I.G. Capital durchgesetzt, sagte Sachwalter Jens Lieser.

Die US-Investorengruppe HIG Capital hatte mit Beginn der Verkaufsgespräche vor knapp einem Jahr ebenfalls Interesse angedeutet, zwischenzeitlich waren dem Unternehmen sogar bessere Chancen eingeräumt worden.

Rheinland-Pfalz scheitert an Freizeitpark

Den Verkauf des Rings an Capricorn bestätigten Sanierungsgeschäftsführer Thomas Schmidt und Sachwalter Jens Lieser am Dienstag in Koblenz. Bisher ist die insolvente Nürburgring GmbH nahezu komplett im Besitz des Landes Rheinland-Pfalz. Das Areal umfasst seit einigen Jahren neben der Rennstrecke auch einen Freizeitpark und Hotels. Das Land hatte mehr als 300 Millionen Euro in den Ausbau des Nürburgrings zu einem Freizeitpark gesteckt. Doch die Erwartungen erfüllten sich nicht, die Besucherzahlen waren zu niedrig für einen profitablen Betrieb. Als die EU-Kommission weitere Zuschüsse aus der Staatskasse unterband, ging der Nürburgring vor 20 Monaten in die Insolvenz.

"Grüne Hölle" bei Autoherstellern beliebt

Auf dem Nürburgring gastiert alle zwei Jahre die Formel 1. Dort unterziehen aber auch viele Autohersteller ihre neuen Modelle einem Belastungstest, an Wochenenden zahlen Hobby-Fahrer Geld, um die als "Grüne Hölle" bekannte Nordschleife mit dem eigenen Auto abfahren zu können. Sie war einst mit 20 Kilometern die längste Formel-1-Strecke der Welt. Heute fährt die Rennserie nur noch auf einem 5,1 Kilometer langen Kurs. Auch für Musik-Festivals wir "Rock am Ring" und andere Events wird das Areal genutzt.

(AFP)
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