Café creativ in Düsseldorf Obdachlose werden künstlerisch tätig

Eller · Das „Cafè creativ“ ist ein Projekt der Diakonie Düsseldorf für sozial bedürftige und obdachlose Menschen. Zum fünfjährigen Bestehen werden die Werke bald im Kunstraum an der Kö 106 ausgestellt.

Malgorzata Wildtraut (v.l.), Roberto Longo, Georg H. Schmidt und Cora Breitmar zeigen einige der im Café creativ erstellten Werke.

Malgorzata Wildtraut (v.l.), Roberto Longo, Georg H. Schmidt und Cora Breitmar zeigen einige der im Café creativ erstellten Werke.

Foto: Anne Orthen (orth)

Es gibt eine Kaffeemaschine im Café creativ. Und auch ein Wasserkocher zur Bereitung von Tee steht in der eher improvisierten Küche. Das Café creativ ist auch kein Café mit kostenpflichtig aufgebrühten Heißgetränken und einer üppigen Gebäckauswahl, die man an fast jedem Tag genießen kann. Vielmehr sind die Macher des Cafés zweimal pro Woche in den Räumlichkeiten im Hof des Lore-Lorentz-Berufskollegs, um der eigenen und der Kreativität der Gäste den notwendigen Platz zu geben.

Das Cafè creativ ist ein Projekt der Diakonie Düsseldorf für sozial bedürftige und obdachlose Menschen. „Menschen ohne Wohnung, die das Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten verloren haben, finden im Café creativ neuen Mut durch die Kunst“, erläutert Projektleiter Georg H. Schmitz. „Das Projekt gibt ihnen die Chance, Kraft und Mut für einen Neuanfang durch kreative Leistungen zu finden.“

Brachliegende Talente werden gefördert beziehungsweise Talente, von denen man bisher gar nichts wusste, werden ans Tageslicht geholt. Zum Menschsein gehört eben mehr als die Befriedigung der Grundbedürfnisse. Getragen wird das kreative Café auch durch die drei Tagesstätten Café pur, Shelter und Horizont. Und dass die Bilder, Skulpturen sowie Fotografien, die die Cafébesucher dank ihrer Fantasie und ihres handwerklichen Geschicks produzieren, künstlerisches Potenzial besitzen, beweisen sie regelmäßig bei den Kunstpunkten.

Künstler und Künstlerinnen öffnen während der Kunstpunkte ihre Ateliers, um der Öffentlichkeit einen tieferen Einblick in ihre Arbeiten und Arbeitsweisen zu geben. Seit fünf Jahren ist das Café creativ alljährlich bei den Kunstpunkten präsent. Fans haben die Café-Kreativen auch, denn ihre Kunstwerke verschönern das Büro des Zentrenmanagements Friedrichstraße. „Viele unserer Gäste sind überrascht, was sie tatsächlich zuwege bringen“, sagt Schmidt.

Am 19. und 20. August werden die Räume zu den Kunstpunkten 2023 auch wieder geöffnet. Vor acht Jahren fing Georg Schmidt, der selbst bildender Künstler ist, mit dem Kreativangebot für wohnungslose Menschen an. Damals hatten sie noch keine feste Bleibe, sondern tingelten von Diakonie-Einrichtungen zu Jugendfreizeiteinrichtungen und zurück. Seit fünf Jahren sind die Schmidt-Schüler im Lore-Lorenz-Kolleg beheimatet. „Wir sind sehr froh, dass wir hier sein dürfen. Wir haben ein Dach über dem Kopf, es ist warm, wir haben Strom und helle Räume“, sagt Schmidt. „Da hat uns die Stadt viel geholfen. Wir haben den Mietvertrag auch gerade um ein weiteres Jahr bis Juni 2024 verlängert“, berichtet er.

Den fünften Jahrestag des Einzugs ins Lore-Lorentz-Kolleg feiert das Café creativ mit einer Ausstellung (11. bis 21. Mai) im Kunstraum Kö106. Am 14. Mai wird die Ausstellung mit einer Podiumsdiskussion abgerundet. Künstlerin Susanne Rostow leitet die Gesprächsrunde zum Thema „Kunst und Teilhabe – Was kann Kunst für wohnungslose Menschen leisten?“ Mit dabei sind Katharina Mayer (Kunstprofessorin und Fiftyfifty-Vorstand), Peter Schüller (Kunstsammlung NRW K20/21), Bezirksbürgermeister Dietmar Wolf (Grüne), Projektleiter Georg Schmidt und Cora Breitmar (Teilnehmerin Café creativ).

Breitmar ist seit viereinhalb Jahren regelmäßiger Gast bei Schmidts Kaffeezeiten. Der Künstler hatte sie im Bistro der Fachberatungsstelle Horizont angesprochen. „Wegen meiner Gesundheit habe ich keinen Job. Ich muss aber etwas tun. Nur Fernsehen und die Decke anstarren, ist mir zu wenig“, verrät Breitmar. „Das Café creativ ist die beste Zeit der Woche.“ Sie wünscht sich, dass es mehr Öffnungszeiten als „nur“ dienstags und mittwochs von 14 bis 17 Uhr gäbe. „Ich habe Ideen, die müssen raus“, sagt die Hobbykünstlerin. Dabei ist sie nicht auf eine spezielle Kunstrichtung festgelegt, genauso wie das Café creativ. Nahezu jede fantasievolle Idee ist willkommen. Die Materialien und technische Hilfsmittel werden allen Teilnehmern kostenfrei zur Verfügung gestellt.

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