Stadtdirektor von Düsseldorf Burkhard Hintzsche macht viel, will viel – aber nicht OB sein

Düsseldorf · Der Düsseldorf Stadtdirektor Burkhard Hintzsche ist einstimmig vom Rat für weitere acht Jahre gewählt worden. Politiker schätzen, dass er einiges anders macht als der Oberbürgermeister.

 Burkhard Hintzsche ist seit 2004 Dezernent in Düsseldorf.

Burkhard Hintzsche ist seit 2004 Dezernent in Düsseldorf.

Foto: RP/Dominik Schneider

Wenn er so weiter macht, gibt es irgendwann mal in Düsseldorf eine Burkhard-Hintzsche-Straße. Um die 30 Jahre als Beigeordneter in Düsseldorf könnte der Stadtdirektor bis zur Rente schaffen, das ist rekordverdächtig. Er selber dürfte lachen, wenn er an eine solche Straße denkt, denn auf solche Ehren legt der gebürtige Duisburger keinen gesteigerten Wert.

Interessant dürfte aber die Antwort auf die Frage sein, wo eine solche Straße eingerichtet würde, könnte er die Lage nach persönlichen Neigungen aussuchen. An einer Schule, Jugendeinrichtung, einer Zweigstelle des Sozialamts oder einer Unterkunft für Asylbewerber? Für all diese Bereiche ist Hintzsche zuständig, aber die Wahrheit ist: Am liebsten hätte der 53-Jährige die Straße an einer Sportstätte.

Die Arena muss es gar nicht sein, eine Anlage für den Breitensport oder eine weniger verwöhnte Sportart als Fußball käme ihm viel eher entgegen. Und was die Dienstzeit angeht: Sollte es 2032 Olympia an Rhein und Ruhr geben, wäre das vermutlich ein schöner Abschluss der Karriere.

Der Stadtrat hat den Diplom-Verwaltungs- und Wirtschaftswissenschaftler in dieser Woche für weitere acht Jahre wiedergewählt. Keine Gegenstimme gab es, noch nicht mal eine Enthaltung. So etwas ist in dieser Position selten, denn loyal muss der Spitzenbeamte gegenüber der Politik und dem Oberbürgermeister gleichermaßen sein. Hintzsche (SPD) wurde von seiner Partei 2004 als Dezernent aus Bielefeld nach Düsseldorf geholt.

Natürlich hat die Parteizugehörigkeit eine Rolle gespielt, als der frisch gewählte Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) 2015 den damaligen Stadtdirektor Manfred Abrahams (CDU) als Vorstand zu den Stadtwerken weglobte und Hintzsche die Top-Funktion an seiner Seite zuwies. Aber Hintzsche macht im Amt keine Parteipolitik. Ganz anders als Geisel, der die große Bühne braucht, um für sich und die SPD beim Wahlvolk zu punkten.

Die 100 Prozent, die Hintzsche im Stadtrat erhalten hat, sind vor allem auch Ausdruck gegenseitigen Respekts. „Herr Hintzsche nimmt den Rat ernst“, sagt beispielsweise FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus, „so bekommt man ein gutes Verhältnis.“

Das ist im Miteinander der größte Unterschied zwischen Oberbürgermeister und Stadtdirektor: Das Stadtoberhaupt ist für seine Alleingänge berüchtigt, oft genug geht bei ihm der Schuss nach hinten los, die Grabenkämpfe mit Fraktionen des Stadtrats reichen von der Tour de France bis zur Umstrukturierung der Beteiligungsverwaltung, die jüngst Schlagzeilen machte. Sein Problem: Er teilt meist Entschlüsse mit, anstatt Resultate mit Partnern zu erarbeiten.

Geplatze Projekte oder bedeutende Fehler sind dagegen von Hintzsche, der die Stadtdirektor-Funktion nicht zum machtvollen Gala-Auftritt nutzt wie manch einer seiner Vorgänger, kaum bekannt. Er ist fachlich gut, hört zu, informiert früh. Er nimmt die Leute mit. Wo Geisel in der Verwaltung auf Ablehnung stößt, kann Hintzsche Kompromisse ebnen. Seine freundliche, auch jungenhafte Art hilft ihm dabei. Zudem kennt er durch seine Zugehörigkeit zur Stadtverwaltung viele der handelnden Personen schon lange.

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Wenn er anruft, tut man ihm den Gefallen auch, weil Burkhard Hintzsche angerufen hat – und nicht, weil der Stadtdirektor einen dienstlichen Vorgang eingeleitet hat. Es verwundert deswegen nicht, dass der damalige OB Joachim Erwin (CDU) ihn einmal „meinen besten Dezernenten“ nannte. Und als Hintzsche in Bielefeld bereits als Stadtdirektor gewählt war und dann aus privaten Gründen doch in Düsseldorf bleiben wollte, akzeptierte OB Dirk Elbers (CDU) dies umgehend und ließ daraus nichts Negatives erwachsen.

Dennoch ist Hintzsche mehr als ein „good guy“. Er weiß seine Ziele hartnäckig zu verfolgen, kommt mit seinen Mammutbereichen bei den Etatberatungen in aller Regel gut weg. Die eine Milliarde Euro an Investitionen in Schulen und fast 100 Millionen bei den Bädern fallen in seinen Beritt. Der Pragmatiker handelt mit hoher situativer Intelligenz, das hat sich gerade beim Skandal um das Rheinbad gezeigt. Einen Sicherheitsgipfel hätte die hilflose Bädergesellschaft nicht angesetzt und von sich aus auch keinen Sicherheitsdienst engagiert.

Als die Flüchtlingszüge kamen, ließ Hintzsche die Scheiben des Supermarkts am Flughafen einschlagen, um an Windeln für anreisende Familien zu kommen. Und während er sich nach außen loyal verhält, sagt er nach innen deutlich seine Meinung. So auch bei der Arena-Miete für die Fortuna. Da gab es, wie der Flurfunk des Rathauses vermeldet, auch einen lautstarken Disput mit dem Oberbürgermeister. Hintzsche legte seine Geschäftsführertätigkeit bei D.Live nieder. Er muss ja nicht alles machen.

OB übrigens schon mal gar nicht. Wer ihn nach einer Kandidatur fragte, hörte stets ein kompromissloses Nein.

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