Düsseldorf Bunte Puppen für den Weltfrieden

Düsseldorf · Es ist eine der ungewöhnlichsten Weihnachtskrippen, die man in Düsseldorf finden kann. Über 250 bunte Puppen bevölkern das Modell von Meinolf Nolte, das er in jahrelanger Arbeit geschaffen hat.

Die bunte Krippe von Meinolf Nolte ist ein außergewöhnliches Kunstwerk und gleichzeitig ein Appell für den Frieden und das friedliche Miteinander aller Menschen. Jedes Jahr baut der 70-Jährige das bunte Gebilde mit über 250 Puppen in dem Schaufenster seiner Galerie in der Grunerstraße 40 auf. Und bevor Nolte seine Arbeit beendet hat, für die er rund zehn Tage benötigt, finden sich vor der Schaufensterscheibe bereits die ersten Schaulustigen ein, um in dem phantastischen Gesamtobjekt immer wieder etwas Neues zu entdecken und darüber zu diskutieren.

Denn die rund 18 Zentimeter hohen Figuren, die Nolte über Jahre liebevoll selbst angefertigt hat, haben alle eine Bedeutung. "Ich bilde hier Persönlichkeiten ab, die sich für den Frieden engagieren, humanitäre Dienste leisten und für den Zusammenhalt der Menschen sorgen", sagt Nolte. So können die Betrachter beispielsweise den Sänger Elton John, neben Günther Jauch, Nina Hagen, Hella von Sinnen und ganz aktuell auch Lady Gaga entdecken. "Viele wissen gar nicht, dass sich diese Prominenten stark für Kinder einsetzen", sagt Nolte.

Was zunächst wie ein unübersichtliches Wimmelbild erscheint, hat durchaus seine Ordnung. So stellt Nolte auf unterschiedlichen Platten die verschiedenen Kontinente dar, auf denen sich immer Gruppen befinden, die zu einem bestimmten Friedensthema gehören. Für ihr Engagement zur Deutschen Wiedervereinigung werden beispielsweise Lech Walesa, Hans Dietrich Genscher, Michail Gorbatschow, Helmut Kohl und George Bush Senior mit einer eigenen Puppe geehrt.

"Horst Köhler, Angela Merkel und Paul Spiegel habe ich dargestellt, weil sie mahnen, dass die deutsche Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten darf", sagt der Galerist. Mit seinem Werk setzt er sich auch für die Gleichberechtigung aller Menschen ein, egal, aus welchem Land sie stammen, welcher Religion sie angehören, ob sie Mann oder Frau, jung oder alt sind. So haben beispielsweise die Engel, die mit "Friede den Menschen auf Erden"-Schildern über der Krippe schweben, alle unterschiedliche Hautfarben.

Den Ursprung der Krippe bildet die Bethlehem-Szene, die noch von Noltes Großmutter, einer Hutmacherin, gefertigt wurde. Vor 25 Jahren erhielt der Galerist die Figuren, von denen nicht alle fertiggestellt waren. Damals pflegte Nolte, der als Fachpfleger für Anästhesie tätig war, über zwei Jahre lang einen an Aids erkrankten Freund, bis dieser schließlich starb. "In dieser Zeit habe ich oft Stunden an dessen Bett gewacht und mir die Wartezeit mit der Fertigstellung der Figuren und der Schaffung weiterer Puppen verkürzt."

Das ist auch der Grund, weshalb viele der Krippenfiguren, so auch das Jesuskind, eine Aidsschleife tragen und Nolte Personen darstellt, die sich für den Kampf gegen Aids einsetzen. Dazu gehören auch lokale Persönlichkeiten wie der Apotheker Gregor Müller, der im Vorstand der Düsseldorfer Aids-Hilfe tätig ist, und der verstorbene Modezar Hans Friedrich. Die Krippe wird deshalb auch immer bis zum 1. Dezember, dem Welt-Aids-Tag, aufgebaut und bleibt dann bis zum 2. Februar, Maria Lichtmess, stehen. Denn Nolte ist durchaus ein gläubiger Mensch, stellt die Religionen aber gleichberechtigt nebeneinander dar.

So befinden sich auf einer Kirche in der Krippe der Davidstern neben einem Kreuz und dem Halbmond. Und über eine gläserne Brücke, welche die Zerbrechlichkeit symbolisieren soll, schreiten einträchtig nebeneinander die Vertreter der Weltreligionen. Rund 4000 Stunden Zeit hat Nolte bereits in sein Werk investiert, jede Puppe liebevoll mit kleinen Accessoires, aufwendigen Frisuren und prächtigen Gewändern versehen. Und es werden noch mehr Stunden werden, denn das Modell wächst immer noch weiter. "Zurzeit sitze ich an einer Dirk Bach Puppe." Das Draht-Bast-Modell des kürzlich verstorbenen Künstlers ist bereits fertig. Jetzt fehlen noch die Kleidung und das Haar.

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