Düsseldorf Bunkererlebnisse werden zur Kunst

Düsseldorf · Im Krieg hatte Ulrike Redlich-Kocks in einem Bunker Schutz gesucht. Nun zeigt sie 50 Arbeiten zu ihren Erlebnissen.

Düsseldorf: Bunkererlebnisse werden zur Kunst
Foto: Andreas Endermann

Ein Wechselbad der Gefühle erwartet die Besucher im Untergeschoss der Bunkerkirche. Die Düsseldorfer Künstlerin Ulrike Redlich-Kocks hat das Thema Bunker als Schutzraum und gleichzeitig als Ort der Enge und Angst aufgegriffen und diese Ambivalenz in etwa 50 Gemälden, Skulpturen, Installationen und Fotografien verarbeitet. Leitmotiv ist die existenzielle Bedrohung des Menschen durch äußere Gefahr und innere Not.

Aber es gibt Hoffnung. "Aus der Tiefe ans Licht" ist Titel der Ausstellung, und was die Künstlerin damit aussagen will, erschließt sich bei einem Rundgang: Sobald der Kirchenraum durchschritten ist, geraten die Besucher durch eine Tür auf die Turmrampe, die in die Tiefe führt - begleitet von gespachtelten blaugrauen Totentanzbildern an den Wänden. "Wir sind alle dem Tod geweiht", sagt Ulrike Redlich-Kocks. "Egal welche Bedeutung ein Mensch hat, im Tod sind wir alle gleich." Am Ende der Rampe öffnet sich ein Raum, in dem die Bilder durch ihre expressiven, emotionalen Farben Rot, Schwarz, Gelb Bedrohung, Gefahr, Licht und Hoffnung vermitteln. Abstrakte Arbeiten, sichtbare Aggressionen mit dem Titel "Bagdad" - in Bezug zu den aktuellen Kriegen. Ulrike Redlich-Kocks: "Wir müssen uns mit dem Schrecken auseinandersetzen, sonst hört er nie auf." Rechts befindet sich der "Meditationsraum" mit zwölf Monotypien, die menschliches Verhalten wie Trauer, Verzweiflung, Zuversicht oder gar List spiegeln. In der Mitte Figurinen (Raku-Brand), die dicht beieinander stehen als Sinnbild für Enge und Angst.

Und dann sind da noch die Zellen mit ihren bröckelnden rissigen Wänden, die allein schon das Elend von Krieg und Zerstörung dokumentieren. In jeder hängt nur ein Bild, das mit dem in der gegenüberliegenden Zelle korrespondiert und einen Dialog zwischen Liebe, Trauer, Hoffnung anstößt. An den Flurwänden zwischen den Zelleneingängen hängen Fotos, Detailaufnahmen von verwitterten und rostigen Oberflächen, die Ulrike Redlich-Kocks als "Erholung von der Konfrontation in den Zellen" beschreibt. An der letzten Station des Rundgangs vermittelt ein rot-weißes Foto Hoffnung und symbolisiert den Ausstellungstitel: "Aus der Tiefe ans Licht".

Für Ulrike Redlich-Kocks ist die bedrückende Auseinandersetzung mit Gefahr, Bedrohung und Hoffnung keine Utopie. Sie selbst hat die Bunkersituation als Kind erlebt. "Ich habe mit meiner Mutter meinem Bruder, der noch ein Säugling war, und meiner Oma in dem Bunker, den es einst an der Arnulfstraße gab, flüchten müssen und erinnere mich noch genau an die Enge und die stickige Luft." Immer wieder habe sie ins Freie laufen wollen, um durchatmen zu können. Aufgewachsen ist die Künstlerin in Oberkassel und machte am Cecilien-Gymnasium Abitur. Sie studierte Kunst in Düsseldorf, Hamburg, Trier und fügte noch ein Studium der Pädagogik hinzu. Gearbeitet hat sie dann als Sonderschullehrerin, Kunsterzieherin, Museumspädagogin, Kunsttherapeutin - nicht nur in Deutschland, sondern auch in Moldawien und dem Jemen.

Seit 1998 ist sie freischaffende Künstlerin. "Ich habe aus all' meinen Berufen einen gemacht", sagt sie - froh, sich nun ganz der Kunst widmen zu können. "Ich konzentriere mich im Moment auf das Thema Licht", sagt Ulrike Redlich-Kocks.

(RP)
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