Elektromobilität in Düsseldorf Mieter haben keinen Anspruch auf Ladestation fürs E-Mobil

Düsseldorf · E-Mobilität soll auch in Düsseldorf die Antwort auf Feinstaub, Stickoxid und Klimawandel sein. Doch nicht nur der Kaufpreis schreckt ab. Vor allem in Großgaragen ist es ziemlich kompliziert, den Wagen zuhause an die Steckdose zu bekommen.

Martin Beier hat den aufwändigen Einbau der Ladestation auf sich genommen, um ein E-Mobil fahren zu können.

Martin Beier hat den aufwändigen Einbau der Ladestation auf sich genommen, um ein E-Mobil fahren zu können.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Als wirksamstes Mittel gegen Feinstaub und Luftverschmutzung gilt das emissionslose Elektroauto. Doch von 3,5 Millionen Neuzulassungen im Jahr 2018 hatten nur 36.000 Fahrzeuge elektrischen Antrieb. Das liegt an der geringen Reichweite und dem hohen Preis der Autos, aber vor allem an der mangelnden Ladeinfrastruktur und den hohen Investitionen, wenn man das Auto auch zu Hause laden will.

Den Schritt zum elektrischen Auto hat bereits 2017 der Düsseldorfer Journalist Martin Beier gewagt, auch wenn der Autokauf nicht ganz so einfach wie bei einem Benziner war. „Die Einrichtung einer Ladestation in meiner Garage war schon sehr kompliziert“, erklärt Beier. So musste ein Starkstromkabel durch mehrere Wände vom Verteilerkasten in die Garage gelegt werden. Dort hängt an der Wand eine sogenannte Wallbox, die das Auto in etwa sechs Stunden voll auflädt.

Allein die Kosten für die Einrichtung der Wandladestation beziffert Beier auf 2000 Euro. Die Anschaffungskosten für Auto und Ladestation konnte er allerdings durch eine staatliche Förderung in Höhe von 4000 Euro abfedern. Den Umstieg hat Beier jedoch nie bereut: „Das war für mich eine bewusste Entscheidung. Das elektrische Fahren funktioniert wunderbar.“

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Foto: Hersteller/SP-X

Einziges Manko ist für Beier die fehlende Infrastruktur an Ladestationen, vor allem in öffentlichen Garagen. „In Holland gibt es 175-Kilowatt-Ladestationen statt 22 Kilowatt wie bei uns, da ist der Akku in einer Stunde wieder voll“, sagt Beier, der manchmal auch die Heizung ausschaltet, um den Akku zu schonen. „Frieren für die Zukunft“, nennt er das.

Während die Einrichtung einer Ladestation in der eigenen Garage dank Förderung machbar ist, stellt sich die Einrichtung von Ladestationen in gemeinschaftlich genutzten Garagen sehr viel komplizierter dar. „Bis jetzt müssen alle baulichen Änderungen auf einer Eigentümerversammlung gemeinschaftlich beschlossen werden“, erklärt Erik Uwe Amaya, Verbandsdirektor von Haus & Grund Rheinland Westfalen.

Und Mieter sind bei der Einrichtung einer Ladestation auf die Zustimmung des Vermieters angewiesen. Allerdings wolle die Bundesregierung in der Neufassung des Wohnungseigentumsgesetzes die Hürden für die Einrichtung von Ladestationen vereinfachen. „Eigentümer und  Mieter sollen dann einen gesetzlichen Anspruch auf eine Ladestation in der Garage haben.“

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Foto: dpa-tmn/Florian Schuh

Die baulichen und infrastrukturellen Hürden bleiben aber bestehen. Und die Nachrüstung von großen Garagen kann schnell sehr teuer werden, wie Bernd Eversmann erfahren musste. In seinem neugebauten Wohnkomplex am ehemaligen Derendorfer Güterbahnhof gibt es eine Tiefgarage mit 120 Stellplätzen. „Auf einer Eigentümerversammlung haben zehn Eigentümer Interesse an einer Ladeinfrastruktur gezeigt“, sagt Eversmann. Laut Kostenvoranschlag der Stadtwerke sollten die gesonderte Starkstromversorgung und die Verlegung eines neuen Kabelbaumes mehr als 30.000 Euro kosten. „Dazu kommen dann noch einmal mehr als 1000 Euro für den individuellen Stromanschluss am Stellplatz“, sagt Eversmann.

In einem Brief an den Oberbürgermeister und den Vorstand der Stadtwerke bat Eversmann, selbst früher Mitglied im Vorstand der  Stadtsparkasse Düsseldorf, zu prüfen, ob die Investition von 30.000 Euro plus die Unterverteilung nicht als Infrastrukturleistung ähnlich einer öffentlichen Ladestation anzusehen sei. „Dann könnten die Stadtwerke die Kosten übernehmen“, sagt Eversmann. Denn im Vergleich zu einer öffentlichen Ladestation, an der nur zwei Autos gleichzeitig versorgt werden, könnten in seiner Garage perspektivisch mehr als 100 Autos gleichzeitig geladen werden.

Auf eine Antwort aus dem Rathaus und von den Stadtwerken wartet der Rentner allerdings seit bald einem Jahr. Und auch ein Elektroauto hat sich Eversmann daher noch nicht gekauft.

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