Bauen in Düsseldorf Bürger wehren sich gegen Hochhauspläne
Golzheim · Rund um den Kennedydamm werden mehrere Hochhäuser gebaut. Anwohner befürchten Verschattung, Kahlschlag und Parkplatznot.
Alexandra und Jan Haake haben von ihrem Balkon aus eine wunderbare Aussicht weit über Düsseldorf – obwohl sie an der Uerdinger Straße wohnen, dort, wo die Autos von der Theodor-Heuss-Brücke gefahren kommen. Aber hinten raus merkt man davon so gut wie nichts. Das Hilton steht ein bisschen im Weg, ein paar weitere Bürohäuser rund um den Kennedydamm vielleicht auch, aber sonst: ein Traum.
Das wird sich bald ändern, diverse Hochhausprojekte sind in dem Geschäftsviertel, in dem aber eben auch Menschen wohnen, geplant. Sie haben futuristische Namen, heißen Eclipse und Gateway, oder sie werden einfach nur nach den jeweiligen Straßen benannt, an denen sie gebaut werden sollen: Georg Glock 14, Uerdinger 67, Karl-Arnold-Platz 1a.
Bei einem Workshop wurden die Pläne von Stadt und Architekten erläutert, Bürger waren eingeladen und konnten Anregungen beisteuern. Das Ingenieurbüro Arup, bei dem die Fäden der Quartiersplanung zusammenlaufen, entwarf für das Umfeld ein Szenario, das ein wenig an den Garten Eden erinnerte: viel Grün, Wasserfälle, Parks, Spielplätze, alles möglichst ohne Autos, dazu Cafés in den Hochhäusern, die allen offen stehen sollen.
Letzteres war Inge Regh dann doch des Guten zu viel: „Wo soll das denn alles hin, hier ist doch gar kein Platz? Und wer soll das überhaupt nutzen?“, erregt sich die Anwohnerin. Und mit ihr rund 230 direkt Betroffene. An dem Büroturm Eclipse (rund 60 Meter hoch) sei wohl nicht mehr viel zu ändern, Baurecht existiert bereits, das weiß auch Peter Röck, der an der Uerdinger Straße 79 wohnt und von seiner Terrasse aus bald direkt auf das Eclipse-Gebäude schauen wird.
Bei Detailfragen, so hofft er, könne man aber schon noch Einfluss nehmen. „Durch den Bau der Tiefgarage müssen einige prägende Bäume gefällt werden, die sich entlang der rückwärtigen Erschließung der Uerdinger Straße befinden“, geht er auf ein Beispiel ein. Eine der Tiefgarage angrenzende Fläche sei von dem Bau zwar nicht betroffen, das Hilton Hotel nutze den Bereich aber als Parkplatz für seine Mitarbeiter – und berufe sich auf Bestandsschutz.
„Gemäß rechtskräftigem Bebauungsplan von 2002 sollte diese Fläche aber eigentlich begrünt werden“, sagt Röck. Und darauf besteht er jetzt auch, „denn der Bestandsschutz fällt schon deswegen weg, weil die Fläche durch den Bau der Tiefgarage in etwa halbiert wird. Jeder Baum zählt“.
Jan Haake erklärt: „Wir sind nicht prinzipiell gegen eine Bautätigkeit und wehren uns auch nicht gegen ein repräsentatives Einfallstor für Düsseldorf an dieser Stelle. Aber muss es zwingend so wuchtig sein?“ Der große Turm an der Georg-Glock-Straße 14 soll 90 Meter hoch werden, das alte Telekomgebäude an der Uerdinger Straße in mehreren Scheiben auf bis zu 60 Meter aufgestockt werden, hinzu kommt das Gateway am Kennedydamm mit fast 100 Meter Höhe. Nicht nur Haake befürchtet: „Das gibt die absolute Verschattung, ab 14 Uhr werden wir hier keine Sonne mehr sehen.“
Und dann ist da noch die Parksituation. Schon jetzt sei der Parkdruck im Viertel enorm. Für das Eclipse zum Beispiel, das mit den Unternehmensberatern von Pricewaterhouse Coopers bereits einen künftigen Mieter hat, seien Parkplätze für 450 Mitarbeiter in der Tiefgarage vorgesehen, „dort sollen aber 1300 Menschen arbeiten“, prangert Alexandra Ludwig-Haake dieses Missverhältnis an und befürchtet künftig einen Verkehrskollaps für ihr Viertel. „Die kommen doch nicht alle mit Bus und Bahn.“
An den von Arup beschriebenen Freizeitwert des neuen Quartiers glaubt Inge Regh nicht: „Hier ist dann am Wochenende doch alles dicht.“ Auch die Einkaufsmöglichkeiten seien unzureichend. „Es gibt nur einen kleinen Edeka in der Nähe, sonst nichts.“ Dennoch: Peter Röck begrüßt den von der Stadt initiierten Workshop, „es ist ja gut, dass wir zumindest gehört werden“. Ob die Bedenken dann auch berücksichtigt würden, sei natürlich eine andere Sache.
Am kommenden Montag haben die Eclipse-Verantwortlichen zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. „Zumindest Kommunikation und Transparenz haben sich inzwischen verbessert“, so Röck.