Düsseldorf Bürger mögen Fahrrad-Polizisten

Düsseldorf · Reiner Baum und Heinz Kramps gehen per Fahrrad auf Streife durch Düsseldorf. Die Hemmschwelle der Bürger, die Beamten anzusprechen, ist niedrig. Leicht ist Arbeit aber nicht. Bis zu 70 Kilometer fahren die Polizisten pro Tag.

 Heinz Kramps und Reiner Baum (v.l.) sind zwei von 32 Polizeibeamten, die seit Kurzem per Rad in Düsseldorf unterwegs sind.

Heinz Kramps und Reiner Baum (v.l.) sind zwei von 32 Polizeibeamten, die seit Kurzem per Rad in Düsseldorf unterwegs sind.

Foto: Andreas Endermann

Ganz selbstverständlich und gut gelaunt radelt die Frau mittleren Alters den Polizeibeamten Reiner Baum und Heinz Kramps entgegen. Dass an dieser Situation etwas nicht stimmt, scheint ihr gar nicht bewusst: Sie fährt in entgegengesetzter Richtung auf dem Radweg und ist somit eine "Geisterradlerin". Baum und Kramps halten sie an und erklären ihr, dass sie ordnungswidrig fährt. "Auf der anderen Seite gibt's keinen richtigen Radweg, das ist mir zu gefährlich", sagt sie irritiert, sieht aber ihren Fehler ein. Sie kommt mit einer Verwarnung davon, winkt den Polizisten freundlich zu und wechselt die Straßenseite. Diese Begegnung ist entspannt ausgegangen, weil Baum und Kramps zur Radstaffel der Polizei Düsseldorf gehören und mit dem Fahrrad auf Streife sind. "Die Akzeptanz ist viel höher, wenn wir per Rad unterwegs sind statt mit dem Polizeiauto", sagen sie. "Fast alle Bürger lassen sich gern auf ein Gespräch ein, wenn wir sie verwarnen."

In Düsseldorf leisten 32 Polizeibeamte einen Großteil ihrer Arbeitswoche auf dem Fahrrad. Mit Dienstzeiten zwischen sieben und 22 Uhr sind die wichtigsten Tageszeiten abgedeckt. Der Schulbeginn zum Beispiel: Reiner Baum und Heinz Kramps fahren zu dieser Zeit die Strecken der Schulbusse ab. "Die Kreuzungen sind oft zugeparkt, so dass die großen Gelenkbusse kaum mehr durchkommen", sagt Kramps und schreibt die Autonummer eines Falschparkers auf. Die Halterin des Wagens kommt und nimmt die Polizisten erst gar nicht als solche wahr. Kein Wunder, denn mit den schweren Trekking-Schuhen, den neonfarbenen Funktionswesten und Fahrradhelmen auf den Köpfen geben Baum und Kramps einen anderen Anblick ab als ihre Kollegen in Polizeiautos. "Ach, wo soll ich denn hier sonst parken?", sagt die Frau seufzend, nachdem ihr Reiner Baum erklärt hat, ihr Wagen blockiere Schulbusse. Dennoch bedankt sie sich auch noch freundlich für das 20-Euro-Knöllchen und fährt davon.

"Als Radfahrer können wir Falschparkern ihre Fehler viel besser vor Augen führen", sagt der Beamte, "vor allem, wenn sie Radwege blockieren." Da hält ein weiteres Fahrzeug neben ihm. Der Fahrer kurbelt die Scheibe herunter und fragt nach dem Weg. Während Baum freundlich Auskunft gibt, erzählt Kramps: "Die Bürger sprechen uns viel häufiger an, wenn wir unterwegs sind. Die Hemmschwelle ist niedrig." Viele Menschen würden das Treffen nutzen, Hinweise zu geben oder Sorgen loszuwerden. "Sie erzählen uns, wo im Stadtteil etwas nicht in Ordnung ist und was wir uns ansehen sollen."

Aber noch sei der Anblick von radelnden Polizisten nicht selbstverständlich, berichtet Baum amüsiert: "Wir sind schon einmal mit einem Paketdienst verwechselt worden. Auch wurden wir gefragt, ob wir den Führerschein verloren haben und strafversetzt wurden." Über solche Respektlosigkeiten sehen Reiner Baum und Heinz Kramps einfach hinweg. Ihre Arbeit als Radstaffel ist viel zu wichtig. Und so steuern sie das nächste Ziel ihrer Tour an. Vor einer Schule prüfen sie, ob die Drahtesel der Kinder verkehrssicher sind. "Vom Rad aus können wir die Kinder gut für die Verkehrssicherheit sensibilisieren", sagt Baum.

Drei von fünf Arbeitstagen verbringen Baum und Kramps auf dem Sattel. Zwischen 30 und 50 Kilometer fahren sie dabei - je nach Einsatzgeschehen. "Der Rekord liegt bei 70 Kilometern an einem Tag", sagt Baum und stoppt eine junge Radlerin. Sie hat Kopfhörer auf und hört Musik. "Kopfhörer bei Radlern sind ein großes Problem", sagt er. Die Schülerin bremst, nimmt die Stöpsel aus dem Ohr und verspricht freundlich, künftig ohne die neuesten Hits im Ohr zu radeln. Ein Bußgeld bekommt sie nicht. "Das gibt's erst, wenn wir sie noch einmal mit Kopfhörern auf dem Rad erwischen", sagt Kramps. Denn morgen fährt er die selbe Strecke noch einmal ab.

(RP)
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