Düsseldorfer Büdchentag Hoch lebe das Büdchen

Düsseldorf · Am Samstag findet wieder der Büdchentag in Düsseldorf statt. Es gibt Musik, Kulinarik aus aller Welt und Mode an der Fortuna-Bude. Fast 30 Trinkhallen in zehn Stadtteilen machen mit.

 Für ein Modeunternehmen waren Trinkhallen wie das Fortuna-Büdchen Ideengeber für eine Kollektion.

Für ein Modeunternehmen waren Trinkhallen wie das Fortuna-Büdchen Ideengeber für eine Kollektion.

Foto: Mey & Edlich

Das Büdchen, wie der Kiosk liebevoll im Rheinland genannt wird, steht für viel mehr, als den kleinen Laden um die Ecke. Der großen Beliebtheit und der besonderen Geschichte ist es geschuldet, dass es auch eine Art Feiertag gibt. Am Samstag ist es wieder so weit: Der Büdchentag kommt in gewohnter Form zurück. Nach zwei Jahren Corona-bedingter Pause soll diese neue Ausgabe auch Besucher aus ganz Deutschland nach Düsseldorf bringen – angelockt von einem über zehn Stadtteile verteilten Nachbarschaftsfestes.

 Die Graffiti-Crew Tao gestaltete schon mal die Trinkhalle am Mintropplatz.

Die Graffiti-Crew Tao gestaltete schon mal die Trinkhalle am Mintropplatz.

Foto: Clemens Henle

In diesem Jahr nehmen fast 30 Büdchen teil. Neben vielen altbekannten Anbietern gibt es in diesem Jahr auch einige Neuzugänge. So bespielt die Markthalle an der Jülicher Straße in Pempelfort den gegenüberliegenden Münsterplatz mit Musik einer Pop- und Techno-Band. In Flingern-Süd, an der Ecke Gerresheimer/Wetterstraße findet ein Do-It-Yourself-Markt (DIY) statt – ebenfalls mit musikalischer Unterstützung.

 Viel Musik ist am Samstag geplant. Bands aus vielen Genres werden in den verschiedenen Stadtteilen auftreten. 

Viel Musik ist am Samstag geplant. Bands aus vielen Genres werden in den verschiedenen Stadtteilen auftreten. 

Foto: Düsseldorfer Büdchentag

Für gewohnte Partystimmung sorgen die Strandpiraten in Oberbilk an der Siemensstraße – und die Düsseldorfer Labels Candomblé und Themes for Great Cities im Pausenbrot an der Färberstraße. Ein Event für die ganze Familie steigt auf dem Friedensplätzchen. Dort treten die stadtbekannten Bands „The Happy Gangstas“ und „Heavy Gummi“ auf.

 Hip-Hop anlässlich des Düsseldorfer Büdchentages wird es auch diesen Mal geben.

Hip-Hop anlässlich des Düsseldorfer Büdchentages wird es auch diesen Mal geben.

Foto: Düsseldorfer Büdchentag

Daneben finden am Büdchentag noch viele kleinere Events statt: Viele von ihnen bieten Essen aus aller Welt, ein Pop-up-Büdchen macht für einen Tag in Flingern auf, die Uni-Klinik nimmt mit ihrer 10.000-Schritte-Aktion teil und das kleinste Museum der Welt wird an vielen Büdchen Station machen, inklusive des kleinsten Museumshops der Welt.

 Auch am Büdchen an der Bilker Bachstraße war in den Vorjahren viel los.

Auch am Büdchen an der Bilker Bachstraße war in den Vorjahren viel los.

Foto: Düsseldorfer Büdchentag

„Das Büdchen ist Kindheitserinnerung, der Retter in der Not, das nette Gespräch zwischendurch, der kurze Stopp auf dem Weg zur Maloche und für manche oder manchen ist die Bude ein Stück Heimat“, sagt Ute Wethmar, Geschäftsführerin des Textilunternehmens Mey&Edlich.

Sie hat sich intensiv mit der Geschichte der Kioske – auch Trinkhallen oder Spätis, wie sie in Berlin heißen – beschäftigt. Dabei macht die Düsseldorferin eigentlich in Mode und das seit beinahe drei Jahren für Deutschlands ältesten, 1870 in Leipzig gegründeten Versandhändler. Jahrzehntelang hat das Modeunternehmen auch eine Boutique an der Kö betrieben.

Gemeinsam mit ihrem Team hat Wethmar in diesen Wochen die inhabergeführten Büdchen in Flingern und Oberkassel, in Pempelfort und am Rhein, die von der gemischten Tüte und Zeitungen bis zu Chips und Champagner, Kaviar und Kaffee, Bockwurst und Brötchen fast alles anbieten, als Ideengeber für die erste Büdchen-Kollektion entdeckt.

„Das legendäre Fortuna-Büdchen mit Blick über den Rhein, das runde, denkmalgeschützte Champagner-Büdchen in Meerbusch oder das am Corneliusplatz waren zugleich auch die perfekte Kulisse für unser Foto-Shooting“, erzählt die Geschäftsführerin. Das Ergebnis ist im neuen Katalog der Herrenmode-Marke zu sehen und zu lesen. „Denn wir machen nicht nur Fotos, sondern wir erzählen echte Geschichten von echten Menschen“, heißt es.

Mit dieser Idee findet Mey&Edlich seit einiger Zeit immer wieder neue Themen und „aktuelle Modeeinflüsse mit Stil und Statement“, die sechs Mal im Jahr als Grundlage für neue Kollektionen dienen, darunter Teile wie die „Pfeif-drauf-Weste“ oder das „Ewigkeitsarmband“. Und nebenbei werden spannende Hintergrundgeschichten über Büdchen, Uhren- und Fahrradsammler, Kaffee und Künstler geliefert. So ist beispielsweise in Zusammenarbeit mit dem Düsseldorfer Künstler und Bildhauer Jan Albers ein Streetart-Kunst-Katalog mit Motiven aus der Landeshauptstadt und eine von ihm gestaltete, limitierte Lederjacke entstanden. Einen Leder-Tätowierer „anner Fortuna-Bude“ gibt es übrigens am Samstag auch. In einer ganz anderen Ecke der Stadt – am Schillerplatz – gibt es Jazz und Hip Hop.

Die ersten Trinkhallen entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Zuge der Industrialisierung, wie die Internet-Enzyklopädie Wikipedia beschreibt. Andere Bezeichnungen sind neben Trinkhalle, Büdchen und Kiosk noch Bude, Wasserhäuschen oder Spätkauf.

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