Bücherbummel 2019 Der Bücherbummel macht Lust aufs Stöbern

Düsseldorf · Antiquare aus der Region wollen selbst eingefleischte Online-Buchbesteller zur Bibliophilie bekehren – wenn das Wetter mitspielt.

 Tausende Bücher warten auf der Königsallee auf einen neuen Besitzer.

Tausende Bücher warten auf der Königsallee auf einen neuen Besitzer.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Wer kennt sie nicht – diese unvernünftige Liebe zum gedruckten Buch? Hat man sie einmal ausgelesen, werden viele Schmöker zu Staubfängern, die jahrelang unangetastet im Regal vor sich hin säuern. Spätestens, wenn man umziehen muss, sind sie eine verfluchte Last. Und doch – Bücher wegzuwerfen bringen die wenigsten Menschen übers Herz.

Wer schon jetzt an keinem Buchladen und keinem öffentlichen Bücherschrank vorbeigehen kann, ohne etwas mitzunehmen; wer zu Hause jeden Regalzentimeter, jedes Quadratmillimeterchen Nachttisch dreifach mit Taschenbüchern belegt hat – der sollte um die Königsallee einen großen Bogen machen. Alle anderen dürfen sie direkt und sofort ansteuern und sich bis zum Montag anstecken lassen mit der Liebe zum Buch.

Die Stifter dieser Liebe stehen in weißen Zelten – eine ungewohnte Umgebung für sie. Bücher sind an und für sich recht unempfindlich. Sie mögen nur kein Wasser. Christoph Wildes Blick geht prüfend zum Himmel. „Wenn’s heute oben bleibt, das wäre gut“, sagt er. „Ich bin gebremst optimistisch.“ Der Mann mit dem Rauschebart verwahrt seine Handelsgüter sonst hoch und trocken in seinem Antiquariat an der Birkenstraße. „Aber wenn die Leute nicht zum Buch kommen, muss das Buch eben zu den Leuten.“ Ja, die Buchhändler haben es nicht leicht. Als Christoph Wilde seinen ersten Job in einem Antiquariat annahm, trugen die Kunden stapelweise Bücher zur Kasse. „Die hatten sie beim Stöbern entdeckt.“ Heute kaufen die meisten Menschen ihren Lesestoff online. Nicht nur bei Amazon – die meisten Antiquariate haben inzwischen einen Online-Shop. Aber im Netz suchen Kunden ein bestimmtes Buch, klicken auf „in den Warenkorb“ – und sind wieder weg.

Auf dem Bücherbummel dagegen wollen die Händler ihre Kunden überraschen und ihnen Schätze präsentieren – neben (natürlich) hunderten ganz gewöhnlicher Bücher, ob alt, neu oder Mängelexemplar. Am Morgen hat Joachim Wilder, Antiquar aus Hannover, die Ausgabe eines napoleonischen Militär etats aus dem Jahr 1803 verkauft, in Glanzleder gebunden. „Das ist Antiquariat!“, sagt er.

In Wilders Ohren klingt die Frage, was ihn auf den Bücherbummel bringe, etwas merkwürdig. „Das ist mein Beruf“, sagt er ernst. „Ich bin überzeugt: Wenn wir Händler unsere Ware nicht mehr zeigen, werden die Antiquariatskunden aussterben.“ Er sehe seine Branche als Kulturbewahrer, sagt er dann noch. „Wir bringen Dinge in Umlauf, die sonst schon verloren wären.“

 Der Flingeraner Antiquar Christoph Wilde hofft auf gutes Wetter.

Der Flingeraner Antiquar Christoph Wilde hofft auf gutes Wetter.

Foto: Helene Pawlitzki
 Joachim Wilder zeigt einen seiner Schätze – ein Kunstbuch mit Werken Tomi Ungerers.

Joachim Wilder zeigt einen seiner Schätze – ein Kunstbuch mit Werken Tomi Ungerers.

Foto: Helene Pawlitzki
 Marlene und Norbert Lennartz haben einen Spezialstand für Biografien.

Marlene und Norbert Lennartz haben einen Spezialstand für Biografien.

Foto: Helene Pawlitzki

Das sieht sein Kollege Norbert Lennartz ähnlich. Der Viersener hat mit seinem Antiquariat ­Der-Philo-soph gleich zwei Stände nebeneinander, von denen einer sich Biografien widmet. „Wir Antiquare müssen uns viel mehr als Spezialisten präsentieren“, sagt er und hofft, dass andere Händler seinem Beispiel folgen. Er und seine Frau Marlene freuen sich auf fünf Tage Bücherbummel: „Die Atmosphäre ist einfach immer toll! Wo hat man noch die Kombination aus Büchern, Essen und Trinken?“

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