Schlacht der einstweilgen Verfügungen Buchhaltungschaos beim Arena-Betreiber

Düsseldorf (dto). Die Posse um die LTU arena überbrückt ganz sicher das Sommerloch. Der von den Gesellschaftern der Betreiber einstimmig bestellte unabhängige Wirtschaftsprüfer sprach am Mittwoch nach einem ersten Blick in die Bücher von einer "einmaligen Situation". Der neue Geschäftsführer der Betreibergesellschaft rechnete damit, dass die endgültige juristische Klärung zur Kündigung des Pachtvertrages durch die Stadt, noch einige Zeit dauern werde. Die Stadt konnte dagegen per einstweiliger Verfügung deren Rechtmäßigkeit untermauern. In einer weiteren Verfügung wurde Betreiber-Hauptgesellschafter Gerald Wagener untersagt zu behaupten, er habe in der Arena das Hausrecht.

Wirtschaftsprüfer Claus Vogt war von allen Gesellschaftern der Betreibergesellschaft, auch von der Stadt Düsseldorf, in der vergangenen Woche einstimmig als unabhängiger Gutachter benannt worden. Der Chef der Treuhandgesellschaft Südbayern mit Sitz in München, hat dann auch erst am Wochenende so richtig erfasst, was für ein Politikum die LTU arena ist. Der nach eigener Einschätzung in Sachen Multifunktionsarenen und Sport versierte Wirtschaftsprüfer zeigte sich nach seinen ersten Stunden über den Büchern der Arena überrascht von der Einmaligkeit der Buchhaltung. "Ich dachte meine Arbeit wäre nach einer Woche erledigt, jetzt müssen Steuerberater aber erst einmal die Hausaufgaben der letzten 18 Monate erledigen."

Das bedeutet nichts anderes als Belege sortieren und Abschlüsse machen. "Es gibt keine prüfungsfähigern Unterlagen, selbst die Jahresabschlüsse für 2003 und 2004 sind nicht gemacht", sagte Vogt. "Ich frage mich, wie die ihre Umsatzsteuervoranmeldung gemacht haben." Noch nicht mal eine Handkasse, in der laut einem Kassenbuch 1.924 Euro liegen sollen, konnte er mangels Schlüssel öffnen. Vogt und der neue Arena Geschäftsführer Tobias Guhl haben durch eine erste Anfrage bei der Stadtsparkasse Düsseldorf erfahren, dass auf den Konten der Betreibergesellschaft immerhin "schwarze Nullen" vorherrschen.

Die Stadt Düsseldorf wollte sich zu dem Buchhaltungschaos in der Betreibergesellschaft, an der auch sie sowie ABB als Minderheitsgesellschafter beteiligt sind, nicht äußern und kritsierte Hauptgesellschafter Wagener, er hätte vertrauliche Informationen in die Öffentlichkeit getragen. Im übrigen hätte die Buchhaltung auf Wunsch des von Wagener aufgekauften Hauptgesellschafters WPF bei deren in Konkurs gegangener Mutter Walter Bau AG gelegen. Durch die WPF-Übernahme sei Wagener also mitverantwortlich für das Chaos in der Buchhaltung, lautet die doch eher fadenscheinige Begründung.

Wo die 15 Millionen Euro Liquiditätsreserve der Gesellschaft versickert sind, konnte Wirtschaftsprüfer Vogt am Mittwoch erst recht nicht sagen. Von den vermissten Millionen seien lediglich 3,2 Millionen Euro ausgemacht worden, die auf ein Festgeldkonto der Besitzgesellschaft überwiesen wurden und dort zur Absicherung von Krediten der Betreibergesellschaft liegen, erklärt Felix Schäfer, der neue Rechtsanwalt der Betreibergesellschaft.

Einstweilige Verfügungen

Während sich die Betreibergesellschaft weiterhin als für die Veranstaltungen in der Arena zuständig fühlt, konnte die Stadt Düsseldorf als Besitzerin der Arena per einstweiliger Verfügung ihre Kündigung des Pachtvertrages untermauern Wagern als auch Guhl hatten die Kündigung am Mittwoch wiederholt als unrechtmäßig erklärt. Unsicher ist deshalb weiterhin, ob die bisher geplanten Veranstaltungen tatsächlich in der Arena stattfinden werden. Hauptgesellschafter Wagener erneuerte am Mittwoch auch seine Untreuevorwürfe gegen den letzten Geschäftsführer Frank Muench. Der habe noch an seinem vorletzten Arbeitstag Ende Juni versucht, alle Verträge mit Sponsoren und Veranstaltern auf die städtische Besitzgesellschaft zu übertragen. Die Rechtmäßigkeit dieser Verträge zweifelte Wagner an und kündigte erneut rechtliche Schritte an.

Lediglich an einen von Ex-Geschäftsführer Muench ausgehandelten Mietvertrag für die Geschäftsräume werde er sich halten. Der laufe am Donnerstag aus und dann werde die Gesellschaft mit allen Unterlagen ausziehen. Die Bewegungsfreiheit von Wagener und Guhl ist ohnehin durch eine dritte einstweilige Verfügung der Stadt arg eingeschränkt worden.

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