Düsseldorf Buch-Versuch in Rath gescheitert

Düsseldorf · Zwei Freunde hatten vor einem Jahr das "Rather Buchzentrum" eröffnet. Sie wollten trotz Amazon den Buchladen wieder zum Treffpunkt im Stadtteil machen. Heute schließen sie ihr Geschäft - für immer.

 Der Informatiker Marco Vita (l.) und Buchhändler Markus Gickleiter (r.) haben ihr Geschäft an der Westfalenstraße aufgegeben. Die verbliebenen Bücher verkaufen sie, der Rest wird verschenkt.

Der Informatiker Marco Vita (l.) und Buchhändler Markus Gickleiter (r.) haben ihr Geschäft an der Westfalenstraße aufgegeben. Die verbliebenen Bücher verkaufen sie, der Rest wird verschenkt.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Eigentlich müssten Markus Gickeleiter und Marco Vita viel niedergeschlagener sein, als sie sind. Heute um 14 Uhr werden sie ihre Buchhandlung an der Westfalenstraße schließen. Es war ein kurzes Gastspiel, erst im vergangenen August hatten die beiden eröffnet. Jetzt müssen sie ihre restlichen Bücher und das Mobiliar billig abgeben oder verschenken. Sie bleiben auf dem Kredit sitzen, den sie für die Eröffnung des "Rather Buchzentrums" aufgenommen haben. Dennoch merkt man, dass der gelernte Buchhändler Gickleiter und der IT-Spezialist Vita ihr Experiment nicht bereuen.

"Ich würde es heute noch genauso machen, vielleicht aber eher in Oberrath, wo die Mieten günstiger sind", sagt Gickleiter. Der 42-Jährige ist gelernter Buchhändler, für ihn war der eigene Laden der Weg aus einer wenig vielversprechenden Karriere als Angestellter. Männer, sagt Gickleiter, hätten im Buchhandel nicht die besten Karten. Daher überlege er jetzt sogar, die Branche zu wechseln und als Koch oder Altenpfleger neu anzufangen.

Schon ewig sei er mit dem 36-jährigen Vita befreundet, dem das "sehr einsame Arbeiten" seinen vorherigen IT-Beruf verleidet hatte. Im "Buchzentrum" übernahm er alle Aufgaben, die mit Technik zu tun hatten: Er gestaltete die stylische Internetseite, richtete den Online-Shop ein, stellte sogar Statistiken auf, wie viele Bücher sie verkaufen müssten, um in den schwarzen Zahlen zu bleiben. "Was die Laufkundschaft anging, waren wir sogar etwas über unseren Erwartungen", sagt Vita. Was gefehlt habe, seien zahlungskräftige Dauerkunden wie Anwaltskanzleien, Schulen, Bibliotheken und Kitas. "Wir hatten hier ein großes Einzugsgebiet", sagt auch Gickleiter. Dennoch sei am Ende das Geld ausgegangen, um das Geschäft weiterzuführen und die Vernetzung in Rath und Umgebung voranzutreiben.

Als kleines Kulturzentrum hatte sich der Laden schon etabliert, es gab Lesungen, Spieleabende, sogar einen Buchclub. Den will Gickleiter zwar auch privat weiterführen, aber mit Veranstaltungen wie beispielsweise dem Poetry-Slam mit der Schriftstellerin und Komikerin Sandra Da Vina ist Schluss. Auch Künstler hatten immer wieder mal das "Buchzentrum" für Ausstellungen genutzt. "Das begann sich rumzusprechen", sagt Gickleiter, über Rather Künstler habe er sogar Kontakte zur Kunstakademie gepflegt.

Das Kellerlager ist schon ausgeräumt, die Ikea-Regale und Sitzgelegenheiten größtenteils verkauft. Die rund 8000 übrigen Bücher und Spiele, die bis heute zum Verkauf stehen, müssen Gickleiter und Vita auch noch loswerden. "Wir haben niemanden gefunden, der sie uns als Ganzes abnimmt", sagt Gickleiter. Ein Großantiquariat kauft ihnen nur einen Teil ab - für zehn Cent das Stück, wie Vita bitter bemerkt -, der Rest landet in verschiedenen Bücherschränken der Stadt.

Der Informatiker Vita plant jetzt, zurück zur IT zu gehen: "Da finde ich immer was." Und obwohl sein Freund Gickleiter noch nicht weiß, wohin die Reise für ihn geht, bleibt er gelassen, und zieht das Resümee: "Mir hat es hier sehr gut gefallen."

(bur)
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