Buch „Grenzgänger“ erschienen Was Düsseldorfs Ex-OB Thomas Geisel über seine Amtszeit schreibt

Düsseldorf · Der frühere Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel hat ein Buch mit Erinnerungen an seine Amtszeit veröffentlicht. Geisel sieht sich als fleißigen Quereinsteiger, der mit dem politischen Betrieb zu kämpfen hatte – und hat eine erstaunliche Erklärung für seine Abwahl.

 Ein Höhepunkt von Thomas Geisels Amtszeit: Die Tour de France 2017.

Ein Höhepunkt von Thomas Geisels Amtszeit: Die Tour de France 2017.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Thomas Geisel hat sein Buch „Grenzgänger“ genannt, und er meint damit die Grenze zwischen Wirtschaft und Politik, die er als  ehemaliger Energiemanager im Oberbürgermeister-Amt überschritten hat. Der SPD-Politiker hat sich immer als Wirtschaftslenker gesehen, der an der Spitze einer Behörde gelandet ist.

Günther Oettinger (CDU), früherer baden-württembergischer Ministerpräsident, wünschte sich als Star-Gast bei der Buchpräsentation im Industrieclub mehr Politiker dieses Schlags. Eine Stadt müsse schließlich nicht nur verwaltet werden, sondern brauche Projekte, sagte Oettinger. Zwei Düsseldorfer Oberbürgermeister hätten das geschafft: „Joachim Erwin und Thomas Geisel haben das Gesicht von Düsseldorf geprägt.“

Das war sicher Musik in den Ohren des Autors. Auf 360 Seiten schildert Geisel seine Erinnerungen an sechs Jahre OB-Amt. Oder besser: Er versucht – ganz Manager – eine Bilanz, wo er seine Agenda umsetzen konnte. Es gibt Kapitel zu Wohnungsbau und Verkehr, zu Kultur und Krisen, zu Kitas und Stadtplanung. Geisel erinnert sich an seine Aktivitäten, streut Anekdoten ein und äußert sich allgemein zum Thema.

Wer auf Enthüllungen gehofft hat, wird enttäuscht: Es geht dem Autor hier zumindest über weite Teile ums Politische. Dazu kommen ein paar Gedanken über das Familienleben mit 100-Stunden-Woche – und eine handvoll Stellen, in der er persönlich wird, etwa, wenn er unvermittelt und ziemlich unnötig über die Kündigung von Jetzt-Wieder-Stadtsprecherin Kerstin Jäckel plaudert – offenbar hat Geisel noch nicht mit allen Konflikten seiner Amtszeit abgeschlossen.

Wie das nun genau war mit dem Bäderkonzept oder dem Dürer-Kolleg, ist eher für Spezialisten interessant, spannend wird es bei den großen Konflikten von der Tour de France bis zu den Umweltspuren. Man muss nicht Geisels Meinung sein, seine teilweise bissige Darstellung ist trotzdem unterhaltsam. Geisel hat das Buch gleich nach seinem Ausscheiden geschrieben. Dadurch fehlt manchmal Distanz, dafür sind die Themen noch gegenwärtig.

Geisel erzählt seine Amtsjahre als Geschichte eines fleißigen Quereinsteigers, der sich eine Menge Gegenspieler gemacht hat – und sich von den Medien, den Bündnispartnern und auch  der eigenen Partei oft unverstanden gefühlt hat. Einige der größten Fallen hat er sich selbst gebaut, das würden auch Kritiker unterschreiben. Als es um die gescheiterte Neuorganisation der Beteiligungsverwaltung geht, räumt er ein, dieser Fehlschlag habe ihm „besonders eindrücklich vor Augen geführt, dass Politik und Wirtschaft offenbar doch zwei sehr unterschiedliche Welten sind“.

Geisel selbst hat eine andere Erklärung, warum er gegen Stephan Keller (CDU) unterlegen ist. Die Stimmung habe sich verändert, statt dem Wunsch nach Aufbruch herrsche wieder ein restaurativer Geist. Auch in diesem Zyklus sieht er einen Vergleich zu einem anderen Stadtmanager:  „In Düsseldorf folgte auf Joachim Erwin Dirk Elbers. Und wie es dann weiterging, ist bekannt.“

Info „Grenzgänger. Erinnerungen eines Düsseldorfer Oberbürgermeisters“, Droste-Verlag, 22 Euro.

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