Düsseldorf/Köln Bubi-Räuber von der Kö schliefen in Jugendherberge

Düsseldorf/Köln · Die Kölner Polizei hat eine internationale Serie von Raubüberfällen auf Juweliere aufgeklärt. Die Bande aus Litauen wird für insgesamt elf Taten verantwortlich gemacht, darunter auch der Überfall auf einen Juwelier an der Düsseldorfer Kö.

 Sie gehörten zur untersten Ebene der Verbrecherbande: Die jungen Räuber von der Kö.

Sie gehörten zur untersten Ebene der Verbrecherbande: Die jungen Räuber von der Kö.

Foto: Polizei K�

Als die Ermittler des Kriminalkommissariats 14 am 20. September im Kölner Polizeipräsidium die Aufnahmen aus der Überwachungskamera vom Raubüberfall auf die Filiale des Juweliers Wempe in Köln auswerten, ahnen sie nicht, dass sie gerade einer europaweit agierenden Bande von Juwelen-Räubern auf die Spur gekommen sind. "Sie sahen sehr jung aus und sprachen gebrochen Deutsch", sagt Chefermittler Thomas Faber. Das habe zunächst nicht unbedingt auf organisiertes Verbrechen hingedeutet. "Doch nach Abgleich der Spuren stießen wir auf internationale Zusammenhänge", betont Faber.

Die beiden mittlerweile festgenommenen Täter aus dem Video, die wegen ihres jungen Aussehens "Bubi-Räuber" genannt werden, gehören einer Bande an, die Schmuck und Luxusuhren im Wert von geschätzten 500 000 Euro geraubt haben. Die Polizei konnte bislang insgesamt acht Männer im Alter zwischen 18 und 42 Jahren in Berlin, Wiesbaden und Aschaffenburg festnehmen — bis auf einen Mann, der aus Russland kommt, stammen alle aus Litauen. Ihnen wird vorgeworfen, seit Februar dieses Jahres mindestens elf Raubüberfälle auf Juweliere in Frankreich, Deutschland und Luxemburg verübt zu haben, dazu zählt auch der Überfallversuch auf den Düsseldorfer Kö-Juwelier Blome am 5. Oktober. Der Raub scheiterte damals nur, weil die Täter die Glasvitrine, hinter der die Uhren lagen, nicht einschlagen konnten.

Die Beute aus der Raubserie ist bis heute nicht aufgetaucht. "Die Uhren wurden sofort ins Ausland geschafft", sagt der Polizeipräsident von Köln, Wolfgang Albers. Ungewiss ist auch, ob die Gruppe noch aus mehr Mitgliedern besteht. Die Polizei schließt nicht aus, dass die Bande noch für weitere Überfälle verantwortlich sein könnte. Für den zweiten Überfall auf denselben Düsseldorfer Kö-Juwelier wenige Tage später kommt die Gruppe der Polizei zufolge jedoch nicht in Frage. "Von diesen Tätern fehlt jede Spur", betont Faber.

Ermittlungskommission hieß "Bubi-Räuber"

Dass die Raubüberfälle miteinander in Verbindung stehen, erkannte erst die Polizei in Köln nach dem Überfall auf den Juwelier Wempe. Die Ermittlungskommission "Bubi-Räuber" suchte bundes- und europaweit nach ähnlichen Delikten. Dabei stellte sich heraus, dass bereits im Sommer dieses Jahres zwei Bandenmitglieder in Aschaffenburg gefasst worden waren — nur dass sie einem internationalen Verbrechering angehörten, ahnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand.

Der Durchbruch bei den Ermittlungen gelang der Polizei letztlich in der vergangenen Woche in Wiesbaden, als zwei Bandenmitglieder bei einem Bagatelldiebstahl in einem Kaufhaus vom Ladendetektiv gefasst wurden. Die beiden Berufsverbrecher wurden dabei erwischt, als sie eine Limonade stehlen wollten. Es stellte sich heraus, dass einer von ihnen an dem Überfall auf den Kö-Juwelier beteiligt war. Die beiden lieferten der Polizei entscheidende Hinweise auf die Hintermänner. Daraufhin konnte ein Sondereinsatzkommando (SEK) den Bandenchef (42) und drei weitere Mitglieder der Führungsebene in einem Hotel am Bahnhof Zoo in Berlin überwältigen. "Durch den Zugriff verhinderten wir einen weiteren Raubüberfall, den die Bande gerade in Berlin begehen wollte", betont der Kölner Chefermittler Thomas Faber. Die gefassten Verbrecher seien brandgefährlich und skrupellos.

Überrascht zeigten sich die Ermittler über die hierarchische Struktur der Bande, die von oben nach unten straff durchorganisiert war. Sie bestand aus drei Ebenen. Zunächst der Ausführerebene. Dazu gehörten die Räuber, die die Überfälle begingen. Sie kamen in der Regel einen Tag vor dem Raub in die jeweilige Stadt, fuhren nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln und schliefen in Jugendherbergen. Die Führungsebene benutzte Nobelautos, quartierte sich in guten Hotels ein und kam meist drei Tage vor dem Raub in die Stadt. Dann gab es noch die Logistikebene, die Fahrzeuge organisierte, die Umgebung auskundschaftete und die geraubten Uhren ins Ausland brachte.

Die beiden Täter, die in Wiesbaden gefasst wurden, gehörten der untersten Ebene an. Die Ermittler mutmaßen, dass sie ohne Kontakt zur Führungscrew unterwegs waren, als sie die Limonade stehlen wollten. "Möglicherweise war ihnen das Geld ausgegangen und sie wussten sich nicht mehr anders zu helfen", sagt ein Polizeisprecher.

(RP)
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