Düsseldorf Brudermord: 24-Jährige fühlte sich von Stimmen zur Tat getrieben

Düsseldorf · Auf dem Schulweg soll die inzwischen 24 Jahre alte Studentin ihren Stiefbruder im Mai mit einem Messer niedergestochen haben.

Die zahlreichen Verletzungen führten nach Angaben des Gerichtsmediziners zu massivem Blutverlust, das Opfer verstarb noch am Tatort. Am Mittwoch startete im Landgericht der Prozess, die Mutter des getöteten Jungen tritt als Nebenklägerin auf. Um 7.10 Uhr an einem Mittwoch im Mai soll die Beschuldigte mit einem Küchenmesser auf ihren Stiefbruder losgegangen sein, durchtrennte ihm die Kehle und stach zahlreiche Male in Brust und Rücken. So steht es in der Anklageschrift. Zum Tatzeitpunkt soll die junge Frau aber wegen akuter Schizophrenie schuldunfähig gewesen sein.

Gemeinsam mit ihren Verteidigern stimmte die Beschuldigte der Anklage zu und äußerte sich teils selbst, teils durch ihre Anwälte zu den Vorwürfen. Sie sei morgens aufgewacht, habe einen Druck im Kopf verspürt und soll Stimmen gehört haben. "Wenn nicht jetzt, wann dann" und "entweder du oder er" sollen die Stimmen gesagt haben. Die 24-Jährige beschloss, ihrem Bruder zu folgen. Sie überholte ihn im Park, stach von vorne mit der zehn Zentimeter langen Klinge zu. Ob sie zuerst die Brust traf oder die Kehle, daran konnte sich die Beschuldigte nicht mehr erinnern.

Ihr Stiefbruder soll versucht haben zu entkommen, wand sich aus Jacke und T-Shirt und soll seine Schwester nach dem Warum gefragt haben. Darauf habe die Täterin aber nicht antworten können, sagte sie gestern aus. Nachdem ihr Bruder regungslos am Boden lag, sei sie in Richtung eines Zeugen gegangen, "damit er abhaut", sagte die 24-Jährige. Danach lief sie weg, bis nach Langenfeld, knapp 24 Kilometer zu Fuß, immer das Messer in ihrer Hand haltend. In Langenfeld schließlich griff sie die Polizei nach einer Fahndung auf. Die Beschuldigte habe erschöpft gewirkt, wie ein gehetztes Tier, sagte gestern der Ermittler der Düsseldorfer Kripo. Sie sei kaum ansprechbar gewesen, die Vernehmung konnte nicht durchgeführt werden.

Ein möglicher Grund für die Tat sei Angst gewesen, sagte die junge Frau gestern. Sie will im Auto ihrer Stiefmutter Messer entdeckt haben, fühlte sich dadurch bedroht. Deswegen kaufte sie sich selbst ein Messer-Set. Und sie fühlte sich von ihrer Familie nicht geliebt, dabei wollte sie doch nur gemocht werden. Als die Patchwork-Familie vor rund sechs Jahren zusammenzog, habe sie sich gut verstanden mit Stiefmutter und -bruder. Erst später sei das Verhältnis schlechter geworden.

(RP)
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