Rethelstraßen-Prozess in Düsseldorf Bordellgast: Nach einem Drink "wie ferngesteuert"

Düsseldorf · Im Rotlicht-Prozess um angeblichen Bandenbetrug an Freiern in Rethelstraßen-Bordellen hat das Landgericht am Dienstag einen weiteren Bordellgast als Zeugen vernommen. Ein 49-jähriger Unternehmer lieferte dabei erstmals in diesem Verfahren klare, brauchbare Schilderungen davon, was ihm im Juli 2012 in einem der Etablissements widerfahren sei.

Der Rotlicht-Prozess: Eine Chronik
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Foto: dpa, Rolf Vennenbernd

Die Anklage wirft vier Frauen und vier Männern aus dem dortigen Milieu vor, sie hätten Freier mit Alkohol, Kokain oder K.o.-Tropfen betäubt und die Wehrlosen dann über deren Kreditkarten ausgeplündert. Alle Angeklagten schweigen dazu. Der Zeuge gab am Dienstag an: "Schon beim ersten Drink habe ich nach dem ersten, zweiten Schluck nichts mehr wahrgenommen. Es war die komplette Willenlosigkeit, ich fühlte mich wie ferngesteuert."

Rund 300 000 Euro sollen die Angeklagten als Mitglieder einer Betrugsbande unter Führung von Bordell-Chef Thomas M. (48) durch systematisches Abzocken von gezielt benebelten Kunden erbeutet haben, so die Staatsanwaltschaft. Doch mehrere solcher "Bordell-Opfer", die bisher als Belastungszeugen vorgeladen waren, konnten diese Anklage nicht stützen. Sicher, klar und eindeutig klang dagegen der Auftritt des Unternehmers. 24 000 Euro sollten damals über seine Kreditkarte für angebliche Dienstleistungen an der Rethelstraße abgebucht werden — was er hinterher mit seiner Kreditkartenfirma gerade noch verhindern konnte.

Prozess um Düsseldorfer Bordell-Abzocke gestartet
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Dabei war er mit einem Freund, einem Sylter Investor mit Berliner Adresse, damals nach einem Restaurant-Besuch spätnachts per Taxi arglos zu einem der Bordelle von M. gefahren. Dort habe das Freundes-Duo am Tresen noch überlegt, ob man nicht doch lieber heimgehen solle. "Aber einen Drink könnt ihr doch nehmen", habe es damals geheißen. Direkt habe der 49-Jährige dann allerdings über Stunden hinweg "jegliches Gefühl für Zeit und Raum verloren, ich war einfach leer, habe nichts mehr wahrgenommen". Erst am nächsten Mittag sei er (mit Hilfe einer jungen Frau) im Bordell wieder auf die Beine gekommen, habe bis spätnachts noch "ganz brutales Herzrasen" gehabt, so dass er mit dem Freund sogar einen Anruf beim Notarzt erwogen habe. "Aber nach ein bis zwei Tagen war ich doch wieder ganz normal", so der Zeuge.

Solche K.o.-Tropfen waren jedoch bei Razzien in Rethelstraßen-Bordellen von der Polizei nirgends entdeckt worden. Der Prozess wird fortgesetzt.

(RP)
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