Interview Trumps Klimapolitik macht Fürst Albert Sorgen

Düsseldorf · Albert II., der Fürst von Monaco, hat mit unserer Redaktion über sein Interesse für Ökologie, die Sorgen angesichts von Donald Trump und Alltagskompromisse in der Familie gesprochen.

Der Arbeitstag von Fürst Albert II. von Monaco ist durchgetaktet. Sein Adjutant achtet auch bei unserem Treffen in einem Düsseldorfer Luxushotel streng darauf, dass der strikte Zeitplan eingehalten wird. Aber als er den Fotografen hinauskomplimentieren will, winkt Albert ab. "Wir stehen hier doch nicht auf den Palaststufen", lächelt er.

Fürst Albert, seit vielen Jahren engagieren Sie sich für den Schutz der Umwelt. Wie ist es eigentlich dazu gekommen?

Albert Das ist sicherlich eine Familientradition, ein Erbe, das mir meine Großeltern und meine Eltern übertragen haben. Ich war immer gerne in der Natur, meine Mutter interessierte sich sehr für Pflanzen, und wir haben ja das Mittelmeer mit all seiner Schönheit und leider auch all seinen Problemen direkt vor der Haustür. Als ich etwas älter war, hat mich sicherlich auch sehr der Besuch der großen Umweltkonferenz in Rio 1992 geprägt, zu der ich meinen Vater Rainier begleiten durfte. Mir ist bewusst geworden, dass wir etwas für die Rettung des Planeten tun müssen und dass auch ein so kleines Land wie Monaco dabei eine wichtige Rolle spielen kann.

Boot Düsseldorf 2017: Fürst Albert besucht die Blue Motion Night
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Fürst Albert besucht die Blue Motion Night

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Foto: Andreas Bretz

Nimmt man als Vater kleiner Kinder - Ihre Zwillinge Jacques und Gabriella sind zwei Jahre alt - diese Fragen dann noch etwas ernster?

Albert Natürlich spielt das eine Rolle. Wenn ich über den Schutz der Umwelt und die Bewahrung der Schöpfung spreche, dann haben diese Worte für mich persönlich seither noch mehr Gewicht.

Ihre Umweltstiftung besteht seit gut zehn Jahren. Sind Sie stolz auf das Geleistete?

Albert Ich bin vor allem stolz auf die Leistung des kleinen Teams von nur etwa einem Dutzend Mitarbeitern, die gemeinsam mit vielen Freiwilligen in dieser Zeit rund 370 Projekte in fünf Kontinenten auf die Beine gestellt haben. Dabei geht es unter anderem um die Bewahrung der Artenvielfalt, ganz besonders in den Ozeanen, aber auch um die Förderung erneuerbarer Energien und die Begrenzung der Auswirkungen des Klimawandels.

Beunruhigt es Sie, dass der neue US-Präsident Donald Trump offenbar nicht an den Klimawandel glaubt?

Albert Ja, das gibt Anlass zur Sorge, das will ich nicht leugnen. Aber wir müssen optimistisch bleiben. Schließlich haben viele andere Länder, darunter so große wie China, sich inzwischen eindeutig zum Kampf gegen den Klimawandel bekannt. Es hat in Paris ein entsprechendes Abkommen gegeben, mit Selbstverpflichtungen zur Begrenzung des CO2-Ausstoßes. Davon können sich die USA nicht einfach verabschieden. Und ich glaube auch, dass eine Mehrheit der Amerikaner das inzwischen begriffen hat.

Monaco liegt direkt am Mittelmeer. Dort ertrinken jedes Jahr Tausende Migranten auf dem Weg nach Europa. Was können wir dagegen tun?

Albert Das ist eine Tragödie, die in gewisser Weise absehbar war. Der Migrationsdruck hat sich über Jahre aufgebaut, und die Verantwortung dafür liegt vor allem in den Heimatländern der Menschen, die versuchen, über das Meer nach Europa zu gelangen. Doch wir haben die Verantwortung, diesen Ländern zu helfen, um die Lebensbedingungen dort so zu verbessern, dass die Menschen nicht mehr fliehen wollen.

Sie sind Staatschef, Sie reisen sehr viel für Ihre Stiftung, haben unzählige Termine. Wie lässt sich das eigentlich mit dem Familienleben vereinbaren?

Albert Einfach ist es nicht, da will ich niemandem etwas vormachen. Man muss gut organisiert sein, so viel ist klar. Aber trotzdem geht es nicht ohne Kompromisse. Ich sehe meine Kinder, meine Frau nicht so häufig, wie ich möchte. Aber solche Kompromisse müssen ja viele Familien im Alltag machen.

Sie treffen auf Ihren Reisen viele bemerkenswerte Menschen. Gibt es einen, der Sie in letzter Zeit ganz besonders beeindruckt hat?

Albert Es ist immer schwer, da jemanden hervorzuheben, aber Bertrand Picard ist so jemand. Ein Abenteurer, der sich aber für eine gute Sache engagiert. Ich war sehr stolz, dass meine Stiftung ihn bei seiner Weltumrundung mit einem Solarflugzeug 2015 und 2016 unterstützen konnte. Wir brauchen solche Menschen, die den Gedanken der Nachhaltigkeit vorleben. Vorbilder.

Wie Sie selbst?

Albert Ich versuche es.

Das Interview führte Matthias Beermann.

(bee)
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