31.000 Menschen waren betroffen Fliegerbombe in Düsseldorf entschärft – Evakuierung stundenlang verzögert

Düsseldorf · Am Freitagmittag wurde im Düsseldorfer Stadtteil Derendorf eine Fliegerbombe auf einer Baustelle gefunden. 11.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Nach stundenlangem Warten gab es am frühen Samstagmorgen gute Nachrichten von den Entschärfern.

Bombe in Düsseldorf-Derendorf entschärft - Bilder von der #dbombe
16 Bilder

Fliegerbombe in Düsseldorf nach langem Warten erfolgreich entschärft

16 Bilder
Foto: RP/Dominik Schneider

Die Entschärfung einer Zehn-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg hat viele Düsseldorfer bis in den frühen Samstagmorgen in Atem gehalten. Bei Bauarbeiten auf dem Gelände der ehemaligen Justizvollzugsanstalt Ulmer Höh an der Ulmenstraße war am Freitagvormittag die englische Fliegerbombe gefunden worden. Ein Bagger hatte den Sprengkörper freigelegt, die Arbeiten auf der Baustelle wurden unterbrochen.

Stadt, Feuerwehr und Polizei entschieden, die Bombe noch am Freitag zu entschärfen, auch, weil am Samstag die Boot beginnt und die Stadt voller Besucher sein wird. „Das wäre eine noch viel größere logistische Herausforderung“, sagte ein Feuerwehrsprecher. Aus der Entschärfung am Freitag wurde aber nichts mehr, erst um 1.13 Uhr am frühen Samstagmorgen gab es die gute Nachricht: Die Bombe ist entschärft. Etwa 600 Menschen befanden sich in der Betreuungsstelle im Max-Planck-Gymnasium im Stadtteil Stockum, wo es auch Verpflegung gab. Die Kneipen auf und rund um die Nordstraße waren voll.

Der Evakuierungsradius in Düsseldorf: Im Radius von 500 Metern (Innerer Ring) um die Fundstelle mussten 11.000 Menschen ihre Wohnungen verlassen. Im Radius bis 1000 Meter (Äußerer Ring) waren etwa 20.000 Menschen betroffen. Sie durften während der Entschärfung in ihren Wohnungen bleiben, aber sich nicht im Freien aufhalten. Zudem sollten Fenster und Türen geschlossen bleiben.

Der Evakuierungsradius in Düsseldorf: Im Radius von 500 Metern (Innerer Ring) um die Fundstelle mussten 11.000 Menschen ihre Wohnungen verlassen. Im Radius bis 1000 Meter (Äußerer Ring) waren etwa 20.000 Menschen betroffen. Sie durften während der Entschärfung in ihren Wohnungen bleiben, aber sich nicht im Freien aufhalten. Zudem sollten Fenster und Türen geschlossen bleiben.

Foto: Stadt Düsseldorf

Die Feuerwehr richtete zwei Sicherheitszonen ein: Alle Menschen im inneren Kreis, einem Radius von 500 Metern rund um die Fundstelle, mussten ihre Häuser verlassen. Mehr als 11.000 Menschen waren davon betroffen, darunter die Bewohner zweier  Seniorenheime. Alle Menschen im Umkreis von einem Kilometer wurden angewiesen, Türen und Fenster geschlossen zu halten und sich nicht auf der Straße aufzuhalten. Insgesamt befanden sich knapp 31.000 Bürger im Einflussbereich der Bombe. Es war die größte Evakuierung aufgrund von Kampfmitteln in Düsseldorf nach dem Zweiten Weltkrieg.

Im Gefahrenbereich der Fliegerbombe lagen auch zwei Seniorenheime. Deren Bewohner – insgesamt fast 200 Bürger – wurden nach Möglichkeit in umliegende Einrichtungen gebracht, versorgungsbedürftige Patienten kamen in ein nahes Krankenhaus. Anwohner der benachbarten Straßenzüge, die den Abend nicht bei Freunden, Verwandten oder in der Stadt verbringen konnten und wollten, kamen in der Aula des Max-Planck-Gymnasiums unter.

Die Menschen, die ihre Wohnungen verlassen mussten, nahmen es meist gelassen. „Jede Bombe, die gefunden und entschärft wird, macht die Gegend sicherer“, sagte eine Anwohnerin. Ein Mann am Spichernplatz schätzte die Gefahr gering ein: „So weit reicht die Gefahr doch nie und nimmer.“ Dennoch setzten Feuerwehr, Polizei sowie der städtische Ordnungsdienst die Sperrzone durch: Tagsüber wurden die Anwohner per Rundfunk und Internet gebeten, ihre Häuser zu verlassen, am späten Nachmittag gab es dann Lautsprecherdurchsagen. Gegen 22 Uhr gingen die Beamten  durch die Straßen, klingelten, wo sie noch Licht sahen, und brachten letzte Anwohner aus der Gefahrenzone.

Dies dauerte jedoch bis 0.30 Uhr am frühen Morgen – immer wieder waren Personen auf den Straßen im Gefahrenbereich aufgetaucht, teilweise weigerten sich Menschen, ihre Wohnungen zu verlassen. In den sozialen Netzwerken äußerten viele darüber ihren Unmut.

Die Kampfmittelräumer Frank Stoffel und Udo Lokotsch waren bereits am frühen Nachmittag vor Ort, mussten sich jedoch gedulden. „Warten ist ein Teil unseres Jobs“, sagte Stoffel trocken. Udo Lokotsch erzählte vor seinem Einsatz: „Routine wird der Job nie, darf er nicht werden. Jede Bombe ist anders.“ Nachdem die letzten Anwohner ihre Häuser verlassen hatten, konnten die beiden Experten an die Arbeit gehen. Da die Entschärfung erst in der Nacht stattfinden konnte, wurde die Baustelle mit starken Scheinwerfern ausgeleuchtet.

Die Beeinträchtigungen für den Nahverkehr in Derendorf konnten relativ gering gehalten werden: Der S-Bahnhof Derendorf wurde zwischenzeitlich nicht angefahren, einige Bus- und Bahnlinien wurden umgeleitet. Da die Entschärfung spät stattfand, musste am nahen Flughafen kein Landeverbot verhängt werden.

Auf dem Gelände der Ulmer Höh entstehen Wohnungen. Bei den Bauarbeiten war schon im Oktober eine Fliegerbombe gefunden worden. Da sie keinen Zünder mehr hatte, gaben die Experten damals aber bald Entwarnung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort