Düsseldorf Börse öffnet neues Aktiensegment

Düsseldorf · Die Düsseldorfer Börse will den Konkurrenten in München und Frankfurt Geschäft abringen. Das in Verruf geratene Segment "First Quotation Board" wird abgeschafft, davon will Düsseldorf profitieren. Hohe Hürden für die Notierung im Primärmarkt sollen schwarze Schafe fernhalten.

 Handelsraum der Düsseldorfer Börse am Ernst-Schneider-Platz. Mit dem Primärmarkt für kleine Aktiengesellschaften und dem Mittelstandsmarkt für kleinere Unternehmensanleihen sucht die Börse neue Geschäftsfelder.

Handelsraum der Düsseldorfer Börse am Ernst-Schneider-Platz. Mit dem Primärmarkt für kleine Aktiengesellschaften und dem Mittelstandsmarkt für kleinere Unternehmensanleihen sucht die Börse neue Geschäftsfelder.

Foto: Börse Düsseldorf

Die Düsseldorfer Börse will durch die Gründung eines neuen Börsensegments wachsen. Primärmarkt heißt der neue Bereich, in dem vor allem die Aktien kleiner und mittelständischer Unternehmen notiert werden. Damit reagiert Düsseldorf auf die Ankündigung der Börse Frankfurt, das niedrigste Segment "First Quotation Board" (FQB) im Dezember zu schließen. Hintergrund waren die vielen schwarzen Schafe, die sich dort in Frankfurt den Weg auf das Parkett geebnet hatten.

Das FQB war in Verruf geraten, weil sich dort viele dubiose Firmen tummelten. Bei Dutzenden der dort notierten Aktiengesellschaften war völlig unklar, welches Geschäftsmodell sie hatten. Mit lancierten Meldungen wurden in vielen Fällen die Kurse manipuliert. Vor allem Kleinanleger hatten das Nachsehen und verloren massiv Geld. Möglich war das, weil es im FQB kaum Pflichten gab, Informationen über die Firma oder Geschäftszahlen offenzulegen. Nach einer langen Debatte entschlossen sich die Frankfurter Börsenbetreiber zu einem radikalen Schnitt: Das FQB wird einfach abgeschafft.

Lange war unklar, was mit den dort notierten Papieren und Gesellschaften nach der Abschaffung passieren würde. Wollen die Unternehmen weiter in Frankfurt gelistet bleiben, müssten sie in den so genannten Entry Standard wechseln - in dem es höhere Transparenzvorschriften (Wertpapierprospekt) gibt. Das zieht höhere Kosten nach sich.

Der neue Düsseldorfer Primärmarkt ist nun gleichwertig mit dem Entry Standard oder dem Angebot der Münchener Börse namens m:access. Um schwarze Schafe also fernzuhalten, wurden einige Hürden eingebaut. So muss der Sitz der Firma in der EU oder einem Staat mit vergleichbarer Rechtsordnung liegen. Notwendig ist ein Grundkapital von 250 000 Euro, um die Ein-Euro-Gesellschaften fernzuhalten. Der Nennbetrag pro Aktie darf nicht unter einem Euro liegen und was am wichtigsten ist: Die Firma muss nachweisen, in den vergangenen drei Jahren wirklich geschäftlich tätig gewesen zu sein, die letzten beiden Jahre sogar mit Gewinn. "Wir werden die Firmen ausgiebig prüfen, um für Qualität im Markt zu sorgen", sagte Düsseldorfs Börsenchef bei der Präsentation, die ausgerechnet in der Stadt des Erzrivalen Frankfurt stattfand.

Mit dem Primärmarkt will die Börse Düsseldorf ihre Position im Geschäft mit Mittelständlern stärken. Das hat sie auch mit der Einführung des "Mittelstandsmarktes" im vergangenen Jahr getan. Dort werden die Anleihen von mittleren, vor allem familiengeführten, Unternehmen gehandelt. Auch dort konnte die Börse Düsseldorf kürzlich punkten. Die Firma Semper Idem Underberg hat ihre Mittelstandsanleihe aus 2011 in der vergangenen Woche um rund 40 Prozent aufgestockt.

(ila)
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