Bluttat in Erkrath und Düsseldorf 49-Jähriger tötet zwei Frauen - Motiv bleibt unklar

Düsseldorf · Es ist einer der spektakulärsten Kriminalfälle der letzten Jahre. Die Tatzeit: Freitag zwischen 11.30 Uhr und 15 Uhr, Tatorte: Düsseldorf, Erkrath und Goch. Delikte: zwei Tötungsdelikte (ob Totschlag oder Mord ist noch nicht klar), mehrere schwere Körperverletzungen, zweimal Brandstiftung. Festnahme des Täters: kurz nach 15 Uhr in Goch. Motiv: nicht erkennbar.

Amokläufer aus Düsseldorf in Gocher Pizzeria gefasst
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Der Ablauf: Gegen 11.30 Uhr am Freitag kommt der Notruf aus einer Rechtsanwaltskanzlei vom Höherweg in Flingern. In Haus 101 soll es einen Überfall gegeben haben, außerdem brennt es. Der Täter sei bewaffnet und auf der Flucht. Da die Polizei weitere Gewalttaten nicht ausschließen kann, wird ein großer Einsatz ausgelöst. Starke Polizeikräfte rücken aus, aber auch die Feuerwehr schickt nicht nur Löschfahrzeuge, sondern auch Dutzende Wagen mit Notärzten und medizinischem Gerät.

Polizei-Chef Jürgen Schneider wird später sagen: "Wir mussten auch eine Amoklage ins Kalkül ziehen!" Am Tatort - das obere Stockwerk des Gebäudes, in dem auch der ADAC und die Kfz-Zulassungsstelle untergebracht sind - , löscht die Feuerwehr den offenbar gelegten Brand. Die Einsatzkräfte finden eine Frauenleiche, von der man bis zum Abend noch nicht weiß, ob es sich um die dort arbeitende Rechtsanwältin handelt, weil der Körper durch die Flammen stark entstellt ist. Außerdem liegt dort ein schwer verletzter Mann, dessen Identität ebenfalls unklar ist.

Durch Mitarbeiter der Kanzlei, von der eine noch leicht verletzt wird, als sie versucht, den Täter an der Flucht zu hindern, erfährt man die Personalien: Es handelt sich um den 1965 geborenen Yangquing T. Der Mann ist geflüchtet, und sofort läuft die intensive Fahndung. Alle Räume im Gebäude werden durchsucht, verschlossene Türen mit einer Ramme geöffnet, benachbarte Gebäude evakuiert. Als man erfährt, dass ein Kind des Flüchtenden sich in einer Kita nahe seines Wohnortes in Rath aufhält, wird zuerst die Kita überwacht (weil er sein Kind dort regelmäßig abholt) und schließlich auch geräumt. Dann durchsucht man seine Wohnung (wo seine Frau und noch ein Kind angetroffen werden) und seinen Betrieb, eine Pizzeria. Der Mann bleibt verschwunden.

Gegen 13 Uhr kommt aus Erkrath die Meldung, dass es auch dort eine Bluttat in einer Anwaltskanzlei gegeben hat. "Die Parallelen waren eindeutig, außerdem stellte sich bald heraus, dass es eine Verbindung zwischen der Kanzlei in Düsseldorf und der in Erkrath gibt," sagte ein Polizeisprecher. Also weiß man: Es handelt sich um den selben Täter. Die Bilanz in Erkrath: Eine Rechtsanwaltsgehilfin ist tot, der Sozius des Kanzleiinhabers (der zur Tatzeit nicht da ist), wird schwer verletzt wie eine andere Gehilfin des Büros. In beiden Fällen weiß die Polizei noch nicht, welche Tatwaffen der Täter einsetzte. Er hatte auf jeden Fall Schusswaffen und Messer bei sich.

Die benutzt er auch, als er gegen 15 Uhr in Goch am Niederrhein auftaucht, dort in die Pizzeria eines früheren Mitarbeiters geht und dessen Familie angreift. Zwei Töchter des Gastronomen werden verletzt, eine durch einen Schuß — womöglich aus einer Gas-Pistole. In Goch wird der Mann auch festgenommen. Das erfährt die Polizei in Düsseldorf (die von den Vorgängen in Goch noch gar nichts wusste) wenig später und stoppt die bereits angelaufene Fahndung nach dem 49-Jährigen.

Das Motiv für diese Taten ist noch völlig offen. Fest steht, dass der Täter mit der in Düsseldorf getöteten Rechtsanwältin stritt, weil er sich von ihr in einem Prozess schlecht vertreten fühlte. Warum die Düsseldorfer ihn nach Erkrath verwiesen, muss noch ermittelt werden. Beide Kanzleien hatten jedoch mit dem 49-Jährigen zu tun. Ob die Gerüchte stimmen, wonach es sich um die jeweiligen Vertreter in einem Scheidungsverfahren handelt, wurde am Freitag nicht bestätigt.

( ho)
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