Mordfall Jagupi Blutspuren entlarven Täterin

Düsseldorf · Im Mordfall Jagupi setzen die Experten der Kripo auf Chemikalien, die auch geringste Blutspuren sichtbar machen. Daraus können die Fachleute vieles über den Ablauf der Tat erfahren.

 In Düsseldorf zahlen die Bürger deutlich mehr Müllgebühren als in Ratinen.

In Düsseldorf zahlen die Bürger deutlich mehr Müllgebühren als in Ratinen.

Foto: RP/Andreas Bretz

Ganz so spektakulär wie in dem amerikanischen Fernseh-Krimi CSI Miami geht es derzeit in der Wohnung des Hauses Gerberstraße2 nicht zu. Aber auch dort sind Spezialisten am Werk, die aufklären sollen, wie, wo und mit welchen Werkzeugen Sefije Jagupi ihren Mann Abaz getötet hat. Wie berichtet, steht die Frau unter dringendem Verdacht, den Mann nicht nur getötet, sondern die Leiche auch noch zerlegt und durch das WC und im hauseigenen Müll-Container beseitigt zu haben.

Der berühmte Satz "von der Leiche gibt es keine Spur" ist in diesem Fall nicht korrekt. Verschwunden sind die Leichenteile, das ist richtig. Aber Spuren gibt es ansonsten reichlich, vor allem solche aus Blut.

Das war schnell klar, als die Beamten erstmals die Wohnung betraten. Weil man jedoch kein Blut mit dem Auge erkennen konnte, ließ man speziell darauf abgerichtete Hunde in die Wohnung. Deren Reaktion war eindeutig, es musste Blut vergossen worden sein.

Nun kam die Arbeit der Spurensicherung: Da, wo sie Blutpartikel fanden, wurde diese zuerst per Wattebausch gesichert. Diese Teile braucht man für eine DNA-Untersuchung, mit der zweifelsfrei festzustellen ist, von welcher Person sie stammen.

Erst danach kam die Chemikalie Leukomalachidgrün zum Einsatz. Sie geht mit Blut eine chemische Verbindung ein und macht es damit mit einem kameraähnlichen Gerät sichtbar. Der Nachteil: Das Blut ist danach nicht mehr für DNA-Proben zu nutzen. Daher werden die Proben dafür immer vorher genommen.

Wichtig für die Kripo-Leute ist jedoch vor allem die Anordnung der Spritzer, sozusagen ihr Muster. Handelt es sich um Tropfen, wo sind sie in welcher Richtung und in welcher Form entstanden? Oder hat sich das Blut in Form einer Lache an einer Stelle konzentriert gesammelt? Die Polizei spricht dabei von "Formspuren". Aus ihnen ist dem Fachmann ersichtlich, wie die Tat begangen wurde - also: Wurde das Opfer beispielsweise erschlagen oder wurde es erstochen? Wurde es danach bewegt, getragen, weggeschleift?

Die Spur des Blutes ist eine sehr aussagekräftige, sagte gestern ein Kripomann, der lange in Mordkommissionen gearbeitet hat. Allerdings sei es selten notwendig, diese Chemikalien anzuwenden - ein derart aufwändiger Versuch, das Blut zu beseitigen, komme nicht oft vor.

Im konkreten Fall hat die Frau die Wohnung gereinigt und eine Wand neu gestrichen - ohne jedoch eine Chance zu haben, die Reste, die noch im Putz der Wand steckten, wirklich zu beseitigen. Obwohl sie damit die Tat verschleiern wollte, hat sie die Tötung gegenüber ihren Kindern am Telefon zugegeben. Für die Polizei ein Hinweis auf gestörte Wahrnehmung oder geistige Verwirrung der Verdächtigen.

Gegen sie wird ein internationaler Haftbefehl beantragt. Allerdings wird er wenig bringen: Sie hält sich derzeit in ihrer Heimat Mazedonien auf - und als mazedonische Staatsangehörige muss sie nicht fürchten, nach Deutschland ausgeliefert zu werden.

(RP)
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