Düsseldorf Block "Fortuna" in den USA als Kraftwerk des Jahres geehrt

Düsseldorf · Seit einem Jahr ist die neue Gas- und Dampfturbinen-Anlage der Stadtwerke in Betrieb. Aus der ganzen Welt kommen Besuchergruppen. Bald könnte eine Leitung bis nach Köln gebaut werden.

 Das Interesse an Besichtigungen des Kraftwerks ist so groß, dass mittlerweile Rentner helfen, die Nachfrage zu befriedigen.

Das Interesse an Besichtigungen des Kraftwerks ist so groß, dass mittlerweile Rentner helfen, die Nachfrage zu befriedigen.

Foto: stadtwerke / van Treeck

Mit einem Bürgerfest haben die Stadtwerke vor einem Jahr das neue Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerk (GuD) Fortuna in Betrieb genommen. Das "Weltmeister-Kraftwerk" spielt eine Hauptrolle beim Ziel Düsseldorfs, bis 2050 zur klimaneutralen Stadt zu werden.

Das Kraftwerk Als andere Betreiber begannen, ihre Gaskraftwerke wegen fallender Preise vom Netz zu nehmen, bauten die Düsseldorfer weiter. Was machte sie so zuversichtlich, dass die Investition von 500 Millionen Euro richtig ist? "Es ist das Gesamtkonzept und die zusätzliche Gewinnung von Fernwärme", sagt Stadtwerke-Prokurist Juan Cava-Marin. Das Besondere am Block Fortuna: Der Wirkungsgrad bei der Stromerzeugung liegt dank des Einsatzes modernster Technik und Werkstoffe bei 61,5 Prozent, das ist Weltrekord. Das Gas wird verbrannt und treibt eine gigantische Turbine an - sie ist acht mal so groß wie das Triebwerk eines Airbus A 380. Über eine Welle wird ein Generator für die Stromerzeugung angetrieben, aber der Dampf wird zusätzlich erneut für die Erzeugung von Strom und dann weiter genutzt: für die Erzeugung von Fernwärme. Dadurch erhöht sich der Nutzungsgrad auf 85 Prozent.

Reaktionen Gerade erst hat Stadtwerke-Chef Udo Brockmeier in den USA von der Fachzeitschrift "Power Magazine" die Auszeichnung "Kraftwerk des Jahres" entgegengenommen. Mit dabei in Chicago war die Firma Siemens, denn die war in Düsseldorf Generalunternehmer und kann nun auf diese Referenzanlage verweisen. Nach der Eröffnung kamen 2016 auf die Lausward 142 Besuchergruppen, auch aus Russland und China. Gestern reisten Experten aus Ägypten an. "Wir reaktivieren Rentner, um die Nachfrage zu befriedigen", sagt Cava-Marin. Die Stadtwerke haben ein Anmeldeformular für Besichtigungen eingerichtet. Das Formular ist zu finden unter www.swd-ag.de/ ueber-uns/besichtigung

Umwelt Fortuna stößt bei der Erzeugung von Strom und Wärme zwar immer noch rund eine Million Tonnen Kohlendioxid (CO2) im Jahr aus, aber mit der Fernwärmeerzeugung spart er gleichzeitig 600.000 Tonnen CO2 ein. Das entspricht den Emissionen von 260.000 Pkw mit einer Fahrleistung von je 15.000 Kilometern. 2025 sollen es 1,1 Millionen Tonnen und 490.000 Pkw sein. Die Fernwärme hat den Primärenergiefaktor "null" und ist gesetzlich den Erneuerbaren Energien gleichgestellt. Auch die Feinstaubwerte des Blocks Fortuna liegen nah Null und spielen bei den Immissionen in Düsseldorf keine Rolle.

Zukunft Der Block Fortuna soll mehr sein als ein tolles Kraftwerk, er soll für die hiesige Energiewirtschaft der Hauptbaustein einer urbanen Infrastruktur sein, die flexibel und effizient ist. Dabei wollen die Stadtwerke Mittelständler, Konzerne, aber auch Privatleute einbinden. Im Rahmen dieser offenen Vernetzung sollen externe Partner etwa die Energie aus ihrer Solarthermie-Anlage ins Netz einspeisen können, eine Referenzanlage wird gerade gebaut. Henkel könnte industrielle Abwärme einspeisen - so wie es die Müllverbrennungsanlage bereits tut. Die Leitung in Richtung Düsseldorfer Süden könnte man dann noch in Richtung Köln verlängern. Die Machbarkeitsstudie dazu ist in Vorbereitung. Die dortigen Stadtwerke sind an den Düsseldorfer Stadtwerken beteiligt, gemeinsam betreibt man die "grünen" Rheinwerke. Ziel ist ein intelligentes Netz ohne Anschluss- und Benutzungszwang, das eine Region unabhängiger und nachhaltiger macht. Wird dann noch zunehmend erneuerbar erzeugtes Gas im Kraftwerk verbrannt (Wasserstoff), ist die klimaneutrale Stadt in Reichweite.

(ujr)
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