Düsseldorf Blicke hinter die Kulissen des Central am Hauptbahnhof

Düsseldorf · In der Spiel- und Übungsstätte des Schauspielhauses konnten Besucher Vorstellungen ansehen und mit Profis ins Gespräch kommen.

 Lesung zwischen Couches und Stühlen: Schauspieler Thiemo Schwarz stellte im Möbelfundus Ferdinand von Schirach vor.

Lesung zwischen Couches und Stühlen: Schauspieler Thiemo Schwarz stellte im Möbelfundus Ferdinand von Schirach vor.

Foto: David Young

Der Tag der offenen Tür des Schauspielhauses hat Besuchern gestern eine ungewöhnliche Möglichkeit eröffnet: Wer wollte, konnte innerhalb eines Nachmittags einen Großteil des Spielplans des Schauspielhauses durcharbeiten. Auf den Bühnen des Central, der Spiel- und Übungsstätte des Schauspielhauses am Hauptbahnhof, zeigten die Darsteller über den Nachmittag verteilt Ausschnitte aus Stücken. Angefangen von "Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm", über "Königsallee" bis hin zu "Der Hauptmann von Köpenick".

Wer mehr eine aktive Rolle einnehmen wollte, war zum Beispiel bei Eva Schneider gut aufgehoben. Die Mitarbeiterin aus der Abteilung Herrenschneider ließ Besucher Kleidungsstücke anprobieren, die normalerweise den Schauspielern vorenthalten sind. Dabei gebe es klare geschlechtsspezifische Präferenzen. "Viele Männer wollen das Kettenhemd anprobieren. Frauen wählen häufig die Roben", sagte Schneider, die seit 17 Jahren am Schauspielhaus arbeitet. Die Kostüme werden im Haus angefertigt. Ein paar Meter weiter sahen Besucher, was aufgetischt wird, wenn auf der Bühne ein Festmahl inszeniert wird: oftmals Gerichte aus Plastik, die aus geringer Entfernung bereits täuschend echt wirken.

Der Tag der offenen Tür vermittelte anschaulich, wie groß der "Apparat-Schauspielhaus" ist. Auf Führungen durch die Gänge der früheren Paketpost erfuhren Besucher, welcher Aufwand betrieben werden muss, um ein Schauspiel in dieser Größenordnung zu betreiben. So ging es kleinen Gruppen unter anderem durch Bereiche wie die Polsterei sowie den Möbel- und Schuhfundus. Abteilungen, die auf den ersten Blick an Fabrik- oder Lagerhallen erinnern.

Das Schauspielhaus nutzte den Tag der offenen Tür dafür, um Vorstellungen in diese sonst für Besucher verschlossenen Bereiche zu verlegen. So las Schauspieler Thiemo Schwarz aus dem Sammelband "Verbrechen" von Ferdinand von Schirach im Möbelfundus des Central vor. Die Auswahl des Ortes bot eine besondere Atmosphäre. So ist der Möbelfundus eine Halle, die bis an die Decke mit Couches, Stühlen, Lampen und Tischen gefüllt ist. In den ruhigeren Momenten hörten Zuschauer dort die Züge auf den angrenzenden Gleisen vorbei rattern. Auch andere Schauspieler waren nicht auf der Bühne, sondern als Vorleser zu erleben. Katrin Hauptmann, die zurzeit bei "Sisters of Swing - Die Andrews Sisters" mitwirkt, las Else Lasker-Schüler vor. Und Konstantin Bühler, der ab Ende Oktober in "Der Hauptmann von Köpenick" zu sehen ist, widmete sich Werken von Charles Bukowski.

Zwischen den Veranstaltungen konnten Besucher aber auch einfach so mit den Schauspielern ins Gespräch kommen. Wie Generalintendant Günther Beelitz waren auch die Schauspieler im gesamten Haus unterwegs. Minuten vor seinem Auftritt als Mephisto scherzte Moritz Fuhrmann noch auf dem Flur herum.

(RP)
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