Kurioser Fall aus Düsseldorf Fahrgast wird Geld für Krebs-OP gestohlen - jetzt hat er es wieder

Düsseldorf · Anfang April nahm ein Zugführer mehr als 6000 Euro aus zwei Koffern, bevor er diese im Fundbüro abgab. Das Geld war für Remi Eyesans Krebsoperation bestimmt. Gestern bekam er es bei der Bundespolizei in Düsseldorf zurück.

 Bundespolizist Ingo Schlotjunker, Remilekun Eyesan und Inspektionsleiter Michael Potschka (v.l.) freuen sich, dass die Münzen wieder da sind.

Bundespolizist Ingo Schlotjunker, Remilekun Eyesan und Inspektionsleiter Michael Potschka (v.l.) freuen sich, dass die Münzen wieder da sind.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Zweieinhalb Wochen nach einem dreisten Diebstahl hat Remilekun Eyesan am Donnerstag der Bundespolizei die Rückgabe von 5990 Euro und 567 D-Mark quittiert. Der Heimweg war beschwerlich: Die Summe setzt sich aus insgesamt knapp 60 Kilo Münzen zusammen.

Mit drei Koffern á 23 Kilogramm Kleingeld und einem mit Kleidung sind Remi, wie ihn jeder nennt, und seine Frau Anfang April aus Lagos nach Deutschland geflogen. Hinter dem Autohändler liegen zwei Krebs-Operationen, jedes Mal war die Krankheit zurückgekehrt. Jetzt hofft der 56-Jährige auf das Florence-Nightingale-Hospital in Kaiserswerth. Bruder Samuel, der seit 1990 in Düsseldorf lebt, hat alles vorbereitet. Rund 30.000 Euro würde ihn die Behandlung kosten, auch wenn er die Tagessätze sparen und stattdessen in einer vom Bruder gemieteten Wohnung bleiben will. Auch beim Wechselkurs hat Geschäftsmann Remi gespart: Er hat der Bank in Lagos die Münzen abgenommen, die europäische Touristen jedes Jahr in Nigeria zurücklassen. „Sie können mit den Münzen nichts anfangen. Deshalb bekam ich sie mit 25 Prozent Rabatt“, erklärt Remi sein ungewöhnliches Gepäck. „Drei Monate hat es gedauert, bis ich rund 7000 Euro und Mark an Kleingeld zusammen hatte.“

Bei der Ankunft in Deutschland meldete Remi das Geld ordnungsgemäß dem Zoll. Bruder Samuel hatte ihn auf deutsche Vorschriften bestens vorbereitet. Er hatte ihm, auch eingeschärft, vor einer Bahnfahrt das Ticket abzustempeln. „Sonst kriegst du großen Ärger.“ Genau das hatte Remi vergessen, als er in aller Eile die S6 erreichte. In Rheindorf wollte er das schnell nachholen, flitzte auf den Bahnsteig – und die Bahn fuhr mit seinen Koffern weg.

„Eine nette Dame von der Bahn versicherte mir aber, dass die Koffer in Essen in Sicherheit gebracht werden. Da machte ich mir keine Sorgen mehr.“ Remi nahm die nächste Bahn nach Essen. „Aber da war mein Geld nicht. Es war in Düsseldorf abgegeben worden.“ Genervt, aber immer noch nicht besorgt, fuhr Remi nach Düsseldorf. Im Fundbüro nahm er die Trolleys in Empfang. „Aber die waren total leicht. Da fehlte etwas.“

Den Bundespolizisten, die wenig später Remis Anzeige aufnahmen, kam die Sache natürlich etwas spanisch vor. „Zum Glück hatte er aber den Nachweis vom Flughafen dabei, aus dem hervorging, das tatsächlich deutlich mehr Münzen im Gepäck waren,“ sagt Ingo Schlotjunker. Was den Oberkommissar aber zusätzlich bestärkte, war Remi selbst: „So wie er auftrat, hatten wir keine Zweifel an seiner Geschichte.“

Das Vertrauen beruhte auf Gegenseitigkeit. „Ich war so sicher, dass die deutsche Polizei mein Geld wiederfinden würde, dass ich meiner Frau kein Wort davon erzählt habe“, sagt Remi. „Die hätte mir die Hölle heiß gemacht, weil ich nicht auf die Koffer aufgepasst habe.“ Und tatsächlich: Auf den Videoaufzeichnungen aus den Bahnhofskameras entdeckten die Polizisten Remis wertvolles Gepäck: Der Zugführer der S6 schleppte die Koffer in Düsseldorf aus der Bahn direkt zum Parkplatz. Dort kippte er bis auf knapp 1000 Euro das Münzgeld in den Kofferraum seines Autos, brachte dann die Koffer ins Fundbüro. Schon am nächsten Tag stand die Polizei vor seiner Tür, fand die Münzen im Keller.

Den Zugführer, dem nun neben einem Strafverfahren auch Konsequenzen im Job drohen, habe inzwischen die Reue gepackt, erzählt Bundespolizeisprecher Armin Roggon, der für Remi einen Umschlag mit 156 Euro dabei hatte. So viel hatte der Zugführer von dem unterschlagenen Geld schon ausgegeben.

„Ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas in Deutschland passiert“, sagt Remi. Die deutsche Polizei aber findet er großartig. Und natürlich die Mediziner in Kaiserswerth. Die Operation hat er inzwischen  hinter sich, fährt täglich zur Kontrolle, und seine Chancen, bald gesund nach Hause zurückzukehren, stehen gut.

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