Verkehrskadetten Düsseldorf „Oft sind es die Eltern, die sich nicht an Verkehrsregeln halten“

Die Verkehrskadetten sorgen ehrenamtlich für Ordnung und Sicherheit im Straßenverkehr. Mit einer Plakataktion bedankte sich jetzt Düsseldorf Marketing für ihr Engagement.

 Rebekka Feldschen (l.) und Isabelle Manz im Einsatz an der Heinrich-Heine-Allee

Rebekka Feldschen (l.) und Isabelle Manz im Einsatz an der Heinrich-Heine-Allee

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

„Zurückbleiben bitte!“, rufen die beiden jungen Frauen in den orangefarbenen Anzügen. Gerade ist die Fußgängerampel an der Kreuzung Heinrich-Heine-Allee/Ecke Flinger Straße auf Rot umgesprungen. Einen Arm in die Höhe gestreckt, drängen die jungen Frauen die Passanten zurück auf den Bürgersteig – machen Platz für die Autos. Als die Ampel wieder umspringt, laufen sie auf die Straße und schirmen die Fußgänger von den Autos ab. „Es macht schon sehr viel Spaß“, sagt Isabelle Manz und grinst.

Die Neunzehnjährige und ihre Freundin Rebekka Feldschen sind seit einigen Jahren bei den Verkehrskadetten – einer Gruppe Ehrenamtler zwischen 14 und 22 Jahren. In der Weihnachtszeit, aber auch zu Großereignissen wie der Kirmes und im Karneval kümmern sich die Jugendlichen und jungen Erwachsenen um Straßensperren, Verkehrsregelung und die Organisation der Parkplätze.

Andreas Hartnigk, Vorsitzender der Verkehrswacht Düsseldorf und CDU-Ratsherr, weiß genau um die Wichtigkeit seiner Truppe für die Stadt. Allein während der Weihnachtszeit sind an den Adventssamstagen jeweils rund 40 Kadetten im Einsatz. „Wir sind effektiver, als es vermutlich städtische Mitarbeiter wären, und sehr flexibel“, so Hartnigk. Außerdem seien die Verkehrskadetten deutlich günstiger als die meisten Alternativen.

Mitglied bei den Kadetten wird man nicht von heute auf morgen. In einer mehrmonatigen Ausbildung müssen unter anderem Schulungen zu den Themen Verkehrslenkung und Deeskalation absolviert werden. „Natürlich gibt es immer wieder aggressive Verkehrsteilnehmer“, sagt Hartnigk. Ab und zu falle auch mal ein böses Wort. Dennoch bedeute die Teilnahme bei den Kadetten überwiegend Vorteile. Über das gewöhnungsbedürftige Verhalten mancher Leute sehe man deshalb problemlos hinweg. „Man kann der Gesellschaft etwas zurückgeben“, so der Politiker. „Außerdem findet man Freunde fürs Leben.“ Sogar die ein oder andere Ehe sei schon bei den Verkehrskadetten entstanden.

Auch Isabelle und Rebekka wissen ganz genau, warum sie sich engagieren. „Ich habe insgesamt viel dazugelernt“, sagt Isabelle. Besonders das neugewonnene Selbstbewusstsein helfe ihr auch im Alltag weiter. Zudem könne sie die Arbeit anderer Ehrenamtler und auch die von Polizei und Feuerwehr, mittlerweile weitaus mehr wertschätzen. Am wichtigsten für die beiden jungen Frauen ist jedoch der Teamgeist der Gruppe. Über die Jahre haben sie zahlreiche neue Freundschaften geschlossen, die auch über die Arbeit bei den Kadetten hinausgehen. Speziell sei dabei vor allen Dingen die große Altersspanne im Freundeskreis. Egal, wie alt die Kollegen seien, „mit denen kann man sich Stunden unterhalten, wenn man mal nichts zu tun hat“, sagt Isabelle.

Aber auch für sie gab es in ihrer Zeit bei den Verkehrskadetten den ein oder anderen Schreckmoment. Beim Mönchengladbacher Triathlon wurde sie von einem Auto angefahren. Der Fahrer beging Fahrerflucht. „Den habe ich natürlich direkt angezeigt“, sagt sie. Und es habe im Anschluss auch ein Gerichtsverfahren gegeben. Womit sich die jungen Frauen allerdings deutlich öfter auseinandersetzen müssen als mit Pöbeleien und Unfällen sind „Eltern, die es falsch machen“, wie sie erzählen. Am besten sei es gewesen, sagt Rebekka, als auf der Kirmes eine Mutter von ihrem Kind zurechtgewiesen wurde, weil sie an den Kadetten vorbei über die rote Ampel gehen wollte.

Darüber hinaus darf nicht vergessen werden, dass die Kadetten so einiges in ihre Arbeit investieren. Am Wochenende früh aufzustehen und kostbare Zeit zu „opfern“, in der man auch Freunde treffen oder feiern könnte, zeugt von Leidenschaft. Das haben mittlerweile auch andere erkannt. Düsseldorf Marketing hat deshalb unter dem Motto „Einfach mal Danke sagen“ eine Plakataktion in der gesamten Stadt gestartet und dankt dem Team vor allem für den Einsatz in der Vorweihnachtszeit auch auf den Info-Screens der Rheinbahn. „Auch ich war erstaunt, was die Verkehrskadetten alles so leisten“, sagt Frank Schrader, Geschäftsführer von Düsseldorf Marketing, „Die machen alles ehrenamtlich, stehen früh auf und sind den ganzen Tag unterwegs. Das fand ich beachtlich.“ Er glaube nicht, dass die Bürger wüssten, wie es ohne die ehrenamtliche Unterstützung in der Stadt aussehen würde. Und statt Dankbarkeit schlüge ihnen manchmal sogar Unmut entgegen. „Wir wollen Position beziehen“, sagt Schrader. Freuen wird diese Aktion die Kadetten ganz bestimmt. „Besonders schön ist es, wenn sich die Menschen bei uns bedanken“, erzählt Rebekka.

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