Auch Spezialeinheit Prios könnte betroffen sein Personalmangel bei der Polizei Düsseldorf

Düsseldorf · Bei der Polizei in Düsseldorf können 20 Stellen mit den neu ausgebildeten Beamten nicht aufgefüllt werden. Jetzt muss sogar die Brennpunkt-Einheit der Schutzpolizei auf den Prüfstand.

 Polizeipräsident Norbert Wesseler begrüßt 148 neue Polizeibeamte.

Polizeipräsident Norbert Wesseler begrüßt 148 neue Polizeibeamte.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

So schnell musste es noch nie gehen: Kaum hatten sie Polizeipräsident Norbert Wesseler im Ausbildungszentrum der Polizei ihre Schießkünste vorgeführt und sich fürs obligatorische Gruppenfoto aufgestellt, da mussten etliche der 148 neuen Düsseldorfer Polizisten am Samstag sofort in den Dienst: Die Objektschutzwache hatte sozusagen nur auf sie gewartet, allein 100 der neuen müssen dorthin.

Die Eile am traditionellen Dienststart der Fachhochschulabsolventen (zwei, mit denen Düsseldorf noch hätte rechnen können, hatten dann doch nicht bestanden), ist symbolhaft für die Personallage im Präsidium.

Erstmals seit acht Jahren reicht der sogenannte Nachersatz nämlich nicht, um die Lücken zu füllen, die in den kommenden Monaten durch Weiterbildung, Versetzung und vor allem Ruhestand entstehen werden.  Es ist ein Minus mit Ansage: 2018 geht der erste von mehreren geburtenstarken Jahrgang in Pension, und weil das Land weniger Anwärter ausgebildet hat als es nun Beamte pensioniert, sinkt die Zahl der Polizisten.

Düsseldorf hatte aufgrund der besonderen Anforderungen einer Landeshauptstadt durch die hohe Zahl schutzbedürftiger Einrichtungen, durch die vielen Demonstrationen (weit über 400 Einsätze pro Jahr), durch Großveranstaltungen und nicht zuletzt Fußballeinsätze nicht nur an den Spieltagen der Fortuna, bislang auf den Hauptstadtbonus setzen können, der zumindest die Neubesetzung aller Stellen gewährleistete. Nur 2010, als der seinerzeitige Polizeipräsident die 60 (!) Neuzugänge gewissermaßen per Handschlag hatte begrüßen können, war das Defizit größer als jetzt, da waren knapp 50 Stellen unbesetzt geblieben.

Während sich der Objektschutz, die Autobahn und Spezialeinheiten nicht sorgen müssen – sie genießen Priorität in Sachen Personalersatz -  müssen alle anderen Dienststelle den Gürtel enger schnallen, sagt der Polizeipräsident. Was er nicht sagt: Auch die hauseigene Interventionseinheit Prios, die sich seit ihrer Gründung 2004 den Ruf einer effizient und nachhaltig an den Brennpunkten der Stadt für Ordnung sorgenden Truppe erarbeitet hat, steht auf dem Prüfstand.

Nach Informationen unserer Redaktion sollen fünf der 26 Stellen unbesetzt bleiben. Das wird eng für den Einsatztrupp, dessen Name die Abkürzung seines sperrig formulierten Auftrags  „Präsenz und Intervention an Brennpunkten und offenen Szenen“ ist, und in der Regel mit acht bis zehn Kollegen überall da unterwegs sind, wo es eben brennt. Die Stärke wird bei einer Reduzierung nicht zu halten sein. Dazu kommt, dass einige der unbesetzten Stellen von erfahrenen Prios-Beamten verlassen wurden. So wechselt etwa Chef Dirk Schimanski in die Altstadtwache  - ein Verlust, der bei einer Verkleinerung der Einheit noch schwerer ins Gewicht fällt.

Das dürfte vor allem dort für Beunruhigung sorgen, wo Prios im Einsatz ist. Anwohner des Bahnhofsviertels etwa fordern immer wieder den Einsatztrupp an. „Schicken Sie nicht die sympathischen Beamten, schicken Sie Prios“, ist ein zum geflügelten Wort gewordenes Zitat aus einem offenen Brief von dort an den Polizeipräsidenten. Der bescheinigt Prios immer wieder einen tollen Job zu machen, nicht zuletzt im so genannten Maghreb-Viertel, das durch die unermüdliche Präsenz von Prios seine Attraktivität als Rückzugsraum für Straftäter verloren hat und dessen Bewohner so ein deutliches Stück Lebensqualität zurückerhalten haben. Aus dem Präsidium heißt es, noch sei nicht beschlossen, wie das Personalminus verteilt wird. Klar ist, das keine Dienststelle so üppig besetzt ist, dass sie freiwillig verzichten könnte. Entlastung sollen Regierungsangestellte schaffen, von denen das Präsidium 18 neu einstellen durfte. Sie arbeiten in der Verwaltung und überall da, wo nicht unbedingt ausgebildete Polizeivollzugsbeamte nötig ist (etwa in der waffenrechtlichen Abteilung). Solche Aufgaben allerdings gibt es bei Prios nicht.

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