Polizei sucht Zeugen Mordversuch an 82-Jähriger in Düsseldorf

Düsseldorf · In ihrer Wohnung in Düsseldorf-Flingern hat ein Unbekannter eine Seniorin mit Schnitten schwer verletzt. Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft gehen davon aus, dass der flüchtige Täter sie umbringen wollte. Das Motiv ist unklar.

 Ein Foto vom Tatort an der Rückseite des Hauses: Hier wurde nach Fingerabdrücken des Täters gesucht.

Ein Foto vom Tatort an der Rückseite des Hauses: Hier wurde nach Fingerabdrücken des Täters gesucht.

Foto: sg

An der Mettmanner Straße ging die Mordkommission (MK) "Erkrather" am Dienstag von Tür zu Tür und stellte immer dieselben Fragen: "Wer hat die Person gesehen, die am Montagabend gegen 19 Uhr aus dem Fenster des Eckhauses geklettert ist? Wem ist ein womöglich blutverschmierter Mann auf der Straße aufgefallen? Ist er womöglich mit einem Auto davon gefahren?"

"Wir suchen dringend Zeugen", sagt MK-Chef Markus Dreisewerd. Das Opfer hat den Angriff zwar überlebt. Doch die alte Dame ist nicht nur körperlich schwer verletzt, die 82-Jährige ist traumatisiert und noch nicht vernehmungsfähig.

Die Seniorin, die einst aus Jugoslawien nach Düsseldorf kam, lebt seit Jahren in Flingern, in der Erdgeschosswohnung an der Ecke von Erkrather und Mettmanner Straße. Viele Nachbarn kennen sie, man trifft sich beim Einkaufen oder beim Spaziergang durchs Viertel. Eine Wand trennt ihre Wohnung vom Personalraum der benachbarten Apotheke. Und so waren es deren Mitarbeiter, die am Montagabend ihre Schreie hörten. "Es klang, als sei ihr irgendetwas passiert, vielleicht das Essen angebrannt oder so", sagt eine Zeugin.

Sie klopfte an die Wand, da sei es ruhig geworden. "Und dann hörten wir ein Poltern und Schreie." Zwei Mitarbeiter liefen durchs Treppenhaus zur Wohnungstür der Seniorin, klopften laut, riefen nach ihr. "Sie hat aufgemacht, stand blutüberströmt vor uns." Sie habe kaum sprechen können, wollte vor allem die Tür abschließen, aus der sie gekommen war. Da ahnten die Zeugen, dass in der Wohnung ein Täter sein könnte. "Bis dahin hatten wir nicht an einen Kampf gedacht - wer denkt denn an so etwas?"

Zusammen mit den Angestellten der Arztpraxis im Obergeschoss kümmerten sich die Apotheker um die Schwerverletzte, der offensichtlich mehrere Schnitte beigebracht worden waren. Sie alarmierten auch Polizei und Rettungswagen - währenddessen kletterte auf der an die Mettmanner Straße grenzenden Seite des Hauses der Täter aus dem Fenster und entkam. Für die Ermittler, die wenig später in der Wohnung ein blutiges Chaos vorfanden, steht fest: Der Unbekannte hat die Frau töten wollen. Wahrscheinlich hat nur die Intervention ihrer Nachbarn sie davor bewahrt.

In der Mordkommission sind auch Fahnder aus dem Raubdezernat, das zuletzt eine Reihe von Überfällen auf Seniorinnen untersucht. Mehrfach waren in den vergangenen Monaten ältere Damen von Unbekannten verfolgt und in ihre Wohnungen gedrängt worden. Die Täter hatten ihre Opfer gefesselt und dann nach Wertsachen gesucht. Erst vor wenigen Wochen waren drei ähnliche Fälle aus Pempelfort und Unterrath gemeldet worden.

Ein Zusammenhang mit diesen Taten werde geprüft, heißt es bei der Polizei. Doch könne man derzeit ausschließen, dass der 82-Jährigen unmittelbar vor der Tat ein Fremder gefolgt sei. Noch steht auch nicht fest, ob der flüchtige Täter - oder die Täterin - Wertgegenstände mitgenommen, ob er überhaupt nach Schmuck und Geld gesucht hat. Und auch wie er in die Erdgeschosswohnung gelangt ist, ist noch unklar. Spuren, die er auf dem Fensterbrett hinterließ, als er flüchtete, hat die Kriminalpolizei noch am Tatabend gesichert.

Die Mordkommission bittet Zeugen, sich unter Telefon 0211 8700 zu melden. Sie interessiert sich nicht nur für die Person und den Fluchtweg, sondern auch für verdächtige Beobachtungen im Vorfeld des Verbrechens.

(hpaw)
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