Kontrollen auf der Düsseldorfer Kö Was Autotuner tun — und was die Polizei daran (manchmal) stört

Düsseldorf · Laut, böse, PS-stark - so wünscht sich ein Autotuner sein Gefährt. Sicherheit und Lärmschutz bleiben dabei gelegentlich auf der Strecke - und dann wird die Polizei aktiv. Wir haben uns erklären lassen, worauf die Beamten bei der Kontrolle der Autotuner achten.

Bei der Polizei heißen sie "Tuner und Poser" - Menschen, die ihr Auto nach dem Kauf verändern, damit es anders aussieht, anders klingt, sich anders fährt. "Dagegen haben wir grundsätzlich überhaupt nichts", sagt Polizeihauptkommissar Ludger Walter, Wachleiter bei der Autobahnpolizei Mülheim. Er war am Samstag bei einer Schwerpunktkontrolle an der Königsallee dabei, während der 65 Fahrzeuge wegen Verdachts auf unzulässige Manipulation angehalten wurden. "Aber problematisch wird das Tuning dann, wenn entweder der Lärmschutz oder die Verkehrssicherheit leiden."

Walter beobachtet die Tuningszene schon lange. Ihm zufolge sind besonders Männer aktiv - "ich habe auch schon Frauen erlebt, aber nicht in Düsseldorf". Für viele seien Autotuner einfach "hirnlose Deppen". Von diesem Klischee müsse man sich aber lösen, sagt Walter: "Ich habe auch schon Familienväter mit zwei Kindern auf der Rückbank angehalten, die mit viel zu breiten Reifen unterwegs waren."

Was Fahrzeuge angehe, sei alles dabei vom einfachen Golf bis zum Lamborghini. "Tuner wollen sich von der Masse abheben", beschreibt Walter die Motivation der Szene. "Die Persönlichkeit wird übers Auto definiert." In der Regel sei das Ideal eine Art Keilform, so Walter: "vorne tiefer als hinten, möglichst breit, mit individueller Lackierung."

So frisieren die Autotuner ihre Wagen - und darauf achtet die Polizei:

  • Folie auf die Scheibe kleben Beliebt bei Autotunern: dunkle Folie auf den Fensterscheiben. Das wird dann zum Problem, wenn sie die Sicht der Fahrers einschränkt. "Das ist so, als hätte der Fahrer eine riesige Sonnebrille auf", sagt Polizeihauptkommissar Ludger Walter. Außerdem sei fraglich, ob die Folie die Brucheigenschaften der Scheibe beeinträchtigt. Auch sie muss aus Sicherheitsgründen nämlich "bauartgenehmigt" sein, wie es im Behördendeutsch heißt.
  • Breite Reifen aufziehen Tuner stehen nach Beobachtung von Walter auf breite Reifen - meist sogenannte Niederquerschnittsreifen, die deutlich breiter im Verhältnis zu ihrer Höhe sind als herkömmliche Reifen. Sie erlauben eine höhere Kurvenstabilität und sehen zudem markant aus. Problematisch ist es allerdings, wenn die Reifen zu breit fürs Fahrwerk sind und das Rad in einer Kurve gegen Karosserieteile stößt - und dann blockiert. Die Polizei hat das auf dem Martin-Luther-Platz in Düsseldorf getestet, indem sie das Auto auf Holzrampen aufbockte und eine Kurvenfahrt simulierte. "Wenn dabei ein Blatt Papier zwischen Reifen und Karosserie eingeklemmt wird, dann ist das schon mal nicht in Ordnung", sagt Ludger Walter.
  • Beleuchtung abkleben Für den richtig "bösen", grimmigen Look im Dunkeln kleben manche Tuner ihre Scheinwerfer ebenfalls mit Folie ab. Der Nachteil liegt auf der Hand: Nach vorne sieht der Fahrer nachts deutlich weniger. Nach hinten ist er seinerseits schlechter zu sehen.
  • Schalldämpfer manipulieren Lauter ist besser, finden viele Autotuner. Dazu muss man nicht den Motor frisieren, sondern den Schalldämpfer oder gleich den Auspuff manipulieren. Das Dämmmaterial wird aus dem Schalldämpfer entfernt, er wird durchlöchert oder gleich ganz entfernt. Manche Tuner verändern auch die Abgasleitung so, dass sie auf Knopfdruck den Schalldämpfer umgeht - Lärm auf Bestellung quasi. Manchmal läst sich dieser Mechanismus sogar per App steuern. Die Polizei misst bei Kontrollen den Schallpegel bei einer bestimmten Drehzahl und vergleicht die Werte mit den Werten im Fahrzeugschein. "Wir ziehen eine Toleranz ab - aber wenn der Wert nicht passt, geht's zum Gutachter." Ein solcher Gutachter stand auch am Samstag bei den Kontrollen auf Abruf.
  • Motor frisieren Nur ein gewisser Teil der getunten Autos hat auch tatsächlich einen frisierten Motor, hat Hauptkommissar Walter beobachtet - denn das ist aufwendig und teuer. Die Veränderungen fangen an beim Chiptuning. Dabei wird der Bordcomputer manipuliert, so dass er beispielsweise mehr oder zu einem anderen Zeitpunkt Kraftstoff einspritzt. Das Ziel: Das Auto wird leistungsstärker und schneller. Das Problem laut Walter: "Dadurch verändern sich die Abgaswerte. Und sind die Bremsen überhaupt darauf ausgelegt?" Bei aufwändigeren Aktionen wird aber auch schon mal ein neuer Motor eingebaut. "Die sind dann häufig nicht für das entsprechende Fahrzeug zugelassen."

Die Strecke rund um die Kö ist bei den Tunern sehr beliebt - dort werden sie gesehen. Auf dem Weg vorbei am Martin-Luther-Platz zur Berliner Allee zog die Polizei sie bei erstem Verdacht aus dem Verkehr - und zwar mit Fahrradstreifen. "Selbst mit 500 PS sind Sie in der Innenstadt auch nicht schneller als ein Radfahrer", sagt Hauptkommissar Ludger Walter. Die nächste Ampel bremst selbst das am kunstvollsten getunte Auto.

(hpaw)
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