Nach Hauseinsturz in Düsseldorf Retter suchen weiter nach zweitem Vermissten

Düsseldorf · Einer der beiden Arbeiter, die unter den Trümmern eines eingestürzten Hauses in Düsseldorf-Friedrichstadt vermisst wurden, ist am Morgen tot aufgefunden worden. Die Feuerwehr ist weiter mit einem Großaufgebot im Einsatz.

Nach dem Teileinsturz eines Hinterhauses im Düsseldorfer Stadtteil Friedrichstadt während Sanierungsarbeiten ist einer der beiden Vermissten tot aufgefunden worden. Sein Leichnam kann aber wegen der akuten Einsturzgefahr noch nicht geborgen werden. Das teilte die Feuerwehr am Dienstagvormittag mit.

Die Retter setzen ihre Suche nach dem zweiten Vermissten unter hohen Sicherheitsvorkehrungen fort und hoffen, zumindest ihn lebend zu finden. Am Dienstagmittag hieß es, man gehe weiter davon aus, dass sich der zweite Vermisste auf der Baustelle befinde. Ein Handy sei in der Mitte des Gebäudes geortet worden, es habe aber keinerlei Hilferufe oder Klopfgeräusche gegeben. Feuerwehrsprecher Tobias Schülpen sagt: „Je länger die Suche dauert, desto geringer wird die Hoffnung. Dennoch gehen wir weiter von einer Menschenrettung aus.“

Notfallseelsorger und der Notfallpsychologen des Gesundheitsamtes betreuen unterdessen die Angehörigen der beiden Arbeiter in der Nähe zur Einsatzstelle zur Seite. Sie werden über den Stand der Arbeiten ständig auf dem Laufenden gehalten.

Unterdessen wurde bekannt, dass die Baugenehmigung für die Arbeiten an dem Haus erst am Montagnachmittag – etwa zeitgleich mit dem Unglück – zugestellt wurde. Eine Freigabe sämtlicher Arbeiten sei jedoch auch damit noch nicht automatisch verbunden gewesen, teilt die Stadt mit. „Dafür muss der Bauherr noch einen sogenannte Standsicherheitsnachweis beim Amt einreichen - als Nachweis, dass die Statik des Gebäudes auch während und nach den Arbeiten gewährleistet ist“, sagte Stadtsprecher Marc Herriger. Dieser Nachweis sei bei der Landeshauptstadt Düsseldorf bislang nicht eingegangen.

Hauseinsturz Düsseldorf-Friedrichstadt: Feuerwehr im Großeinsatz
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Hinterhaus in Friedrichstadt stürzt ein

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Foto: Uwe-Jens Ruhnau

Da für den Rest des Gebäudes zunächst eine akute Einsturzgefahr bestand, müssen die rund 60 Einsatzkräfte bei der Suche äußerst vorsichtig vorgehen. Die Feuerwehr rechnet damit, dass der Einsatz am Haus noch mehrere Tage dauern könnte. Es wurden Vermessungsgeräte aufgestellt, die auch kleinste Veränderungen registrieren.

Bereits am frühen Morgen war es gelungen, erste Trümmerteile sowie Teile des Baugerüsts aus dem Einsturzgebiet zu entfernen. Hierbei kommt auch ein Spezialkran zum Einsatz. Mit einer von der Polizei bereitgestellten Drohne mit Wärmebildkamera soll die Suche nach den Vermissten unterstützt und ein besserer Überblick gewonnen werden.

Die ganze Nacht über sei nach Zugangsmöglichkeiten gesucht worden, sagte Feuerwehrsprecher Stefan Gobbin am frühen Dienstagmorgen. Hierfür wurden Teile des Baugerüstes sowie Trümmer- und Gebäudeteile „in mühevoller Kleinarbeit entfernt“, wie es hieß. Das mehrstöckige, leerstehende Haus wurde kernsaniert, als das Unglück am Montag in der Mittagszeit geschah und ein Teil des Gebäudes über dreieinhalb Stockwerke einstürzte.

Zunächst waren die Einsatzkräfte von einem Vermissten - einem 39-Jährigen - ausgegangen, der unter dem riesigen Schuttberg vermutet wurde. Am Abend kam die Befürchtung dazu, dass ein weiterer, 35 Jahre alter Bauarbeiter verschüttet sein könnte. Mithilfe eines Arbeitskollegen konnte laut Feuerwehr die wahrscheinliche Position des zweiten Mannes eingegrenzt werden.

Am Montagabend standen nach einem weiteren Teileinsturz im Kellergeschoss zunächst Sicherungsarbeiten an, um die Einsatzkräfte und die mutmaßlich Verschütteten nicht zusätzlich zu gefährden. Der notwendige Abbruch der Sicherungsarbeiten war am Abend bei Freunden und Angehörigen der Vermissten auf großes Unverständnis gestoßen. An der Unglücksstelle kam es deshalb zu Auseinandersetzungen mit der Feuerwehr.

Neben den beiden Vermissten hätten zehn Männer in dem Gebäude gearbeitet, so der Feuerwehrsprecher. Einer sei wegen eines internistischen Notfalls in ein Krankenhaus gebracht worden, neun wurden zunächst vor Ort von den Einsatzkräften betreut. Von ihnen wurde keiner körperlich verletzt.

Warum ein Teil des Hinterhauses des Wohngebäudes - das nur einige Gehminuten von der Königsallee entfernt ist - einstürzte, sei noch „total offen“, sagte Gobbin am Montag. Die Kriminalpolizei nahm Ermittlungen auf.

Die Fassade des Vorderhauses war zumindest äußerlich nicht beschädigt. Durch das Tor zum Hinterhof waren am Montag Trümmerteile und ein eingestürztes Baugerüst zu sehen. Der Blick von einem benachbarten Parkhaus zeigte: Rund die Hälfte des Hinterhauses ist eingestürzt, der Schutt am Einsturzort türmt sich meterhoch. Die Stadtwerke trennten das gesamte Gebäude von der Energiezufuhr.

Vorsichtshalber räumten die Einsatzkräfte am Montag drei angrenzende Gebäude. Davon waren zunächst 40 Menschen betroffen, von denen 31 von der Stadt in anderen Wohnungen untergebracht wurden.

(chal/hebu/sg/veke/dpa)
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