Düsseldorf-Rath Hartz IV-Empfänger verkaufen Drogen an Schichtdienstler

Düsseldorf/Hilden · Es ist das Kokain des kleinen Mannes: Amphetamin ist aufputschend, billig und illegal. Nach dreimonatigen Ermittlungen hat die Düsseldorfer Polizei jetzt einen ungewöhnlichen Ring von Händlern gesprengt: Sie sind alle bislang unbescholten, über 50 Jahre alt und ihre Kunden kommen nicht aus der Discoszene, sondern sind vor allem Arbeiter, die sich mit der Pep genannten Droge fit für Doppelschichten hielten.

Ein Polizeiinformant hatte im September den Tipp gegeben: In einer Wohnung am Rather Broich werde Amphetamin verkauft. "Der Hinweis war so eindeutig, dass wir schnell von einem erheblichen Tatverdacht ausgingen", sagte am Montag Drogenfahnder Michael Brusdeilins.

Die Ermittler bekamen die Erlaubnis, die drei Hauptverdächtigen zu überwachen. Sie hörten Telefonate mit, in denen sich ein 56-Jähriger mehrmals täglich mit einem 51-jährigen, später mit einem 63-jährigen Mann verabredete. Der kam dann aus der Wohnung gegenüber, brachte die jeweils gerade zum Verkauf benötigte Drogenmenge vorbei, meist in Ein-Gramm-Portionen. Größere Mengen holten regelmäßig zwei Frauen, die ein paar Straßen weiter ihren eigenen Kundenkreis mit der Droge belieferten.

Das sind die gefährlichsten Drogen der Welt
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Foto: dpa, David Ebener

Die Fahnder stellten bald auch fest, woher der Nachschub in die sogenannte Bunkerwohnung kam: Ein Hildener (51) lieferte den Stoff, den er wiederum bei einem 33-Jährigen aus Flingern kaufte. Der war bereits im November verhaftet worden, als er einen Gast aus Holland empfing, der telefonisch angekündigt hatte, er werde "sechs Freunde" mitbringen — ein Code für "sechs Kilo Rauschgift".

Die Drogen wurden beschlagnahmt, als ein Spezialeinheit bei der Übergabe den 33-Jährigen auf der Kiefernstraße festnahm. Doch auch nachdem der Mann in U-Haft war, gingen am Rather Broich die Geschäfte weiter, schon zwei, drei Tage später sei der Lieferant ersetzt worden. Deshalb beschatteten die Fahnder die Gruppe weiter und nahm sie erst vergangene Woche fest — denn natürlich sollte auch der neue Kurier überführt werden. Aus taktischen Gründen wollte Brusdeilins dazu nicht mehr sagen als: "Wir sind zuversichtlich, seiner bald habhaft zu werden."

Seit Oktober seien durch die Hände der Gruppe 17 Kilo Drogen gegangen, was ihnen Einnahmen im sechsstelligen Bereich beschert habe, so der Fahnder. Keiner der Händler und Helfer aber habe in Saus und Braus gelebt. Bis auf den Hildener seien alle Beschuldigten ohne Beruf, lebten von Hartz IV und dem Drogengeld.

Wie sie zum Geschäft mit dem Rauschgift kamen, ist unklar, bislang haben nur einige der Verdächtigen Teilgeständnisse abgelegt. Gegen den Hildener und den 56-jährigen mutmaßlichen Haupttäter ergingen dennoch Haftbefehle, die Ermittlungen richten sich aber gegen insgesamt neun Personen.

(sg)
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