Haus-Einsturz in Düsseldorf Suche nach vermisstem Bauarbeiter geht weiter

Düsseldorf · Bei dem Einsturz eines Hauses in Düsseldorf ist mindestens ein Arbeiter ums Leben gekommen. Mit einem Spezialkran hat die Feuerwehr begonnen, die Trümmer abzutragen. Unterdessen wurde bekannt, dass die Baugenehmigung etwa zur selben Zeit erteilt wurde, als am Montagmittag das Haus einstürzte.

Hauseinsturz Düsseldorf-Friedrichstadt: Feuerwehr im Großeinsatz
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Hinterhaus in Friedrichstadt stürzt ein

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Foto: Uwe-Jens Ruhnau

Nach dem Hauseinsturz in Düsseldorf-Friedrichstadt ist die Suche nach dem noch vermissten Bauarbeiter am Mittwoch fortgesetzt worden. Ein 300-Tonnen-Kran ist seit Dienstagabend an der Luisenstraße im Einsatz, um den Trümmerberg abzutragen, wo zuvor ein sanierungsbedürftiges Bürogebäude stand. Das mehrstöckige Gebäude war am Montagmittag eingestürzt. Zwei Männer waren dabei verschüttet worden, von einem ist inzwischen sicher, dass er das Unglück nicht überlebt hat.

Man habe damit begonnen, den Schutt von oben nach unten abzutragen, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. An einem Nachbarhaus müssen zudem noch einsturzgefährdete Teile des Baugerüsts abgetragen werden.

Weil nicht klar ist, welchen der beiden Männer die Feuerwehr in den Trümmern gesichtet hat, wurde eine DNA-Probe des nur teilweise freigelegten Leichnams entnommen. Am Mittwoch wird das Ergebnis erwartet. Für die Angehörigen eines 39-jährigen türkischstämmigen Duisburgers und eines 35 Jahre alten Arbeiters aus Polen bedeutet das entweder traurige Gewissheit – oder weiter quälende Ungewissheit.

Dass das Handy von einem der Verschütteten in der Mitte des Gebäudes geortet wurde, half nicht weiter. „Die Ortung ist nie auf den Meter genau“, sagt Tobias Schülpen von der Düsseldorfer Feuerwehr. „Außerdem haben wir das Problem der Dreidimensionalität. Wir wissen nicht, in welcher Tiefe das Handy in den Trümmern liegt.“ Die Feuerwehr rechne damit, dass der Einsatz am Haus noch mehrere Tage dauern könnte. „Je länger die Suche dauert, desto geringer wird die Hoffnung. Dennoch gehen wir weiter von einer Menschenrettung aus.“

Während die Angehörigen am Unglücksort von Notfallseelsorgern und und -psychologen des Gesundheitsamts betreut werden, ist ein 300-Tonnen-Kran an die Einsturzstelle gebracht worden. Nach wie vor gehe man bei der Suche äußerst behutsam vor, so Tobias Schülpen. Trotzdem kann inzwischen auch das schwere Gerät eingesetzt werden. Zum einen werden damit lose hängende Gebäudereste, die zusätzliche Gefahrenstellen bilden, abgerissen.

Zum anderen steht seit dem frühen Abend fest, dass sich der noch vermisste Arbeiter in keinem der Hohlräume im Untergeschoss befindet. Dieses Areal wurde per Roboter und Spezialkamera erkundet. „Wenn dort etwas nachrutscht, kann es da niemanden mehr gefährden“, sagte der Feuerwehrsprecher.

Am frühen Montagnachmittag sei die Baugenehmigung erteilt worden, etwa zeitgleich mit dem Unglück, berichtete Cornelia Zuschke, Beigeordnete für Planen und Bauen der Stadt Düsseldorf. Sie hatte am Dienstag die Unglücksstelle besichtigt. Tatsächlich liefen die Arbeiten an dem Haus in der Luisenstraße aber schon seit Längerem.

Nach Angaben der Stadt Düsseldorf hatte der Bauherr im Februar 2020 die Planungen für die weitgehende Sanierung des Anbaus bei der Stadt eingereicht. Dabei ging es auch um den Umbau einer tragenden Wand. „Dem zuständigen Architekturbüro wurde im Genehmigungsverfahren mehrfach die Gelegenheit zu Nachbesserungen der Pläne gegeben“, heißt es von der Stadt. Zuletzt habe das Architekturbüro am 23. Juli, also vier Tage vor dem Unglück, Unterlagen bei der Landeshauptstadt eingereicht. Erst am frühen Montagnachmittag wurde dann vom Bauaufsichtsamt die Baugenehmigung an den Bauherrn verschickt – ungefähr zu der Zeit, zu der das Gebäude eingestürzt ist.

Doch auch der Versand der Baugenehmigung bedeute nicht, dass alle Bauarbeiten freigegeben sind. „Dafür muss der Bauherr noch einen sogenannte Standsicherheitsnachweis beim Amt einreichen – als Nachweis, dass die Statik des Gebäudes auch während und nach den Arbeiten gewährleistet ist“, heißt es von der Stadt. Dieser Nachweis sei bislang nicht eingegangen.

„Es gibt Arbeiten, die bedürfen keiner Genehmigung bei der Bauaufsicht“, sagte Beigeordnete Cornelia Zuschke. „Deswegen können wir noch nicht einschätzen, ob das Maß dieser genehmigungsfreien Arbeiten überschritten worden ist oder nicht.“ Arbeiten wie die Erneuerung von Türen, Fenstern oder Elektroleitungen seien zum Beispiel genehmigungsfrei.

Nun müsse geprüft werden, welche Arbeiten am Gebäude durchgeführt wurden und wodurch am Ende der Einsturz verursacht wurde. Kripo und Staatsanwaltschaft ermitteln, die Stadt Düsseldorf wolle die Ermittlungen unterstützen und auch Gutachter hinzuziehen, so Cornelia Zuschke. Zu dem Gerücht, dass vor Ort auch Schwarzarbeiter tätig gewesen sein sollen, könne die Beigeordnete nichts sagen, das falle nicht in ihren Bereich.

Bei den Arbeiten an der Einsturzstelle an der Luisenstraße wurden auch Kräne eingesetzt.

Bei den Arbeiten an der Einsturzstelle an der Luisenstraße wurden auch Kräne eingesetzt.

Foto: dpa/Marcel Kusch

Laut Ulrike Lappeßen, Leiterin der Bauaufsicht, war beabsichtigt, das Gebäude, das zuletzt eine Designschule angemietet hatte, umzubauen in ein Büro und eine Wohnung. Das Gebäude befindet sich in Besitz einer Firma für Verpackungsmaterial, die bis 1996 ihren Verwaltungshauptsitz in dem Gebäude aus den 50er Jahren hatte.

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