17 Seniorinnen überfallen Soko "Band" jagt brutale Halskettenräuber in Düsseldorf

Düsseldorf · 17 Überfälle auf alte Damen sind in den vergangenen fünf Wochen aus dem Düsseldorfer Norden gemeldet worden. Die Täter stahlen auf brutale Weise den Schmuck der Seniorinnen. Jetzt bittet die Polizei die Bevölkerung um Mithilfe.

 Die Grafik zeigt, wo in Düsseldorf die Überfälle stattfanden.

Die Grafik zeigt, wo in Düsseldorf die Überfälle stattfanden.

Foto: graf

Die Täter sind brutal, skrupellos und sie arbeiten vielleicht zusammen. Möglich ist aber auch, dass in Verbrecherkreisen die Idee von der schnellen Beute bei wehrlosen Opfern gerade in Mode kommt. "Wir haben ein Problem", sagt Polizeisprecher Markus Niesczery. Und deshalb wurde vorige Woche eine Sonderkommission eingesetzt, die sich um alle ins Muster passenden Taten kümmert, auch wenn die Täter unterschiedlich aussehen.

Dirk Sybertz leitet die Soko, die sowohl die Schmuckräuber als auch die Täter jagt, die ihre Opfer in deren Wohnungen überfallen. Mit zwei solchen Taten begann die Häufung der Seniorinnen-Überfälle. In der Nähe des Großmarkts und am Rather Kreuzweg waren am 20. und am 29. April Rentnerinnen von Männern gefesselt worden, die als angebliche Handwerker Einlass in die Wohnungen gefunden hatten.

Täter suchen ihre Opfer gezielt aus

Am 9. Mai folgt ein Mann einer 79-Jährigen vom Einkaufen zu ihrer Wohnung an der Coesfelder Straße, reißt ihr die Kette vom Hals und einen Ohrring aus dem Ohr. Vier Tage später scheitert ein ähnlicher Versuch am S-Bahnhof Unterrath, weil ein Passant den Täter stört. Am selben Tag werden eine 75-Jährige an der Ahornallee und eine 60-Jährige an der Westfalenstraße von Halskettenräubern überfallen.

"Wir gehen davon aus, dass die Täter ihre Opfer auf Einkaufsstraßen oder in Läden aussuchen, ihnen dann nach Hause folgen", so Sybertz. Aber sie nutzen auch öffentliche Verkehrmittel. Am 13. und am 24. Mai folgen Täter in Gerresheim ihren Opfern (77 und 76 Jahre) jeweils aus einem Bus nach Hause. Am S-Bahnhof Unterrath schlägt eine 65-Jährige mit ihrem Schlüsselbund einen Räuber nieder - der flüchtet mit der Bahn.

Überfälle auch in der Wohnung

Die Verbindung zu den scheinbar völlig anderen Taten in den Wohnungen zeigt ein Fall aus Pempelfort: Dort gibt sich am 18. Mai ein Mann als Handwerker aus, will in die Wohnung. Weil es tatsächlich Probleme mit der Heizung gibt, öffnet eine 83-Jährige ihm die Tür. Doch als ihr Mann dem angeblichen Monteur Fragen stellt, springt der auf einmal auf die Seniorin zu, reißt ihren Schmuck vom Hals und flüchtet. "Wir gehen davon aus, dass der Mann einen Überfall in der Wohnung verüben wollte und den Plan aufgab, als der Ehemann dazukam", sagt Fahnder Sybertz.

Auf den Wert des geraubten Schmucks achten die Täter nicht, sie nehmen, was sie kriegen können. Am 18. Mai würgt einer eine 83-Jährige an der Augustastraße von hinten, tastet sie dabei ab, bis er ihre Geldbörse findet. Auch in Pempelfort wird eine 83-Jährige auf diese Art durchsucht. Am selben Tag folgt ein Räuber einer 82-Jährigen aus dem Bus zur Burgmüllerstraße, reißt ihr die Kette weg. Tags darauf trifft es eine 79-Jährige an der Collenbachstraße. Am Rather Kreuzweg zerrt ein Täter am 20. Mai so heftig an der Kette einer 76-Jährigen, dass sie fast die Treppe hinunter stürzt. Er ist schon auf dem Weg nach draußen, da dreht er sich um, kehrt zurück, und reißt ihr noch einen Ohrring ab. "Die Täter sind brutal, nehmen in Kauf, dass sich ihre Opfer schwer verletzt", sagt Sybertz. Und sie nutzen die wehrlosigkeit der betagten Damen aus. In Gerresheim wurde eine Frau überfallen, deren Mann im Rollstuhl sitzt und von dem der Täter kein Eingreifen fürchten musste. In Eller bot ein Mann einer gehbehinderten 83-Jährigen Hilfe beim Tragen an, bevor er sie beraubte.

Zwei der 17 Überfallenen mussten ins Krankenhaus, die anderen überstanden die Attacken mit leichten Verletzungen. Aber alle sind traumatisiert, fühlen sich nicht mehr sicher. Deshalb will die Polizei die Serie schnell stoppen. Sie bittet auch mögliche Zeugen um Hilfe: "Haben Sie ein Auge auf ältere Damen, sprechen Sie sie an, wenn Ihnen eine Situation merkwürdig vorkommt", sagt der Seniorenbeauftragte der Polizei, Lutz Türk, der für Freitag zu einer außerplanmäßigen Infoveranstaltung nach Rath einlädt (siehe Info unten).

(RP)
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