Übung in Düsseldorf Wie die Feuerwehr Menschen aus dem Eis rettet

Düsseldorf · Die Versuchung ist groß – die Gefahr auch. Kaum friert es, brechen Menschen durch die Eisdecke von Seen. Bei einer Übung in Düsseldorf zeigte die Feuerwehr, wie die Rettung funktioniert - und was man selbst tun kann, wenn man einen Unfall beobachtet.

Fotos von einer Feuerwehr-Übung in Düsseldorf: Rettung aus dem Eis
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So rettet die Feuerwehr Menschen aus dem Eis

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Foto: Bretz, Andreas (abr)

Keiner weiß, was im Kopf des jungen Mannes im Cowboy-Kostüm vorging, der Altweiber 2018 nachts durch den Bürgerpark nach Hause lief. Warum er die noch dünne Eisfläche des Sees betrat, ist nicht überliefert. Wahrscheinlich waren auch ein paar Promille im Spiel. Der Cowboy brach jedenfalls durchs Eis. Wenige Minuten später waren Feuerwehr und Rettungsdienst zur Stelle.

Wie die Feuerwehr vorgeht, wenn  jemand im Eis einbricht, hat sie am Mittwochvormittag an gleicher Stelle demonstriert – und die Gelegenheit des ersten wirklich kalten Tages genutzt, um auf die Gefahren zugefrorener Gewässer hinzuweisen. Denn auch wenn Feuerwehrmann Eric Reimann (46) in seinem Überlebensanzug zunächst Schwierigkeiten hatte, mit Absicht einzubrechen – wo das Eis gerade dünn ist oder vielleicht schon einen Sprung hat, kann der Laie kaum erkennen.

„Wir gehen davon aus, dass ein Kind maximal zwei Minuten, ein Erwachsener maximal fünf Minuten im kalten Wasser bleiben kann“, sagt Feuerwehrsprecher Christopher Schuster. „Danach tritt eine lebensbedrohliche Unterkühlung ein.“ Sich selbst zu befreien, ist fast unmöglich. Nicht nur, weil man sich am instabilen Eisrand nicht hochziehen kann. Auch die Muskulatur macht wegen der Kälte schnell nicht mehr mit.

Wird gemeldet, dass eine Person sich im eisigen Wasser befindet, eilen die Kräfte der nächstgelegenen Feuerwache herbei. Wie die Ausrüstung aussieht, die überall vorgehalten wird, demonstrierte Feuerwehrmann Michael Jünger. Sein Überlebensanzug ist knallorange.

Er ist angeleint und trägt einen gelben Rettungsring über dem Oberkörper. Sein Job ist es, den Eingebrochenen zu sichern. Alleine herausziehen könnte er die Person nicht. „Arme hoch!“, kommandiert er. Reimann leistet Folge. Jünger stülpt ihm den Rettungsreif über. „Hilfe ist unterwegs“, ruft er Reimann zu, der glaubwürdig Panik simuliert.

 Diese Schilder warnen in Düsseldorf vor dem Betreten der gefrorenen Gewässer.

Diese Schilder warnen in Düsseldorf vor dem Betreten der gefrorenen Gewässer.

Foto: Christoph Schroeter

Phase zwei der Rettungsaktion: Eistaucher rücken an. Sie sind in der Hüttenstraße stationiert und brauchen daher je nach Einsatzort etwas länger. Dafür haben sie eine Spezialausbildung und besondere Ausrüstung wie den Eisretter, ein langes, rotes Gummiboot, bestehend aus Liegefläche und breitem Rand. Drei Taucher galoppieren im Sturmschritt über das Eis. „Wenn sie dabei einbrechen, ist das eben so“, kommentiert ein Feuerwehrmann an Land. Durch die Öffnung zwischen Liegefläche und Rand des Eisretters ziehen sie Reimann hindurch, bis er sicher liegt. Dann geht es im Laufschritt zurück an Land, wo im Ernstfall bereits der Notarzt wartet.

Was tun, wenn man selbst beobachtet, dass jemand einbricht? „Die Möglichkeiten sind begrenzt“, gibt Feuerwehrsprecher Christopher Schuster zu. Insbesondere, wenn jemand auf der Mitte des Sees einbricht. „Ratsam ist, sofort die 112 zu wählen. Man kann dann versuchen, dem zu Rettenden etwas zuzuwerfen – einen Stock, ein Kleidungsstück.“

Besser stehen die Chancen, wenn jemand am Rand einbricht. An allen Gewässern auf öffentlichen Grünflächen hat die Stadt gelbe Eisleitern aufgestellt. Diese legt man aufs Eis oder auf die Wasserfläche, so dass der Eingebrochene sich daran festhalten und hoffentlich ans Ufer krabbeln kann. „Keinesfalls sollte man auf die Idee kommen, aufs Eis hinterher zu gehen, um zu helfen“, warnt Schuster.

Die Geschichte des Cowboys im Eis ging übrigens gut aus – wenn auch recht viel Arbeit auf die Feuerwehr zukam. Zwar hatte sich der junge Mann schon an Land gerettet, als die Einsatzkräfte eintraten. Weil er aber erzählte, es sei noch eine andere Person im See, suchten 23 Feuerwehrleute etwa anderthalb Stunden alles ab. Gefunden wurde niemand – zum Glück.

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