In Düsseldorf-Pempelfort ausgegraben Gestohlene Stolpersteine im Hofgarten gefunden

Düsseldorf · Die vor wenigen Tagen in Düsseldorf-Pempelfort gestohlenen Stolpersteine sind wieder aufgetaucht. Sie lagen in einem Gebüsch im Hofgarten.

 Zwei in der Blumenstraße verlegte Stolpersteine.

Zwei in der Blumenstraße verlegte Stolpersteine.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Zwei Stolpersteine wurden am 3. November auf der Venloer Straße in Pempelfort gestohlen. Jetzt sind die beiden Gedenksteine wieder aufgetaucht. Sie wurden bereits am Mittwochabend im Hofgarten von einem Mann im Gestrüpp aufgefunden. Der Finder, der von dem Diebstahl der Steine aus den Medien erfahren hatte, brachte die Stolpersteine daraufhin direkt zur Polizeiwache Stadtmitte.

Anwohnern war am 3. November aufgefallen, dass die kleinen Gedenktafeln, die in den Boden eingelassen sind, fehlten. Der Staatsschutz der Düsseldorfer Polizei hatte die Ermittlungen übernommen. Dieses dauern auch nach dem Fund an.

Die gestohlenen Stolpersteine haben an das Ehepaar Max und Berta Back erinnert, das viele Jahre mit seinen zwei Töchtern in Düsseldorf gewohnt hat und später zu Opfern des Nationalsozialismus wurde. Der Mahn- und Gedenkstätte zufolge führte Max Back ab 1902 die Buchdruckerei „Haas & Wittke“, die er 1933 nach der Machtergreifung der Nazis aber aufgeben musste.

Am 10. November 1938 wurde die Wohnung der Familie überfallen. Einer der Täter entwendete bei der Zerstörungsaktion den Schmuck von Berta Back und wurde wegen des Diebstahls – nicht wegen der Zerstörung der Wohnung – am 27. Januar 1939 vor dem Schöffengericht Düsseldorf zu zwei Monaten Gefängnishaft verurteilt.

Im Mai 1940 schlug die Reichsbahndirektion Wuppertal der Düsseldorfer Gestapo vor, eine „Arbeitspflicht“ gegen Max Back zu verhängen, da er noch Mietschulden bei ihnen habe. Max Back stand nun im Fokus der Gestapo-Überwachung.

Ein am 31. Dezember 1940 an die Israelitische Fürsorge in Basel geschickter Brief wurde abgefangen und Max Back am 27. Januar 1941 von der Gestapo wegen „Verstoßes gegen die Verordnung über das Nachrichtenwesen“ verwarnt. Beide Töchter befanden sich zu diesem Zeitpunkt schon im sicheren Ausland.

Am 27. Oktober 1941 wurde Max Back mit seiner Ehefrau Berta in das Ghetto von Lodz deportiert. Max starb am 12. Juli 1942 im Ghetto und Berta wurde 14. Juli 1944 in Chelmno ermordet.

Mit seinem bekanntesten Projekt will der Aktionskünstler Gunter Demnig die Menschen über den Nazi-Terror in ihrer unmittelbaren Umgebung stolpern lassen. Der 72 Jahre alte Künstler fertigt etwa zehn mal zehn Zentimeter große Pflastersteine, die an die Opfer der Diktatur erinnern sollen.

Diese Stolpersteine werden vor früheren Wohnhäusern oder Geschäften von Juden, Sinti und Roma, Homosexuellen und Widerstandskämpfern in den Boden eingelassen. Auf den Steinen sind kleine Messingtafeln mit biografischen Angaben der Ermordeten oder Verfolgten angebracht.

Die Miniatur-Denkmäler gibt es laut Demnig in mehr als 20 Ländern Europas. Inzwischen hat der Künstler mit Helfern mehr als 90.000 Stolpersteine hergestellt. Für 120 Euro kann jeder eine Patenschaft für die Herstellung und Verlegung eines Steins übernehmen.

Die Aktion des Künstlers, der lange im Raum Köln lebte und nun im hessischen Alsfeld wohnt, ist allerdings auch umstritten. So hat sich die Stadt München Ende 2019 offiziell gegen die Verlegung von Stolpersteinen entschieden. Begründung: Die Namen von Nazi-Opfern sollen nicht mit Füßen getreten werden.

(csr)
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