Düsseldorf Bitte hecheln!

Düsseldorf · Tierfotograf Christian Vieler verewigt den besten Freund des Menschen auf außergewöhnlichen Portraits.

 Im Tierhandel Megazoo in war Christian Vieler mit seinem mobilen Fotostudio im Einsatz. Zwölf tierische Models hatte er an jenem Tag vor der Linse. RP-Foto: Hans-Jürgen Bauer

Im Tierhandel Megazoo in war Christian Vieler mit seinem mobilen Fotostudio im Einsatz. Zwölf tierische Models hatte er an jenem Tag vor der Linse. RP-Foto: Hans-Jürgen Bauer

Foto: Bilk

Während Fotograf Christian Vieler seine Kamera vorbereitete, war hinter den Kulissen seines improvisierten Fotostudios Unruhe zu vermerken. Denn Fotomodel Wolf nutzte die Zeit, um jede Ecke des improvisierten Fotostudios zu begutachten. Das hatte jedoch weniger mit Aufregung zu tun, sondern viel mehr mit einer großen Neugier. Wolf ist nämlich kein herkömmliches Model, sondern ein acht Jahre alter Schäferhund, der für sein Frauchen Angela Kamps gestern portraitiert wurde.

Tierfotograf Christian Vieler hat sich unter Hundehaltern bereits einen Namen gemacht. Denn seine Fotos der Vierbeiner sind keine klassischen Bilder von einem sitzenden Hund, der mit viel Glück in Richtung Linse schaut. Stattdessen bildet er die Tiere in einem besonderen Moment ab: dem Zuschnappen. Seit einigen Monaten tourt er damit in Zusammenarbeit mit dem Hundefutterhersteller Josera durch die Tierhandlungen der Republik. Gestern machte er dabei Station im Tierfachgeschäft Megazoo an der Suitbertusstraße in Bilk.

Dort wartete er in seinem mobilen Fotostudio zwischen Futterregalen auf seine zwölf Models. Diese waren zuvor im Rahmen eines Gewinnspiels unter über 500 Teilnehmern ausgewählt worden. Unter den glücklichen Gewinnern war auch die Düsseldorferin Angela Kamps, beziehungsweise ihr achtjähriger Schäferhund Wolf. "Ich habe schon viele Fotos von ihm mit meiner Kamera gemacht, darunter auch ein paar gute. Aber so gut wie der Fotograf bekomme ich das natürlich nicht hin", erzählte sie. Doch hinter Vielers außergewöhnlichen Momentaufnahmen steckt eine Menge Arbeit. Schließlich lässt sich ein Hund nicht so leicht zum Posieren überreden, wie es bei Heidi Klums Topmodels im Fernsehen geschieht. Zuallererst muss Vieler das Vertrauen der Tiere gewinnen. Doch war das in Wolfs Fall relativ leicht. Ein paar Streicheleinheiten und - wohl viel entscheidender - ein paar Leckerlis und Wolfs Vertrauen war gewonnen. Denn der Rüde ist trotz seiner Neugier ein sehr ruhiger Zeitgenosse.

In Hinblick auf seine Vergangenheit eigentlich eine Überraschung. Denn die ersten sechs Jahre seines Lebens verbrachte Wolf als herrenloser Hund auf Straßen Bulgariens. Als Angela Kamps ihn adoptierte, befand sich der Hund in einem äußerst schlechten Zustand. Doch mittlerweile hat er sich gut in seiner neuen Heimat akklimatisiert. Für Angela Kamps ein Herzensprojekt: "Wolf ist mittlerweile der dritte Straßenhund, den ich aufgenommen habe", sagte Kamps, die sich auch abseits der Hundeadoption für Tierschutz engagiert.

Umso schöner, dass Wolf nun in Aschenputtelmanier von Straßenhund zum Fotomodel wurde. Und laut Vieler machte er seinen Job gar nicht mal so schlecht. Denn für das Schnapper-Motiv muss das Tier mitspielen - und Vieler den richtigen Moment erwischen.

In der einen Hand hält Vieler ein Leckerli, in der anderen seine Kamera. In dem Moment, in dem er das Leckerli hochwirft, muss er auf den Auslöser der Kamera drücken. "Um genügend gute Aufnahmen zu haben, brauche ich circa 30 bis 40 Versuche", berichtete Christian Vieler. Während Wolf keine Probleme beim Schnappen hatte, fehlte ihm dennoch an mancher Stelle die Disziplin, so dass er immer wieder von seinem Platz aufstand.

Doch die Mühe sollte sich am Ende lohnen; Angela Kamps war von den Ergebnissen begeistert. "Viel besser als meine Bilder von zu Hause", resümierte sie. Ihr Favorit wird in den kommenden Woche nachbearbeitet und anschließend groß auf Leinwand gedruckt, damit sie sich das Bild zu Hause aufhängen kann. Doch Vieler ist nicht immer erfolgreich. Manche Hunde können oder wollen nicht schnappen oder haben Angst vor dem Blitz.

Mit leeren Händen mussten die Besitzer in diesen Fällen gestern trotzdem nicht nach Hause gehen. "Dann mache ich wenigstens ein normales Portrait", sagte Vieler.

(RP)
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