Jan Cornelius Bilker Schriftsteller geht auf Lese-Tour

Düsseldorf · Jan Cornelius besucht im Januar drei Düsseldorfer Büchereien. Er liest Geschichten aus seinem neuen Buch "Narrenstück oder das Wundern des Dolmetschers beim Betrachten der Welt". Mit Humor könne man Krisen besser bewältigen, sagt er.

 Jan Cornelius wohnt in Bilk. Sein Heimatgefühl geht über Düsseldorf und Deutschland hinaus. "Ich bin ein Weltbürger", sagt der Schriftsteller.

Jan Cornelius wohnt in Bilk. Sein Heimatgefühl geht über Düsseldorf und Deutschland hinaus. "Ich bin ein Weltbürger", sagt der Schriftsteller.

Foto: H.J. Bauer

Jan Cornelius ist in den 1970er-Jahren aus Rumänien nach Deutschland geflohen und wohnt nun in Bilk. Obwohl er in Düsseldorf als Schriftsteller, Übersetzer und Journalist arbeitet, hat er seine Heimat nicht vergessen. Er veröffentlichte vor Kurzem ein Buch, in dem er sich auf satirisch-humoristische Weise mit dem Leben hinter dem Eisernen Vorhang auseinandersetzt. RP-Mitarbeiter Holger Lodahl sprach mit dem Autor über seine Geschichten, in deren amüsante Zeilen viel Ernst zu lesen ist.

Herr Cornelius, wovon handeln die Geschichten ihres neuen Buches?

Jan Cornelius Die miteinander verbundenen Geschichten spielen teilweise im Osten Europas zu Zeiten des Eisernen Vorhangs und zum Teil im heutigen Europa, vor allem in Düsseldorf. Es geht um Diktatur und Freiheit und wie sie im Alltag erlebt werden. Das große Thema des Buches jedoch ist die Literatur, das fiktionale Buch als Lebens- und Überlebenshilfe. Es kommen in diesem vor allem humoristischen Buch so merkwürdige Gestalten vor wie Dracula, John Lennon, Polizeikommissare und Diebe im Düsseldorfer Polizeipräsidium, ein türkischer Frisör an der Bilker Allee und sein japanischer Kunde.

Sie sind in den 1970er-Jahren, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, nach Düsseldorf gekommen. Was waren die größten Schwierigkeiten für Sie in Rumänien?

Cornelius Ich bin vor der Diktatur geflüchtet. Es machte mich krank, dass ich nicht selbst entscheiden durfte, was ich für eine Literatur las, dass meine Geschichten nicht erscheinen durften, dass ich nicht reisen durfte, dass ich bespitzelt wurde. Ich fühlte mich wie in einem riesigen Gefängnis.

Diese bitteren Erlebnisse sehen Sie heute aus der Sicht eines Satirikers. Erscheint Ihnen Ihr damaliges Leben so lächerlich?

Cornelius Man kann in einer schwierigen Lebenslage verzweifeln oder in einer Krisensituation weinen, aber man kann auch darüber lachen, sich darüber lustig machen. Der Humor und die Ironie sind mir sehr wichtig, sie gehören zu meiner Natur. Es lag mir sehr daran zu zeigen, dass man mit Humor und Witz schlimme Lebenssituationen gut meistern kann. Der Clown, der Narr, das Absurde, das Schräge genießen meine ganze Bewunderung. Es geht mir sehr darum, über wichtige und nicht nur lustige, sondern manchmal auch tragische Dinge mit Leichtigkeit zu berichten.

Seit 1977 wohnen Sie in Bilk und sind ein erfolgreicher Autor. Haben Sie jemals daran gedacht, nach Rumänien zurückzukehren?

Cornelius Nein. Ich lebe seit mehr als 35 Jahren hier am Rhein und fühle mich hier schon längst heimisch. Ich bin ein Düsseldorfer. Aber vor allem fühle ich mich als Europäer, als ein Weltbürger, als ein Reisender zwischen Ost und West. Am besten geht es mir also im Zug oder im Flugzeug.

Im Januar können die Düsseldorfer Sie bei einigen Lesungen erleben. Wo und wann?

Cornelius Vier Termine habe ich für Januar geplant. Am 21. Januar bin ich in der Zentralbücherei, es folgen Lesungen in Unterbach, Eller und Benrath. Ich freue mich auf die Besucher. Bei anderen Lesungen aus dem "Narrenstück" lachte und applaudierte das Publikum und suchte das Gespräch mit mir über das Erzählte. Das hohe Identifikationspotenzial der Zuhörer ehrt mich.

(lod)
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